Vor allem in China und der Sonderverwaltungszone Hongkong hatten Spekulationen über eine Abkehr Pekings von der Null-Covid-Politik deutliche Kursgewinne ausgelöst, was dafür sorgte, dass auch hierzulande die Risikobereitschaft weiter stieg. "Zum Monatsanfang fliessen oft neue Anlagegelder in die Finanzmärkte", nannte Marktexperte Andreas Lipkow ein weiteres Argument für die steigenden Börsen. Durch den ausserordentlich guten Oktober schienen viele Marktteilnehmer auf eine Fortsetzung der Erholung bis zum Jahresende zu setzen. Damit steigen Börsianern zufolge auch die Chancen, dass der im bisherigen Jahresverlauf etablierte Abwärtstrend vorerst durchbrochen ist.
Am Nachmittag hatten bessere Stimmungsdaten aus der US-Industrie und der überraschende Anstieg neu geschaffener Stellen in den USA Sorgen geschürt, die US-Notenbank Fed könnte am Mittwoch ihren harten geldpolitischen Kurs mit grossen Zinserhöhungen unvermindert fortsetzen. Zuletzt hatte es eher Hoffnung auf ein weniger rasantes Tempo bei den Erhöhungen gegeben.
Die Erholungsrally in Fernost wurde vor allem von Tech-Werten wie Tencent und Alibaba getragen und dies wirkte sich dann hierzulande positiv auf deutsche Internet-Aktien aus, die zuletzt gemieden wurden. Im Dax stiegen Zalando mit plus 4,2 Prozent am stärksten. Im MDax zogen die Aktien von Delivery Hero und Hellofresh besonders deutlich um jeweils 7,5 Prozent an.
Aber auch Aktien aus anderen mit dem Tech-Sektor assoziierten Branchen standen bei Anlegern recht hoch im Kurs, darunter der Chipkonzern Infineon mit plus 1,8 Prozent. Ferner waren die im Dax üppig vertretenen Papiere von Autobauern wegen der Bedeutung, die der chinesische Markt für ihr Wachstum hat, gefragt. So gewannen die Vorzugsaktien von Volkswagen mehr als 2 Prozent.
Die Aktien von Fresenius Medical Care (FMC) revidierten einen Teil ihrer Vortagserholung. Eine skeptische Studie von Warburg Research drückte die Titel des Dialysekonzerns rund ein Prozent tiefer. Analyst Christian Ehmann liess die Anleger mit einer Warnung davor aufhorchen, dass eine in der Zukunft verbesserte medizinische Kontrolle von Diabetes die Wachstumsaussichten schmälern könnte.
Der EuroStoxx 50 , Leitindex der Eurozone, schloss 0,93 Prozent höher bei 3651,02 Punkten. In Paris und in London wurden Gewinne in ähnlicher Grössenordnung verbucht. In den USA gab der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa leicht nach.
Der Euro litt unter den robusten Konjunkturdaten aus den USA und notierte zuletzt bei 0,9862 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9947 (Montag: 0,9914) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 1,0053 (1,0087) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,10 Prozent am Vortag auf 2,01 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,57 Prozent auf 128,31 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,12 Prozent auf 138,67 Punkte zu./la/he
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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