Am Vortag hatte der Dax minimal im Plus geschlossen und damit eine dreitägige Verlustserie beendet. Auf Wochensicht steuert er indes auf einen Verlust von 1,3 Prozent zu, nachdem er vergangene Woche noch knapp am neunten Wochengewinn in Folge vorbeigeschrammt war.

"Die längst überfällige Korrektur" beim Dax nach dem Rutsch unter den Aufwärtstrend seit Mitte Oktober sowie die 21-Tage-Linie habe schon begonnen, kommentierte Experte Christian Henke vom Broker IG. "Allerdings fällt diese bislang recht überschaubar aus." Er geht davon aus, dass "noch nicht investierte Anleger jegliche Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen könnten". Auch Analyst Jochen Stanzl vom Finanzdienstleister CMC Markets sieht "Schnäppchenjäger" am Werk, "die auf dem aktuellen Niveau einsteigen und auf neue Hinweise auf eine nachlassende Inflation in den USA hoffen".

Vor dem Wochenende half zudem die Erholung der US-Börsen sowie die positive Entwicklung an den asiatischen Märkten dem deutschen Leitindex. In New York stützte der Credit Suisse zufolge der Anstieg der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. In der Korrektur der vorangegangenen Tage waren Zinssorgen das Hauptthema gewesen. Die am Nachmittag anstehenden US-Erzeugerpreise könnten laut Stanzl wichtige Hinweise auf die künftige Inflationsentwicklung geben.

An diesem Mittwoch steht der letzte Zinsentscheid der US-Notenbank Fed in diesem Jahr an. Ökonomen gehen davon aus, dass die Währungshüter den Leitzins diesmal nur um 0,50 Prozentpunkte anheben werden, nachdem sie ihn davor viermal in Folge um jeweils 0,75 Punkte erhöht hatten. Ein schwächer als erwarteter Preisauftrieb würde ihnen zusätzliche Argumente dafür liefern.

Unter den asiatischen Börsen, die der freundlichen Tendenz in den USA folgten, ragte der Hongkonger Hang-Seng-Index mit einem deutlichen Plus hervor. Hier hoffen die Anleger offenbar, dass die Führung der chinesischen Sonderverwaltungszone der weiteren Lockerung der Null-Covid-Politik in China folgen wird. Zudem stützten neue chinesische Inflationsdaten, welche laut der Deutschen Bank eine verlangsamte Teuerung belegen, die Aktienkurse in Asien.

Am deutschen Markt stach MDax-Schlusslicht Carl Zeiss Meditec mit einem Kursrutsch von zuletzt noch dreieinhalb Prozent negativ heraus. Der Medizintechnikkonzern erwartet, dass die operative Marge im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wegen der Lockdowns in China und steigender Kosten deutlich unter dem Vorjahreswert bleiben wird. Für das Jahr geht Carl Zeiss ebenfalls von einem Rückgang aus, während Analysten bisher mit einem leichten Anstieg gerechnet hatten. Ein Händler nannte insbesondere den Quartalsausblick schwach.

Die Aktien der Porsche AG setzten in einem mauen Branchenumfeld ihre Verlustserie fort. Nachdem sie kurzzeitig erstmals seit knapp einem Monat unter die 100-Euro-Marke gerutscht waren, stand zuletzt ein Minus von 0,4 Prozent auf 100,95 Euro zu Buche. Die Papiere zollten damit auch ihrem Höhenflug vom Börsengang Ende September bis weit in den November hinein weiter Tribut. Ohne den Sprung der Sportwagen-Ikone aufs Parkett wäre 2022 das schlechteste Börsengang-Jahr seit 2009 geworden, wie aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung PwC hervorgeht.

Derweil trotzten die Papiere der Sportartikelhersteller Adidas und Puma negativ aufgenommenen Nachrichten des amerikanischen Branchenkollegen Lululemon . Während Puma mit plus drei Prozent die Dax-Spitze eroberten, reichte es bei Adidas für einen Kursgewinn von 0,9 Prozent. Die Lululemon-Ergebnisse für das dritte Geschäftsquartal seien zwar gut gewesen, für das Schlussquartal liege der Konsens aber schon am oberen Ende der avisierten Zielspannen, sagte ein Experte. Für eine so teure Aktie sei dies keine gute Nachricht. Puma, Adidas und auch Nike hätten allerdings bereits tief gestapelt, sodass sich der Stimmungsdämpfer hier in Grenzen halte./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)