"SonntagsZeitung":Die Schweiz kommt den Überlebenden des Erdbebens in der Türkei und Syrien entgegen. Wer sein Haus oder seine Wohnung verloren hat und vorübergehend in der Schweiz bei Verwandten unterkommen will, wird prioritär behandelt. Um ein beschleunigtes Visum-Verfahren zu durchlaufen, müssen Betroffene ein Formular ausfüllen. Gemäss Staatssekretariat für Migration (SEM) haben das bisher 603 Personen gemacht, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Alle Anträge werden einzeln von den Schweizer Behörden geprüft. Seit Dienstag haben die 87 Fachkräfte der Schweizer Rettungskette und von Redog laut dem Aussendepartement 39 Personen geborgen - unter den Geretteten waren auch zwei Neugeborene.

"SonntagsBlick":

Das Korps für humanitäre Hilfe hat am Freitag zwei Psychologen in die Türkei fliegen lassen. Sie sollen die Angehörigen der Schweizer Rettungskette im syrisch-türkischen Erdbebengebiet bei der psychischen Bewältigung ihres Einsatzes unterstützen, wie EDA-Sprecher Pierre-Alain Eltschinger gegenüber "SonntagsBlick" sagte. Die Massnahme wird nur bei schweren Einsätzen ergriffen. Die Schweizer Rettungskette, ein Team von mittlerweile knapp 100 Leuten, befindet sich im Stand-by-Modus. Wenn die Einsatzkoordinationsstelle in der Katastrophenregion sie aufbietet, rücken die Retterinnen und Retter mit ihren Hunden aus. Körperliche Müdigkeit macht sich breit. Dazu kommt die mentale Erschöpfung. Wenn ein Mensch während eines Bergungsversuchs stirbt, erschüttert das auch erfahrene Rettungsprofis.

"NZZ am Sonntag":

In der Schweiz ist ein digitaler Notruf-Knopf auf dem Handy, wie er etwa in der Türkei existiert, kein Thema, wie Recherchen der "NZZ am Sonntag" zeigen, obwohl der Bund aktuell sein Erdbebenmanagement überarbeitet. Das erstaunt, da Experten davon ausgehen, dass bei einem schweren Beben die Notrufzentrale rasch überlastet wäre. Zwar sind Erschütterungen der Magnitude 7,8 wie in der Türkei bei uns kaum realistisch, wohl aber von Stärke 6,5. Allein in Zürich könnten bei einem Beben dieser Stärke 753 Menschen sterben und rund 76'500 Bewohner obdachlos werden, wie neue Szenarien der Stadt zeigen. Das Telefonsystem käme schnell an seine Grenzen. Markus Meile, Stabschef der städtischen Krisenorganisation, sagt dazu: "Auf die Bewältigung dieser schieren Menge gleichzeitiger Anrufe sind unsere Alarmsysteme weder personell noch technisch ausgerichtet."

"SonntagsZeitung":

Nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien schlägt eine Gruppe von Ärzten in der Schweiz Alarm: "Bei Ereignissen mit mehr als 25 Schwerverletzten haben wir ein Problem", sagte Mathias Zürcher, leitender Arzt für Rettungs- und Katastrophenmedizin am Universitätsspital Basel, in der "SonntagsZeitung". Um die Verletzten zu behandeln, gebe es zwar Kapazitäten, aber nicht in allen Bereichen ausreichende. Zudem seien sie über das ganze Land verteilt. Und niemand habe eine Übersicht. Der Bund hat zwar einen Koordinierten Sanitätsdienst (KSD). Nach einem Entscheid des Bundesrats wurde dieser kürzlich jedoch umstrukturiert. Die Ärzte-Gruppe ist der Ansicht, dass der KSD schon seit einiger Zeit schlecht aufgestellt ist und zu wenig effektiv koordiniert. Der KSD sei derzeit "nicht mehr handlungsfähig", sagte Joseph Osterwalder, emeritierter Professor für Notfallmedizin, weil es unter anderem an Fachwissen, Konzepten und Personal mangle.

"NZZ am Sonntag":

Die Berufslehre geniesst in der Schweiz einen guten Ruf. Doch bei den Löhnen stehen die Akademiker deutlich besser da. Im Schnitt verdienen Erwerbstätige mit Uni-Abschluss 70 Prozent mehr als solche mit einer beruflichen Ausbildung. Zur Fachhochschule beträgt der Lohnvorsprung knapp 20 Prozent. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) warnte in der "NZZ am Sonntag", diese Lohnschere sei in den letzten vier Jahren weiter aufgegangen. "Angesichts der hohen Krankenkassenprämien und der Mieten reicht der Lohn mit Lehre immer weniger zum Leben." Lange sei es selbstverständlich gewesen, dass man mit einer Lehre eine Familie haben könne, sagte SGB-Chefökonom Daniel Lampart. "Mit 5000 Franken ist das kaum mehr möglich."

"NZZ am Sonntag":

Ein knappes Jahr nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine zieht die Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) eine positive Bilanz des Schweizer Umgangs mit Geflüchteten aus der Ukraine. Die vielerorts von der SFH organisierte Unterbringung bei privaten Gastgebern habe sich bewährt, sagte Miriam Behrens gegenüber der "NZZ am Sonntag": "Indem die Geflüchteten bei Privaten unterkommen, leben sie in der Mitte der Gesellschaft. So entstehen weniger Abwehrreflexe, als wenn man sie immer nur in Kollektivunterkünften und hinter Zäunen sieht." Heute leben laut der SFH immer noch rund 25'000 Ukrainerinnen und Ukrainer bei Gastfamilien. Das ist mehr als ein Drittel der Geflüchteten. Behrens fordert nun, das Gastfamilienmodell auf andere Flüchtlinge auszuweiten.

