Grossen Spielraum für nachhaltige Kursanstiege sehen die meisten Börsianer nach den jüngsten Aussagen der Notenbanken ohnehin nicht mehr. Die Fed in den USA und auch die Europäische Zentralbank (EZB) hatten zwar zuletzt ihre Leitzinsen nicht mehr so stark angehoben wie bisher; gleichzeitig machten die Währungshüter aber klar, dass die Phase der Leitzinsanhebungen noch längst nicht beendet ist. Damit hatten sie viele Marktteilnehmer enttäuscht, die mit einem schon bald gemässigteren Vorgehen gerechnet hatten. Der Dax hatte dadurch in der vergangenen Woche mehr als drei Prozent verloren.
Nun griffen zu Wochenbeginn wieder einige Schnäppchenjäger zu. Auch der MDax der mittelgrossen Unternehmen stieg und lag zuletzt um 0,62 Prozent höher bei 25 118,91 Punkten. In Europa rückte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,31 Prozent auf 3815,65 Punkte vor. Insgesamt aber drücke die kontraktive Geldpolitik der Notenbanken weiterhin auf die Stimmung an den Finanzmärkten, stellte Börsenexperte Andreas Lipkow fest.
Dagegen hellte sich das Ifo-Geschäftsklima nach dem Tief im September den dritten Monat infolge weiter auf. Eklatant bleibt laut Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, dabei weiterhin die Abweichung zwischen der Lageeinschätzung und den Geschäftsaussichten der Unternehmen. "Die Stimmung ist nach wie vor schlechter als die Lage. Gerade das gibt Anlass zur Hoffnung, dass die erwartete Rezession kürzer und auch milder ausfällt als ursprünglich erwartet."
Auf Unternehmensseite rückten nach der Index-Neuordnung die Aktien der Porsche AG um gut zweieinhalb vor, damit besetzte der Sportwagenbauer an seinem ersten Tag im Dax den Spitzenplatz im Index. Volkswagen -Vorzüge notierten hingegen nur wegen einer Sonderdividende im Zusammenhang mit dem Porsche-Börsengang deutlich im Minus. Den Dividendenabschlag herausgerechnet, betrug das Plus viereinhalb Prozent und damit mehr als bei der Sportwagentochter.
Uniper -Aktien sprangen zuletzt kräftig an. Nach Verlusten von fast 70 Prozent seit Ende November schossen die Papiere des angeschlagenen Energiekonzerns am Tag der ausserordentlichen Hauptversammlung um bis zu ein Fünftel in die Höhe, zuletzt betrug das Plus noch mehr als neun Prozent. Die Aktionäre sollen das milliardenschwere Rettungspaket absegnen, mit dem Uniper weitgehend verstaatlicht werden soll.
Übernahmefantasien beflügelten die Aktien ProSiebenSat.1 mit knapp fünf Prozent Kursplus. Hier gibt es einmal mehr Spekulationen über die Ziele des Grossaktionärs MediaForEurope . Schon länger heisst es, die Holding des italienischen Medienmoguls Silvio Berlusconi verfolge bei ProsiebenSat.1 eine langfristige Strategie und wolle weitere Stimmrechte erwerben.
Rheinmetall rutschten am MDax-Ende angesichts einer weiteren Panne beim Schützenpanzer "Puma" um mehr als sechseinhalb Prozent ab.
In den hinteren Börsenreihen fielen zudem Südzucker mit einem deutlichen Kursaufschlag von gut sieben Prozent nach einer Kaufempfehlung durch Warburg auf. Analyst Oliver Schwarz rechnet mit einer Fortsetzung der Trendwende im Zuckersegment.
Der Euro hielt sich knapp über 1,06 Dollar, zuletzt wurden 1,0601 US-Dollar gezahlt. Am Freitag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs noch auf 1,0619 Dollar festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen stiegen. Während die Umlaufrendite von 2,18 Prozent am Freitag auf 2,16 Prozent zurückging, kletterte der Rentenindex Rex um 0,04 Prozent auf 126,98 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,54 Prozent auf 136,91 Zähler./tav/mis
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
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