Der am Morgen veröffentlichte Einkaufsmanagerindex des chinesischen Wirtschaftsmagazins "Caixin" für Dezember war etwas besser ausgefallen als erwartet. Im Fokus standen auch Inflationsdaten aus Deutschland. Mit den vorläufigen Verbraucherpreisen für den Dezember "verdichtet sich die Vermutung, dass der Hochpunkt der Inflation hinter uns liegt, zur Gewissheit", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Die Teuerung sei allerdings immer noch "inakzeptabel hoch" und der Rückgang zumindest teilweise fiskalpolitischen Massnahmen zur Dämpfung des Anstiegs der Energiepreise geschuldet.
Unter den deutschen Einzelwerten stach Dax-Spitzenreiter Brenntag mit einem Plus von 4,8 Prozent positiv heraus. Der Chemikalienhändler verzichtet nach der öffentlichen Kritik eines Aktionärs auf die Übernahme des US-Konkurrenten Univar Solutions . Damit machte sich unter den verunsicherten Brenntag-Anlegern Erleichterung breit. Von einem Händler hiess es, mit den abgeblasenen Plänen sei das Risiko einer Kapitalerhöhung vom Tisch, die Aktien seien zudem günstiger zu haben als die von Branchenrivalen.
Einige der zinssensiblen Immobilien- und Onlinewerte, die 2022 zu den grössten Verlierern gezählt hatten, setzten am zweiten Handelstag des neuen Jahres ihre Erholung fort. Sie profitieren nach der Bekanntgabe der jüngsten Teuerungsdaten aus Deutschland besonders stark von der Hoffnung auf einen nachlassenden Inflationsdruck, zu dessen Bekämpfung die Europäische Zentralbank (EZB) und andere grosse Notenbanken die Leitzinsen deutlich angehoben hatten.
Im Dax zählten der Immobilienkonzern Vonovia sowie der Online-Händler Zalando mit Gewinnen von 1,8 beziehungsweise 2,9 Prozent zu den besseren Werten. Der Kochboxenlieferant Hellofresh und der Essenslieferdienst Delivery Hero verzeichneten im MDax Aufschläge von 9,4 beziehungsweise 3,7 Prozent. Für TAG Immobilien ging es um 3,1 Prozent nach oben. Der im Nebenwerte-Index SDax gelistete Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 erholte sich um 5,5 Prozent.
Die 2022 gut gelaufenen Aktien von RWE aber gerieten am Dienstag unter Druck und sackten am Dax-Ende um 4,7 Prozent ab. Auch europaweit waren die als recht defensiv geltenden Branchenwerte kaum gefragt.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,68 Prozent auf 3882,29 Punkte. Der französische Cac 40 legte etwas weniger stark zu, während der Londoner FTSE 100 nach einer feiertagsbedingten Pause um 1,4 Prozent anzog. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial fiel zum europäischen Handelsschluss um 0,7 Prozent. Auch in New York war am Montag nicht gehandelt worden.
Der Euro verlor nach den Inflationsdaten deutlich. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0545 (Montag: 1,0683) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9483 (0,9361) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,47 Prozent am Vortag auf 2,35 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,86 Prozent auf 125,80 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,54 Prozent auf 135,16 Zähler./la/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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