Die Aktie von Swisscom fällt am Donnerstag im frühen Handel an der SIX in einem leicht positiven Gesamtmarkt bis 2 Prozent auf 493,80 Franken. Damit befindet sich die Aktie zum ersten Mal seit Anfang November 2021 wieder unter der Marke von 500 Franken.

Die Aktie von Swisscom, wegen der defensiven Qualitäten im unsicheren Ersthalbjahr äusserst gefragt, setzt die Negativtendenz der letzten Wochen fort. Seit Anfang Mai, als eine Marke von 590 Franken erreicht wurde, hat die Aktie rund 15 Prozent verloren. Dies, weil die Anlegerinnen und Anleger vor allem in den letzten Wochen wieder zu risikoreicheren Aktien griffen und weil die Leitzinsen weltweit angehoben wurden.

Auslöser für den jüngsten Kursrückgang sind die Halbjahreszahlen des Telecom-Konzerns, die am Donnerstagmorgen veröffentlicht wurden. Es resultierte ein Rückgang des Reingewinns um 25 Prozent auf 785 Millionen Franken. Mehrere Sonderfaktoren spielten dabei eine Rolle, so unter anderem die bereits bekannte Busse von knapp 72 Millionen Franken der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko.

Ohne die Sondereffekte wäre der Reingewinn um 8,2 Prozent gestiegen. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sank um 5,4 Prozent. Der Umsatz verringerte sich um 1,6 Prozent auf 5,5 Milliarden Franken. Ohne die Euro-Schwäche wäre der Umsatz beinahe stabil geblieben. Mit den Zahlen hat die Swisscom die Erwarungen der Analysten etwas verfehlt.

Hohe Dividendenrendite

Der zuständige Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zieht aber insgesamt ein positives Fazit zu den Zahlen. Swisscom habe auf Stufe Umsatz die Erwartungen in der Schweiz erfüllen können, das Unternehmen sei mit der Kostenkontrolle über Plan.

"Unserer Investment Case, der die hohe Dividendenrendite von 4,4 Prozent und das defensive Geschäftsmodell als attraktiv erachtet, bleibt intakt", schreibt die ZKB in einer Notiz. Die Bank hat eine Bewertung von 543 Franken bei der Aktie.

Sollte sich das Investoren-Sentiment aufgrund von geopolitisch und konjunkturell unsicheren Zeiten wieder wenden, dann wird die Swisscom-Aktie wieder gefragter sein. Langfristig orientierte Investoren können bei den momentanen Kursen zugreifen. Der Ausblick fürs Gesamtjahr bleibt unverändert. Die Dividende soll auch für das laufende Jahr bei 22 Franken bleiben. 

Ein Risiko bleiben laut dem Analysten von Goldman Sachs allerdings die noch immer nicht
abgeschlossenen Untersuchungen der Weko. Sie könnten zu einem Schlüsselelement für künftige Investitionen werden.

Nach Ansicht der Wettbewerbshüter hatte Swisscom zwischen 2006 und 2013 bei der Übertragung von Live-Fussball- und -Eishockeyspielen im Bezahl-TV seine marktbeherrschende Stellung missbraucht. Vor dem Bundesverwaltungsgericht war die Swisscom im Juni mit einer Beschwerde gegen die Weko-Busse gescheitert. Der "Fall" liegt nun beim Bundesgericht. 

(cash)