Der Leitindex konnte sich damit zwar über der 100-Tage-Linie als Indikator für den mittel- bis längerfristigen Trend halten, im Wochenverlauf verlor der Dax allerdings mehr als 4 Prozent. Vor dem Wochenende sorgte der grosse Verfall an den Terminbörsen für weitere Kursschwankungen. Der Effekt der positiv bewerteten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Vortag verpuffte. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es um 2,21 Prozent auf 26 446,93 Zähler abwärts.

Das Bankenthema dürfte die Investoren noch eine Weile beschäftigen, kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Kurzfristig erscheine das Liquiditätsproblem durch die Rettungspakete zwar gelöst, doch langfristig stelle sich die Frage, "wie solvent vor allem die kleinen und mittelgrossen Banken in den USA auf Dauer wirklich sind." Der Abwärtstrend an der Börse könne sich daher in der kommenden Woche erst einmal fortsetzen. "In der unsicheren Gemengelage und mit der Sitzung der US-Notenbank Fed vor der Tür ist eine nachhaltige Erholung Stand heute eher unwahrscheinlich."

Am Mittwoch könnte bei der Fed angesichts der Banken-Turbulenzen rund ein Jahr nach dem Start ihrer aggressiven Leitzinswende ein Umdenken einsetzen. Aus der Angst vor einer Tempoverschärfung der US-Notenbank sei bei einigen Marktteilnehmern schon Hoffnung auf eine Zinssenkung geworden, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "So weit sollte es zwar nicht kommen, aber der grosse Zinsschritt ist spätestens seit dieser Woche vom Tisch."

Denn trotz milliardenschwerer Unterstützung von den grössten US-Geldhäusern stehen die Aktien der First Republic Bank weiter erheblich unter Druck. Viele Beobachter halten die Probleme der kleinen Banken in den USA zwar für hausgemacht und erwarten keinen Flächenbrand, doch das Vertrauen der Investoren in die Branche schwindet. Auch die Aktien der Credit Suisse fielen trotz Hilfsgeldern um 8 Prozent. Der zunächst stabilisierte europäische Bankensektor sackte letztlich um 2,6 Prozent ab. Im Dax verloren die Papiere der Deutschen Bank 1,5 Prozent, die der Commerzbank gaben 3,5 Prozent nach.

Ähnlich düster war die Kursentwicklung in der Immobilienbranche. Die deutlichen Dividendenkürzungen dort seien ein weiteres Beispiel, warum die negativen Auswirkungen der restriktiven monetären Trends in den kommenden Monaten die Aktienmärkte regelmässig belasten dürften, konstatierten die Experten der Commerzbank. Vonovia verloren angesichts einer schon am Vortag kräftig gekappten Dividende und einem in Aussicht gestellten Gewinnrückgang 2,2 Prozent und rutschten zeitweise auf ein Tief seit 2014 ab.

Für gute Laune sorgte dagegen ein angehobener Ausblick von US-Logistiker Fedex , der die Aktien der Deutschen Post um 0,9 Prozent anschob. Fedex habe sich allerdings dank erfolgreicher Sparanstrengungen verbessert, sagte ein Händler. Die Auswirkungen auf die Post hält er daher für begrenzt.

Im MDax waren einige IT-Werte gefragt: Software AG verteuerten sich an der Spitze um 2,2 Prozent, Teamviewer um 0,8 Prozent. Die Aktien von Bechtle gingen 1,3 Prozent höher aus dem Handel. Jefferies-Analyst Martin Comtesse sprach von einem zuversichtlich stimmenden Ausblick des IT-Dienstleisters, zudem sei die Dividende besser als gedacht ausgefallen.

Für die Software AG ging damit der vorerst letzte Tag im Index der mittelgrossen Werte zu Ende. Das Unternehmen steigt kommende Woche in den Nebenwerte-Index SDax ab. Neben weiteren Änderungen in den hinteren Börsenreihen steht auch ein Wechsel im Dax an: Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall wird am Montag für den Dialyse-Spezialisten FMC in den Leitindex aufsteigen. Die Anteilsscheine von Rheinmetall gaben vorab um 4 Prozent nach, FMC legte um 0,6 Prozent zu.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 1,26 Prozent tiefer bei 4064,99 Punkten. Der französische Cac 40 fiel um 1,4 Prozent, während der britische FTSE 100 rund 1 Prozent nachgab. In New York verlor der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss ebenfalls gut 1 Prozent.

Der Euro legte zuletzt zu und notierte bei 1,0667 US-Dollar. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0623 (Donnerstag: 1,0595) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9414 (0,9438) Euro. Die am Nachmittag veröffentlichten enttäuschend ausgefallenen US-Konjunkturdaten zur Industrieproduktion und dem von der Universität von Michigan erhobenen Konsumklima bewegten den Markt zunächst kaum.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,29 Prozent am Vortag auf 2,26 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22 Prozent auf 125,69 Punkte. Der Bund-Future kletterte kräftig um 1,63 Prozent auf 138,08 Zähler nach oben./niw/jha/

--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---

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