In Europa gaben die Aktienkurse teils noch deutlicher nach: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,99 Prozent tiefer mit 4342,38 Punkten, und der Pariser Cac 40 büsste rund 1,3 Prozent ein. Der Londoner FTSE 100 verbuchte dagegen nur ein knappes Minus. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial präsentierte sich zum europäischen Handelsende fast unbewegt.

Im Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze gibt es zwar Bewegung, aber weiter keinen Durchbruch zwischen Weissem Haus und Republikanern. Ab Anfang Juni droht ein Zahlungsausfall der US-Regierung, wenn keine Lösung gefunden wird. Marktteilnehmer sehen bis dahin die Börsen in einer Hängepartie.

Es habe auch in den vergangenen Jahren "hitzige Diskussionen bis zur letzten Minute" gegeben, schrieb Anleiheexperte Edward Al-Hussainy von Columbia Threadneedle Investments. Doch diesmal bildeten die oppositionellen Republikaner keine geschlossene Mehrheit, sondern seien zerstritten, und ihr Sprecher im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, sei als Führer der Verhandlungen mit Präsident Joe Biden in einer schwachen Position.

Es sei nicht ausgeschlossen, dass einige republikanische Abgeordnete versuchten, McCarthy zu stürzen, falls dieser aus ihrer Sicht zu grosse Zugeständnisse mache, warnt Al-Hussainy. "Im schlimmsten Fall könnte das Land also in einen Zahlungsausfall rutschen, ohne dass ein funktionierendes Repräsentantenhaus dies verhindern könnte." Er hält allerdings einen "Kompromiss in letzter Minute" für das wahrscheinlichste Szenario.

Am deutschen Markt nutzten die Anleger das tiefe Kursniveau bei Immobilienaktien für Käufe. Die Branche leidet unter der Zinswende der Notenbanken. Bauen und Häuserkäufe werden teurer, die Nachfrage sinkt. Offenbar sehen viele Marktteilnehmer nun aber erst einmal die Chance auf eine Bodenbildung bei den Kursen von Immobilien-Titeln. So gewannen Vonovia an der Dax-Spitze 5,6 Prozent. Auch im MDax sowie im Nebenwerte-Index SDax waren Papiere aus der Branche gefragt.

Die Aktien des Gendiagnostik-Unternehmens Qiagen legten als zweitbester Dax-Wert um 2,2 Prozent zu, nachdem die US-Bank Morgan Stanley sie auf "Overweight" hochgestuft hatte.

Dagegen büssten die Papiere des Rüstungskonzerns Rheinmetall als Schlusslicht 3,7 Prozent ein. Sie rutschten damit unter eine Unterstützung an der 260-Euro-Marke auf den tiefsten Stand seit gut zwei Monaten ab. Seit Jahresbeginn stehen aber immer noch ein Wertzuwachs von mehr als einem Drittel sowie der zweite Platz im Leitindex zu Buche.

Im MDax zeigte sich mit Hensoldt ein weiterer Rüstungswert schwach - am Ende verloren die Aktien zwei Prozent. Doch auch hier kann sich das bisherige Jahresplus von über 40 Prozent sehen lassen.

Die charttechnisch angeschlagenen Anteile des Essenslieferdienstes Delivery Hero weiteten derweil ihre jüngsten Verluste um 2,8 Prozent aus.

Im SDax setzten Shop Apotheke mit einem Plus von 1,7 Prozent ihren Erholungskurs fort. Treiber war auch hier eine Studie von Morgan Stanley mit einer nicht mehr ganz so skeptischen Einschätzung der Online-Apotheke.

Der Euro geriet nach der jüngsten Stabilisierung wieder etwas unter Druck und sank zuletzt auf 1,0771 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf 1,0779 (Montag: 1,0822) Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,43 Prozent am Vortag auf 2,50 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,51 Prozent auf 125,11 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,15 Prozent auf 133,84 Zähler./gl/men

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)