"NZZ am Sonntag":

Eine Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich eine andere Zusammensetzung des Bundesrates. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag der "NZZ am Sonntag". Demnach sprechen sich 59 Prozent der Befragten eher oder klar für eine Veränderung der parteipolitischen Zusammensetzung der Regierung aus. Die Zauberformel, die den drei grössten Parteien, SVP, FDP und SP zwei Sitze und der viertgrössten Partei, der Mitte, einen Sitz zugesteht, scheint unpopulär. Wenig überraschend unterstützen die Wählerinnen und Wähler von Grünen und Grünliberalen, die nicht im Bundesrat vertreten sind, am stärksten eine Veränderung (mit 91 respektive 85 Prozent). Die Datenerhebung fand zwischen dem 24. und dem 26. Januar 2023 statt. 1558 stimmberechtigte Personen aus der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz nahmen daran teil.

"SonntagsBlick":

Gibt es Sozialhilfe-Tourismus wirklich? Forscher haben dies untersucht. Ihr Fazit: Wie viel eine Gemeinde zahlt, spielt keine Rolle - entscheidend sind günstige Wohnungen. Das zeigt eine Studie der ETH Zürich, die "SonntagsBlick" vorliegt. Demnach könnten Sozialhilfebezüger mit einem optimierten Wohnortswechsel im Schnitt pro Monat 142 Franken zusätzlich erhalten. Doch dies ist offenbar nicht die Motivation hinter den Umzügen. Denn im Schnitt erhalten die Bezüger nach einem Wohnortswechsel gerade einmal 22 Franken (Ausländer) beziehungsweise 15 Franken (Schweizer) mehr. Ein Zusammenhang scheint hingegen zwischen Sozialhilfequote und Mietpreisen einer Gemeinde zu bestehen: Tiefere Mieten führen dazu, dass sich dort mehr Sozialhilfebezüger niederlassen.

"SonntagsBlick":

Der Gang an die Öffentlichkeit der ehemaligen Tamedia-Journalistin Anuschka Roshani hat in der Branche einen Stein ins Rollen gebracht. So haben sich bei der Gewerkschaft für Medienschaffende Syndicom in den letzten Tagen vermehrt Journalistinnen gemeldet, die Ähnliches erlebt haben. Alleine in den letzten Wochen seien es gut ein Dutzend gewesen, sagte Sprecherin Romi Hofer zu "SonntagsBlick". "Und das ist nur die Spitze des Eisbergs." Für Syndicom ist klar: In vielen Medienkonzernen herrsche ein strukturelles Sexismus- und Mobbingproblem, Vorfälle blieben oft ohne richtige Konsequenzen. Es brauche nichts weniger als einen Kulturwandel auf den Redaktionen.

"SonntagsZeitung":

Simonetta Sommaruga hat die Umweltverbände dazu gebracht, eine gemeinsame Erklärung zum Ausbau der Wasserkraft zu unterschreiben. Zusammen wählte man 15 Standorte für neue Stauseen aus. So wollte die Ende Jahr zurückgetretene Umweltministerin Beschwerden und Verzögerungen gegen den Ausbau der Wasserkraft verhindern. Für den Plan erntete sie viel Lob für das Prestigeprojekt. Doch jetzt wehren sich ausgerechnet Nationalrätinnen aus der SP dagegen, wie die "SonntagsZeitung" berichtet. Der Ausbau der Stauseen ist ein Grundpfeiler der Energiewende. Sommarugas Parteikollegin Martina Munz bekämpft die zwei wichtigsten Stauseeprojekte sowohl politisch wie gerichtlich: Sie gewichtet den Erhalt von Auenlandschaften höher als den Ausbau der Wasserkraft.

"SonntagsZeitung":

Offiziell sind wegen des Ukraine-Krieges in der Schweiz Vermögen in der Höhe von 7,5 Milliarden Franken gesperrt. Bei der Credit Suisse liegt aber viel mehr russisches Geld: 17,6 Milliarden. Das schreibt die "SonntagsZeitung". Davon sind offenbar nur rund vier Milliarden Franken von Personen, die auf der Sanktionsliste stehen. Bei den übrigen 13,6 Milliarden handelt es sich unter anderem um Personen, die anderswo sanktioniert sind - so etwa Viktor Vekselberg, von dem man weiss, dass er ein Konto bei der CS hat, sein Geld allerdings nicht beziehen kann. Ausserdem kann es sich um Geld der russischen Zentralbank oder des russischen Staats handeln, das zwar nicht sanktioniert, aber de facto eingefroren ist.

"Le Matin Dimanche":

CO2-Kompensationen seien ineffizient, schreibt "Le Matin Dimanche". Die Zeitung zitiert eine Untersuchung, die vom "Guardian" und der "Zeit" sowie der gemeinnützigen Journalistenorganisation Source Material durchgeführt wurde. Letztere untersuchte die Emissionsgutschriften im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Entwaldung. Das Ergebnis: Neun von zehn Gutschriften, die von der weltweit grössten Zertifizierungsstelle Verra ausgestellt werden, haben keine positiven Auswirkungen auf das Klima. Verra zertifiziert drei Viertel der weltweiten Emissionsgutschriften. Viele Unternehmen wie Shell, Gucci oder Disney orientieren sich daran, um in ihrer Geschäftstätigkeit eine Netto-Null-Kohlenstoffbilanz zu erreichen.

(AWP)