In dieser mussten die Anleger hierzulande neben Konjunkturdaten und einigen Quartalsberichten vor allem die Unsicherheit rund um die Gasversorgung verarbeiten und auch den ersten und zudem deutlichen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) seit elf Jahren. Darüber hinaus sorgt die neuerliche Regierungskrise in Italien für Nervosität. Und all das komme zu einer Zeit, "in der die wirtschaftlichen Aussichten aufgrund von Inflation, Covid-19 und dem Krieg in der Ukraine mit grosser Unsicherheit behaftet sind", sagte Erlam.

Der deutsche Leitindex beendete den Handel letztlich 0,05 Prozent höher bei 13 253,68 Punkten. Der MDax der mittelgrossen Börsenunternehmen gewann 0,45 Prozent auf 26 776,39 Zähler. Auch europaweit wurden überwiegend kleine Gewinne verzeichnet. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss allerdings prozentual unverändert bei 3596,49 Zählern. An der Wall Street dagegen wurden zum Börsenschluss in Europa moderate Verluste verbucht.

Unternehmensseitig standen vor allem die Aktien von Uniper, Ceconomy und Delivery Hero im Fokus der Anleger. Mit massiven Verkäufen und einem Rekordtief der Uniper-Aktie reagierten Anleger auf das Rettungspaket des Bundes für den schwer angeschlagenen Gaskonzern. Der Kurs sackte letztlich um knapp 29 Prozent ab, nachdem er vormittags noch um mehr als 11 Prozent gestiegen war.

Das Stabilisierungspaket sieht eine Kapitalerhöhung von rund 267 Millionen Euro zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Uniper-Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vor. Dadurch beteiligt sich der Bund an Uniper mit rund 30 Prozent. Dieser Schritt zeige, "wie stark der Anteil der Aktionäre durch die Staatsrettung verwässert wird, selbst wenn der Rahmen weitgehend den Erwartungen entspricht", urteilte Marktexperte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel.

Die Aktien von Ceconomy brachen nach einer Umsatz- und insbesondere einer heftigen Gewinnwarnung für 2022 um etwas mehr als 24 Prozent ein. Damit fielen sie auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 zurück. Laut Analyst Clement Genelot von Bryan Garnier liegt die Markterwartung für das operative Jahresergebnis nun weit über den neuen Zielen des Elektronikhändlers und dürfte im Dezember dann auch für 2023 weiter gesenkt werden. JPMorgan-Analystin Georgina Johanan verwies darauf, dass sich mit der gesenkten Gewinnprognose von Ceconomy die Zahl der Gewinnwarnungen im europäischen Einzelhandel in den vergangenen zwei Monaten nun auf ?mindestens 20? erhöht habe.

Eine Kursrally um mehr als 20 Prozent bis auf fast 50 Euro erlebten zeitweise die Delivery Hero -Papiere. Nach jahrelangem Wachstum um jeden Preis will der Lieferdienst nun deutlich stärker an seiner Profitabilität arbeiten. Ziel für dieses Jahr ist unter anderem ein operativer Gewinn im Kerngeschäft rund um die Vermittlung und Auslieferung von Restaurantbestellungen. Letztlich schlossen die Aktien mit einem Plus von 5,6 Prozent. Ein Händler begründete den Kurssprung nach der Unternehmensmitteilung, dass sich viele Spekulanten rasch mit Aktien hätten eindecken müssen. Sie hätten mit einer Gewinnwarnung gerechnet und daher massiv auf fallende Kurse gewettet. Dabei seien sie dann auf dem falschen Fuss erwischt worden.

Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,0222 US-Dollar gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0190 (Donnerstag: 1,0199) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9814 (0,9805) Euro.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von 1,15 Prozent am Vortag auf 0,94 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 1,19 Prozent auf 136,08 Punkte. Der Bund-Future gewann 1,46 Prozent auf 154,36 Zähler./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)