Wegen der Kosten für den Rückzug aus Russland und Belarus senkte der Softwarekonzern seine Gewinnziele für 2022. Das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft brummt dagegen.

Der operative Gewinn fiel im zweiten Quartal währungsbereinigt um 16 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro, teilte SAP am Donnerstag mit. Vor diesem Hintergrund rechne man für das Gesamtjahr nur noch mit einem Ergebnis von 7,6 bis 7,9 Milliarden Euro, statt wie bisher mit 7,8 bis 8,25 Milliarden. Hier schlügen die Folgen des Ukraine-Kriegs mit etwa 350 Millionen Euro negativ zu Buche. "Weitere Auswirkungen durch diese sich schnell verändernde Situation sind derzeit nicht bekannt, könnten jedoch für unsere Geschäftsaktivitäten möglicherweise erhebliche negative Folgen haben, sollte sich die Lage über das aktuelle Mass hinaus weiter verschärfen", warnte SAP. Bis zum Jahresende werde der Rückzug aus Russland und Belarus voraussichtlich abgeschlossen sein.

"Die Prognose-Senkung ist enttäuschend", sagte ein Börsianer. Das Umsatz-Wachstum vor allem im wichtigen Cloud-Geschäft deute aber darauf hin, dass das Geschäft im Grossen und Ganzen gut laufe. SAP-Aktien rutschten Geschäft von Lang & Schwarz ans Dax-Ende und verloren 2,7 Prozent.

Immer mehr SAP-Kunden zieht es in die Cloud

Die Umsätze legten im zweiten Quartal zu, vor allem im wichtigen Cloud-Geschäft. Hier stiegen die Erlöse währungsbereinigt um etwa ein Viertel auf 3,06 Milliarden Euro. Ähnlich stark schwoll der Auftragsbestand in diesem Bereich an, der ein Volumen von 10,4 Milliarden Euro erreichte. Hiervon entfielen 2,26 Milliarden Euro auf das Kernprodukt S/4HANA, dessen Ordervolumen um 87 Prozent zulegte.

Die Gesamterlöse wuchsen um fünf Prozent auf 7,52 Milliarden Euro und übertrafen die Analystenerwartungen von im Schnitt 7,32 Milliarden Euro. "Unsere Umstellung auf das Cloudgeschäft verläuft schneller als geplant und wir haben die Umsatzerwartungen übertroffen", sagte Firmenchef Christian Klein. "Die Clouderlöse sind nun zum grössten Umsatzstrom geworden."

Nettogewinn bricht ein - Neue Aktienrückkäufe

Deutlicher als beim Betriebsergebnis fiel der Rückgang des Reingewinns aus. Er brach um 51 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro ein. Als Grund nannte SAP einen geringeren Beitrag des Risikokapitalgebers Sapphire Ventures, der um etwa eine Milliarden Euro gesunken sei.

Parallel dazu kündigte das Unternehmen zusätzliche Aktienrückkäufe im Volumen von 500 Millionen Euro an. Zwar seien für die Mitarbeiter-Vergütungsprogramme in laufenden Jahr notwendigen Anteilsscheine bereits eingesammelt worden, sagte der scheidende Finanzchef Luka Mucic. Man nutze aber die günstigen Kurse. Seit Jahresbeginn haben SAP-Titel knapp 30 Prozent verloren. Im ersten Halbjahr hatte SAP nach eigenen Angaben eigene Anteile im Volumen von einer Milliarde zurückgekauft.

(Reuters)