Nestlé gelang von Januar bis Juni ein organisches Wachstum von 8,1 Prozent, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. 6,5 Prozent waren dabei auf die Weitergabe der steigenden Kosten an die Kunden zurückzuführen. Dennoch griffen die Kunden weiterhin beherzt bei Produkten wie Nespresso-Kapseln, Purina-Katzenfutter oder San-Pellegrino-Wasser zu, denn auch das sogenannte interne Realwachstum, also die Verkaufsmenge, nahm um 1,7 Prozent zu.

Alleine im zweiten Quartal stiegen die Preise um 7,7 Prozent. Schon im ersten Quartal war das sogenannte "Pricing" mit 5,2 Prozent auf einem mehr als zehnjährigen Höchststand. "Wir konnten die Auswirkungen der beispiellosen Inflation und der Lieferkettenprobleme auf unsere Margen mit disziplinierter Kostenkontrolle und operativer Effizienz in Grenzen halten", wird CEO Mark Schneider in der Mitteilung zitiert.

Organisch hat Nestlé genau gleich stark zugelegt wie der Konkurrent Unilever, der am Dienstag mit einem stärkeren Wachstum als erwartet überrascht hatte. Auch Nestlé übertrifft die Schätzungen der Analysten gemäss AWP Konsens. Diese hatten ein organisches Wachstum von 7,5 Prozent erwartet.

An der Börse fällt der Kurs. Die Nestlé-Aktie gibt im frühen Handel nach, reduziert aber in zwischenzeitliches Minus von über 2 Prozent auf 1,6 Prozent. 

Tierfutter ist Kassenschlager

Gemäss der Mitteilung trug das Tierfutter von Purina am meisten zum organischen Wachstum bei. Dabei hätten die Tierbesitzer ihren Lieblingen vermehrt Premium-Futter gekauft.

Auch der Kaffee-Umsatz wuchs erneut, wobei das Wachstum über alle Marken und Regionen hinweg breit abgestützt gewesen sei. Dem Kaffee-Geschäft half zusätzlich, dass die Menschen wieder vermehrt unterwegs waren. So verzeichneten die Ausser-Haus-Kanäle und damit Produkte wie die Starbucks-Kaffees, die im Detailhandel erhältlich sind, eine starke Erholung. Aber auch zuhause tranken die Leute erneut mehr Kaffee wie Nescafé oder Starbucks at Home, obwohl bereits die Vergleichsbasis vom letzten Jahr hoch war.

Beliebt waren zudem auch Süsswaren, deren Umsatz zweistellig wuchs. Dabei hätten die Menschen vor allem bei Kitkat und saisonalen Produkten mehr zugegriffen.

Mehr Babynahrung verkauft dank Mangel in USA

Auch die Umsätze mit Babynahrung wuchsen den Angaben nach im oberen einstelligen Bereich. Dabei half dem Unternehmen auch, dass einer der grössten Säuglingsnahrungsproduzenten in den USA wegen Verunreinigungen die Produktion einstellen musste. Nachdem das zu einer Knappheit an Säuglingsmilchpulver geführt hatte, musste Nestlé mit tonnenweise Milchpulver aushelfen. Doch auch im sonst schwächelnden Markt in China hat Nestlé nun mehr Säuglingsnahrung verkauft.

Der operative Gewinn stieg stärker als erwartet auf 7,7 Milliarden, konnte aber mit dem Umsatzwachstum nicht ganz Schritt halten. So nahm die EBIT-Marge als Indikator für die Profitabilität um 0,5 Prozentpunkte auf 16,9 Prozent ab.

Deshalb hat das Unternehmen nun auch seine Schätzungen für die EBIT-Marge etwas gesenkt. Neu soll sie für das Gesamtjahr bei 17 Prozent zu liegen kommen. Zuvor war Nestlé noch von einer EBIT-Marge zwischen 17,0 und 17,5 Prozent ausgegangen. Für das Umsatzwachstum ist Nestlé jedoch inzwischen sogar optimistischer geworden. Neu erwartet der Konzern 7 bis 8 Prozent Wachstum. Zuvor war Nestlé von einem Wachstum von "rund" 5 Prozent ausgegangen.

Unter dem Strich blieb ein um 11,7 Prozent tieferer Halbjahresgewinn als im Vorjahr. Dieser lag bei 5,2 Milliarden Franken.

(cash/AWP)