"Vor dem morgigen Feiertag in Teilen Deutschlands halten sich die Anleger mit grösseren Engagements zurück", kommentierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Den Anlegern fehle der Mut, um weiteres Potenzial nach oben freizusetzen. "An der 16 000er Marke geht in beide Richtungen so gut wie nichts mehr", konstatierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. Der Dax befinde sich in einer Tiefschlafphase, die Volatilität gehe immer weiter zurück.
Gefragt waren in dieser Gemengelage unter anderem defensive Werte. Die Anteilsscheine von Eon kletterten um ein Prozent hoch und gehörten damit zu den stärksten Titeln im Dax. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, will den Netzbetreibern höhere Renditen auf ihre Investitionen einräumen. Der Eigenkapitalzins dafür steige 2024 von 5,07 auf 7,09 Prozent, sagte Müller dem "Handelsblatt".
Die Aktien von Rheinmetall stiegen um 0,6 Prozent. Der Rüstungskonzern will noch in diesem Sommer weitere Panzer sowie Flugabwehr-Munition an die Ukraine liefern. Vom Bundesverteidigungsministerium habe man einen Auftrag über 20 Schützenpanzer Marder bekommen, teilte Rheinmetall mit. Wie viel sie kosten, bleibt vage. Die Rede ist von einem mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.
Die Titel von Hugo Boss sprangen um 3,9 Prozent in die MDax-Spitzengruppe. Die UBS sprach eine Empfehlung für die Anteilsscheine des Modekonzerns aus. "Hugo Boss ist wieder in Mode", titelte Analystin Susy Tibaldi. Zwar stecke die Trendwende des Modeherstellers noch in den Kinderschuhen, doch werde das Margenpotenzial übersehen. Für gute Stimmung in der Branche sorgte auch, dass der Bekleidungskonzern Inditex weiterhin der allgemeinen Konsumflaute trotzen kann und überraschend stark ins neue Geschäftsjahr gestartet ist.
Die Aktien von K+S legten aufgrund von Hoffnungen auf bald wieder steigende Kalidüngerpreise um 3,4 Prozent zu. Börsianer verwiesen darauf, dass die Vertriebsgesellschaft der Dünger-Giganten Nutrien und Mosaic , Canpotex, den lang erwarteten, richtungsweisenden Kali-Liefervertrag mit China abgeschlossen hat. Der Vertrag sende ein Signal an den Markt, dass die Talsohle der Kalipreise erreicht sei, kommentierte Joel Jackson, Analyst bei BMO Capital Markets.
Die Papiere von Aurubis gewannen 1,8 Prozent. Die Baader Bank stufte die Titel des Kupferproduzenten von "Add" auf "Buy" hoch. Aurubis verdiene eine Bewertung über dem langfristigen Durchschnitt, schrieb Analyst Christian Obst. Auf dem anstehenden Kapitalmarkttag rechnet er mit näheren Angaben zu Wachstumsprojekten des Unternehmens.
Nach einem anfänglichen Rutsch auf den tiefsten Stand seit Jahresbeginn zeigten die Aktien von Ceconomy eine kräftige Erholung und verteuerten sich an der Spitze des Nebenwerte-Index SDax um 7,1 Prozent. Schub gab vor allem eine Kaufempfehlung von AlsterResearch. Die Elektronikhandelskette habe sich in der Vorwoche einige sehr ambitionierte Ziele gesetzt, lobte Analyst Alexander Zienkowicz. Mit Blick darauf sieht der Experte Chancen für steigende Markterwartungen und eine Neubewertung.
Die Rally der Papiere von Morphosys kennt derweil kaum ein Halten: Die Aktien des Antikörperspezialisten gewannen weitere 4,5 Prozent und erklommen mit mehr als einer Verdopplung ihres Werts seit Jahresanfang das höchste Niveau seit Anfang 2022. Allerdings war bis Ende vergangenen Jahres auch eine lange Talfahrt vorausgegangen. Morphosys profitiert davon, dass der Markt dem Krebsmittel Pelabresib Blockbuster-Potenzial zutraut, also einen Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar.
Ansonsten wagt Fielmann mit zwei Übernahmen den Sprung in die USA. Die Optikerkette kauft dafür den US-Augenoptiker SVS Vision und das kanadische Unternehmen Eyevious Style. Die Fielmann-Aktien machten einen Teil ihrer vorigen Verluste wett und gingen 0,1 Prozent tiefer aus dem Handel.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 0,08 Prozent tiefer bei 4291,91 Punkten. Der französische Cac 40 und der britische FTSE 100 kamen ebenso kaum vom Fleck. In New York stagnierte auch der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss.
Der Euro machte anfängliche Verluste wett und notierte zuletzt bei 1,0702 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0717 (Dienstag: 1,0683) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9331 (0,9361) Euro.
Am Rentenmarkt legte die Umlaufrendite von 2,37 Prozent am Vortag auf 2,41 Prozent zu. Der Rentenindex Rex fiel um 0,33 Prozent auf 125,45 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,86 Prozent auf 133,28 Zähler./niw/men
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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