Hintergrund der erfreulichen Entwicklung am deutschen Aktienmarkt sind die guten Wirtschaftsperspektiven der Eurozone. Ein wichtiger Treiber der jüngsten Kursrally ist zudem der Eurokurs, der zwischenzeitlich wieder gegenüber dem Dollar etwas zurückgefallen war. Eine schwächere Gemeinschaftswährung ist positiv für die Exportwirtschaft der Eurozone und treibt für gewöhnlich auch die Aktien der exportlastigen Unternehmen im Dax an. Hintergrund ist die US-Geldpolitik, denn eine weitere Zinserhöhung in den USA im Jahr 2017 scheint ausgemachte Sache.

Zugleich haben sich die Anleger ein dickes Fell in Sachen Krisen zugelegt: Ängste rund um geopolitische Spannungen wie dem Nordkorea-Konflikt legten sich. Das jüngste innenpolitische Hickhack in Spanien wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen der Region Katalonien liess die Anleger am hiesigen Aktienmarkt kalt. In Deutschland wird derweil auf politische Stabilität auch unter einer möglichen Jamaika-Regierungskoalition aus CDU/CSU, Grünen sowie FDP gesetzt.

Experten trauen dem Dax nach dem Überwinden der psychologisch wichtigen Marke noch mehr zu. So kann der Sprung über solch eine Hürde den Kursen frischen Schwung verleihen, da auch Investoren angelockt werden, die sich zuvor noch zurückgehalten hatten und sich dann von der guten Stimmung mitreissen lassen. Um das weitere Potenzial abschätzen zu können, lohnt laut dem Chartexperten Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar ein Blick in die Vergangenheit mit ähnlichen Kursausbrüchen nach oben. Daraus errechne sich zunächst ein Potenzial bis auf fast 14 000 Punkte.

Ende 2016 notierte das Börsenbarometer noch knapp unterhalb von 11 500 Punkten. Seither hat es um mehr als 13 Prozent zugelegt. Grössere Unfälle ausgeschlossen, zeichnet sich bereits das sechste Gewinnjahr in Folge ab. Sollten die 13 000 Punkte bis Ende 2017 halten, würde sich das Plus seit Ende 2011 dann auf insgesamt mindestens 120 Prozent belaufen.

Es gibt aber auch vorsichtige Stimmen, die auf unter der Oberfläche schwelende Probleme verweisen. An den Aktienmärkten werde schon wieder auf die Versprechen von Donald Trump gesetzt, was nicht gerechtfertigt erscheine, gab Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba mit Blick auf die vollmundigen Steuersenkungsankündigungen des US-Präsidenten zu bedenken. Indes rumore es im Euroraum angesichts der Unabhängigkeitsbestrebungen der Katalanen in Spanien und die Franzose begännen, ihrem Präsidenten zu misstrauen./mis/das/tih/he

(AWP)