Von den überraschen guten Konjunkturerwartungen von Finanzexperten hierzulande gingen kaum Impulse aus. Dabei signalisierten die Daten des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW "zum ersten Mal seit Februar 2022, also dem Monat, in dem der Ukrainekrieg begann, eine spürbare Verbesserung der konjunkturellen Lage auf Sicht von sechs Monaten", wie ZEW-Präsident Achim Wambach sagte.

"Die ZEW-Konjunkturerwartungen legen die Rezession ad acta", kommentierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein die Daten. Allerdings sei die deutsche Wirtschaft "noch nicht aus dem Schneider", da die Verbraucher weiterhin stark belastet seien und die Industrie nach der Abarbeitung der liegengebliebenen Bestellungen auf Löcher in den Auftragsbüchern blicke.

Bevor am Nachmittag die US-Börsen nach einem verlängerten Wochenende frische Impulse bringen könnten, standen noch das durchwachsene Wirtschaftswachstum Chinas im Blick. So legte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal nach offiziellen Angaben coronabedingt nur um 2,9 Prozent zu. Das ist zwar mehr als von Experten erwartet, das Jahreswachstumsziel der Regierung wurde so aber deutlich verfehlt. Wirtschaftsdaten für Dezember zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen in China fielen unter dem Strich indes besser aus als befürchtet.

Unter den Einzelwerten im Dax legten die Papiere von Infineon um 0,8 Prozent zu. Auftrieb gab eine Studie der britischen Investmentbank Barclays zur europäischen Halbleiterbranche, in der die Aktie mit einem Kursziel von 47 Euro und "Overweight" aufgenommen wurde. Analyst Simon Coles hält die Bewertung der Infineon-Aktie für attraktiv und hob die Ausrichtung auf vergleichsweise bessere Endmärkte hervor. Eon dagegen gaben um 1,6 Prozent nach und litten unter einer gestrichenen Kaufempfehlung der Bank of America, die inzwischen keine Kurstreiber für die Versorgeraktie mehr sieht.

Im MDax gaben trotz besser als erwarteter Quartalszahlen die Anteile des Modeanbieters Hugo Boss um 2,2 Prozent nach. Die Papiere waren allerdings seit Anfang November sehr gut gelaufen und hatten erst in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit Mai 2019 erreicht.

Für United Internet ging es dagegen um 3,1 Prozent nach oben, denn es gibt Klarheit zum Börsengang der Cloud-Dienstleistungstochter Ionos. Diese will im ersten Quartal an die Börse gehen, wie sie am Morgen bekannt gab. Der Internetdienstleister und Telekomkonzern United Internet wird nach Abschluss eine Mehrheitsbeteiligung behalten. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg erhofft sich United Internet eine Ionos-Bewertung von bis zu fünf Milliarden Euro. Ionos erwirtschaftete 2021 einen Gesamtumsatz von 1,1 Milliarden Euro.

Ausserhalb der Dax-Familie sprangen die Papiere des Online-Möbelhändlers Westwing nach starken Eckzahlen zum vierten Quartal um knapp 9 Prozent hoch./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)