Auch gegenüber dem Franken konnte die Gemeinschaftswährung die kurzfristig erzielten Gewinne nicht halten und rutschte wieder unter die Marke von 0,99 auf 0,9890 Franken. Damit notiert der Euro etwas leichter als noch vor der EZB-Mitteilung. Auch das Währungspaar USD/CHF schwächte sich etwas ab auf 0,9692 Franken nach 0,9723 Franken noch am Mittag.

Der Euro hatte am Mittag zunächst mit einem steilen Anstieg darauf reagiert, dass die Rekordinflation die Euro-Währungshüter zu einem unerwartet hohen Tempo bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren führte. Die Leitzinsen steigen um jeweils 0,50 Prozentpunkte und nicht wie von Analysten erwartet um lediglich jeweils 0,25 Prozentpunkte. Höhere Zinsen machen eine Währung für Anleger in der Regel attraktiver, so dass der Euro bei 1,0278 Dollar sein Tageshoch erreichte.

Die Euphorie verflog aber während der Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Anschluss an die Verkündung der geldpolitischen Entscheidungen schnell wieder. Der Euro sackte um mehr als einen Cent ab. Nach Ansicht von Händlern wuchsen die Zweifel bezüglich des am Donnerstag vorgestellten neuen Anti-Krisen-Programms, des sogenannten Transmission Protection Instruments (TPI). Dieses soll sicherstellen, dass Zinserhöhungen Länder wie zum Beispiel Italien nicht über Gebühr belasten, und eine Fragmentierung des Währungsraums verhindern.

Das neue Anti-Fragmentierungswerkzeug lasse den Verdacht aufkommen, dass die europäischen Währungshüter statt Geld- auch Fiskalpolitik betrieben, schrieb Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Steigende Risikoaufschläge sollten eigentlich Anreiz für Regierungen sein, ihre Staatsfinanzen zu konsolidieren. Diesen Mechanismus hebele die EZB im Zweifelsfalle mit ihren Wertpapierkäufen aus.

Bereits vor den EZB-Entscheidungen hatte der Euro recht deutlich geschwankt. Im frühen Handel reagierten die Anleger erleichtert darauf, dass Russland wieder Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 liefert. Zuvor war befürchtet worden, Moskau könne den Gashahn wegen des Ukraine-Kriegs komplett zulassen. Dies hätte die Rezessionsgefahr im Euroraum deutlich erhöht.

Doch bereits am Vormittag belastete die Regierungskrise in Italien wieder den Euro. Vorgezogene Neuwahlen in dem hoch verschuldeten Land - vermutlich im Herbst - sind zunehmend wahrscheinlich. Denn die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi ist gescheitert, Staatspräsident Sergio Mattarella hat dessen Rücktritt bereits angenommen. Hintergrund ist die fehlende Unterstützung dreier Koalitionsparteien.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85545 (0,85178) britische Pfund und 141,46 (140,92) japanische Yen fest.

Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1709 Dollar gehandelt. Das waren 13 Dollar mehr als am Mittwoch./la/he/pre

(AWP)