Die US-Notenbank hat ihren Leitzins kräftig angehoben. Der Zins steigt um 0,75 Prozentpunkte und liegt jetzt in einer Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent, wie das Fed am Mittwoch in Washington bekanntgab. Analysten hatten überwiegend eine Straffung um 0,5 Prozentpunkte erwartet. Viele Beobachter hatten allerdings auch einen grösseren Schritt prognostiziert. Allerdings stellte Fed-Chef Jerome Powell in Aussicht, dass Zinserhöhungen um 0,75 Prozentpunkte nicht zur Regel werden dürften. Davon könnte der Euro profitieren.

Hintergrund der deutlichen Straffung ist die hohe Inflation, die gegenwärtig so ausgeprägt ist wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Bereits im Mai hatte die Notenbank das Zinsniveau um 0,5 Prozentpunkte angehoben und im März um 0,25 Prozentpunkte.

"Die amerikanische Notenbank reagiert spät, nun aber heftig mit einer Zinserhöhung auf die hohe Inflation", schreibt Volkswirt Michael Heise von HQ Trust. Der grosse Zinsschritt sei ein klares Signal, dass das Fed ihr Stabilitätsziel nach längerem Zögern nun mit Nachdruck verfolge. In der Folge dürfte sich die Konjunktur in den USA deutlich abschwächen und die Arbeitslosigkeit leicht steigen. Zu einer starken Rezession werde es aber nicht kommen.

Zum Franken verteuerte sich der Dollar nach dem US-Zinsentscheid zunächst und stieg auf ein neues Tageshoch. Später fiel er während der Rede von Powell aber wieder auf ein neues Tagestief. Aktuell kostet die US-Währung 0,9996 Franken. Der Euro fiel zum Franken nach dem Zinsentscheid in den USA indes kurzzeitig unter 1,04 Franken, notiert mittlerweile aber wieder bei 1,0419 Franken.

Am Devisenmarkt stellt sich am Vortag der mit Spannung erwarteten hiesigen SNB-Sitzung immer mehr die Frage, wie hoch der Franken eigentlich bewertet ist. Nachdem die SNB mantramässig in den vergangenen Jahren von einer sehr hohen oder zumindest hohen Bewertung der heimischen Währung gesprochen hatte, gibt es jetzt sogar Anzeichen, dass der Franken zum Euro unterbewertet sein könnte.

So hat die UBS in einer Studie berechnet, dass der faire Wert von EUR/CHF gemessen an der Kaufkraftparität wegen der hohen Inflationsunterschiede in den letzten Jahre mittlerweile bei 0,99 liegt (gegenüber 1,20 vor der Pandemie). Dabei beziehen sich die Ökonomen der Bank allerdings vor allem auf die Inflationsunterschiede gemessen an den Produzentenpreisen.

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(AWP)