Einige Rettungseinsätze vor Ort, wo auch Aufräumarbeiten begonnen haben, neigten sich über das Wochenende dem Ende entgegen. So beendete etwa ein Such- und Rettungsteam aus Katar seinen zweiwöchigen Einsatz in der Südtürkei, wie die katarische Nachrichtenagentur QNA berichtete. Nach Angaben des türkischen Katastrophenschutzes Afad sind aber immer noch mehr als 40 000 Retter aus dem In- und Ausland im Einsatz, um Verschüttete zu bergen.
US-Aussenminister Blinken sollte am Sonntag die schwer getroffene türkische Provinz Hatay besuchen und sich mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu ein Bild der Lage machen. Am türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik sollte er ausserdem den Bereich besuchen, an dem Hilfsgüter für den Transport vorbereitet werden, wie das State Department mitteilte. Ausserdem war eine Begegnung mit betroffenen Familien sowie mit Such- und Rettungsteams geplant. Über Incirlik kamen tonnenweise Hilfsgüter ins Land, darunter auch aus Deutschland.
In Syrien war die Lage für viele Menschen schon vor den Beben verheerend. Bombardements und Kämpfe im jahrelangen Bürgerkrieg, eine schwere Wirtschaftskrise und eine oft kaum vorhandene öffentliche Versorgung haben das Land zu einem Brennpunkt für humanitäre Helfer werden lassen. Laut UN benötigten schon vor den Erdbeben mehr als 15 Millionen Menschen irgendeine Form von Hilfe.
Und etwa zwei Wochen nach den Beben haben im Nordwesten Syriens noch immer nicht alle Menschen Nothilfe erhalten. "Wir stehen noch am Anfang und haben das Schlimmste noch nicht gesehen", sagte der für Syrien zuständige UN-Nothilfekoordinator Muhannad Hadi der dpa. Bislang seien beispielsweise etwa 60 000 Menschen mit Wasser und rund 13 000 Erdbebenopfer mit Zelten versorgt worden. Nach UN-Angaben sind derzeit aber rund 40 000 Haushalte ohne Obdach.
Bisher fuhren seit der Katastrophe mehr als 140 Lastwagen mit UN-Hilfsgütern aus der Türkei in den von Rebellen kontrollierten Nordwesten Syriens. Dort wurden mehr als 9000 Gebäude komplett oder teilweise zerstört, wodurch mindestens 11 000 Menschen ihr Zuhause verloren. Am dringendsten benötigten die Betroffenen laut UN jetzt unter anderem Unterkünfte wie Zelte. In Syrien wurden bisher rund 5900 Tote in Zusammenhang mit den Beben gezählt. Die Zahl wird jedoch nur unregelmässig aktualisiert.
Trotz zwischenzeitlich anderslautender Berichte wurde am Samstag auch der vermisste Fussball-Profi Christian Atsu tot gefunden. "Wir sind in tiefer Trauer über den Verlust von Christian Atsu", schrieb der türkische Fussballverband am Samstag auf Twitter. Der Ghanaer starb unter einem Hochhaus in der von den Erdstössen besonders schwer getroffenen Provinz Hatay. Türkische Medien hatten zwischenzeitlich berichtet, der Fussballer sei gerettet worden. Aus der Türkei gab es derweil immer noch Berichte über Rettungen einzelner Überlebender.
(AWP)