Grund für die schlechte Stimmung: In den USA wurde das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt. Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den Tagen zuvor im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen.

Am Wochenende hatten Finanzministerium, Notenbank und die Einlagensicherungsbehörde dann erklärt, dass Einlagen bei der SVB und bei einem weiteren Institut geschützt würden. Die US-Notenbank Fed legte auch ein neues Kreditprogramm zur Versorgung der Banken mit Liquidität auf.

Der Optimismus am Markt über die Sicherung der Kundeneinlagen bei der kollabierten Venture-Capital-Bank Silicon Valley Bank (SVB) halte sich in Grenzen, schrieb Stratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Die Risiken durch hohe Buchverluste in den Anleiheportfolios vieler Banken blieben bestehen und dürften die Börse noch eine ganze Weile beschäftigen. Damit meint er, dass im Zuge des Zinsanstieges an den Finanzmärkten von Banken gehaltene Anleihen optisch an Wert verlieren.

Die Über-Nacht-Rettungsaktion für die SVB wecke böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008, erklärte Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Zwar versuche die US-Regierung, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch funktioniert. "Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Grossen".

Allerdings sei die Welt heute eine andere als damals, schrieb Devisenmarktexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank in einem Marktkommentar. "Politik, Zentralbanken und Finanzmarktteilnehmer haben gelernt. Insbesondere existieren heute Instrumente zur Eindämmung solcher Krisen. Die mussten 2008 und danach erst geschaffen werden. Und weil sie damals nicht existierten, waren die Ansteckungseffekte damals höher als sie es heute sein dürften."

Mit den aktuellen Kursverlusten notiert der Dax nun wieder auf dem Niveau von Mitte Januar. Im Oktober hatte der Leitindex bei einem Stand von weniger als 12 000 Zählern zur Erholung angesetzt und die Rally Anfang 2023 fortgesetzt. So gab es Anzeichen, dass die Wirtschaft die wegen der hohen Inflation notwendigen Zinserhöhungen der Notenbank besser wegsteckt als befürchtet. Diese Sichtweise hat durch die Probleme im US-Bankensektor nun einige Risse bekommen./mis/ag/ngu

(AWP)