Themen rund um das Coronavirus

"SonntagsZeitung":

Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der Gesundheitsdirektoren, weist die scharfe Kritik des Epidemiologen Marcel Salathé an den Kantonen wegen der trägen Lieferung von Testergebnissen beim Contact-Tracing zurück. Alle Kantone seien sehr engagiert, sagte Engelberger in einem Interview mit der "SonntagsZeitung". Schweizweit seien derzeit über 1500 Personen in Isolation und über 5000 Kontaktpersonen in Quarantäne. Hinzu kämen 12'000 Personen in Einreise-Quarantäne. Das seien beeindruckende Zahlen. Engelberger warnte vor einem Testwahn. Derzeit würden während der Woche rund 10'000 Tests vorgenommen. Zu viele Tests mit negativen Ergebnissen könnten zu einer falschen Sicherheit führen.

"SonntagsZeitung":

Der Kanton Aargau bestätigt seinerseits Probleme beim Contact Tracing. Er ortet sie eindeutig bei den Labors. Von der Testabnahme, dem Nasen-Rachen-Abstrich, bis zum Erhalt der Laborresultate würden rund 24 bis 36 Stunden verstreichen, schreibt das Aargauer Gesundheitsdepartement auf Anfrage der "SonntagsZeitung". Bei privaten Labors könne es bis zu drei Tage dauern. Die Verzögerungen bei der Auswertung hätten zur Folge, dass das Contract Tracing erst aufgenommen werden könne, wenn die Testresultate bei den kantonalen Stellen vorlägen. Probleme mit den Labors bestätigen auch die Kantone Bern und Zürich.

"SonntagsBlick":

Jan-Egbert Sturm, Leiter der Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich (KOF), nimmt die Krisengewinner in Zeiten der Corona-Pandemie ins Visier. Firmen, die in der Krise so viel verdient hätten wie nie zuvor, sollten mit einer Extra-Steuer belegt werden, zitiert der "SonntagsBlick" den KOF-Leiter. Namentlich nannte Sturm gewisse Lebensmittelhändler, Onlineshops und Pharma-Unternehmen. Mit den frei werdenden Mitteln könnten die Verlierer der Krise unterstützt werden. Eine solche Umverteilung wäre gerechtfertigt, weil in der Krise vor allem der Zufall darüber entschieden habe, welche Firmen höhere Gewinne gemacht hätten.

"NZZ am Sonntag":

Liechtensteiner Transportunternehmer haben eine Anzeige gegen Postauto bei der Staatsanwaltschaft sowie bei der Überwachungsbehörde der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) eingereicht. Das berichtet die "NZZ am Sonntag". Die Unternehmer machen einen Schaden von 35 Millionen Franken geltend. Begründung: Die Schweizer Postauto-Tochter in Liechtenstein habe dank der Quersubventionierung aus schwarzen Kassen in der Schweiz den Zuschlag für den Betrieb der Buslinien im Fürstentum erhalten. Im Jahr 2010 sicherte sich Postauto Liechtenstein für zehn Jahre den Auftrag mit einem Volumen von 160 Millionen Franken. Ein Sprecher von Postauto betonte, man sehe keinen Anspruch auf Schadenersatz.

"SonntagsBlick":

Ältere Angestellte sind bisher recht gut durch die Wirtschaftskrise als Folge der Corona-Pandemie gekommen. Das könnte sich in den nächsten Monaten ändern. Michael Siegenthaler, Mitarbeiter der KOF an der ETH Zürich, sieht laut "SonntagsBlick" Parallelen zur Finanzkrise von 2008. Auch damals hätten in den ersten Monaten nach Ausbruch der Krise vor allem die Jungen ihre Stelle verloren. In der zweiten Entlassungswelle habe es hingegen die älteren Mitarbeitenden getroffen. Die Langzeitarbeitslosigkeit könnte im kommenden Jahr einen Drittel aller Arbeitslosen ausmachen. Noch letzten Januar waren es lediglich 12 Prozent. Der Arbeitsmarkt-Experte George Sheldon hält gar einen Anteil von 40 Prozent für möglich.

Sonstige Themen:

"NZZ am Sonntag":

Das Verlagshaus Orell Füssli plant laut Informationen der "NZZ am Sonntag" seinen Sachbuchverlag zu schliessen. Das Blatt beruft sich dabei auf mehrere Branchenkenner. Die Geschäftsleitung des Traditionsunternehmens will diese Information weder bestätigen noch dementieren. Die Verlage der Orell Füssli befänden sich seit 2019 in einer Transformation, die die ganz Organisation und alle Programme betreffe - auch den Sachbuchverlag. Das Unternehmen sei daran, Konzepte zu entwickeln, um das Verlagsgeschäft rentabel zu betreiben.

"SonntagsBlick":

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi drängt laut Informationen des "SonntagsBlick" in der Gerichtskommission der Eidg. Räte darauf, keine Wahlempfehlung für den eigenen Bundesrichter Yves Donzallaz abzugeben. Die Erneuerungswahl der Bundesrichter findet am 23. September statt. Donzallaz war im Sommer 2019 von den SVP-Parlamentariern öffentlich kritisiert worden. Nun lädt die SVP den Richter zu einer Anhörung vor der Bundeshausfraktion ein. Bereits im Frühjahr hatte es eine Aussprache zwischen Donzallaz und dem damaligen SVP-Parteipräsidenten, Albert Rösti, gegeben. Dabei habe Donsallaz die Unabhängigkeit der Justiz betont.

"SonntagsZeitung":

Die Bahnbetreiber in den Schweizer Skigebieten spielen für den Winter Szenarien durch, wie sie den Betrieb trotz Corona-Auflagen aufrecht erhalten können. Wie die "Sonntagszeitung" berichtet, müssen die Betreiber damit rechnen, dass die Schutzmassnahmen verstärkt werden. Ein Szenario seien Einschränkungen bei der Zahl der Gäste. Es blieben knifflige Fragen: Zum Beispiel, wer zuerst mitfahren dürfe oder was mit Stammgästen, die über eine Saisonkarte verfügten, geschehe. In den Leitungsgremien der Bahnen würden derzeit solche Fragen intensiv diskutiert.

"NZZ am Sonntag":

Hunderte von Kirchgemeinden starten eine Offensive gegen die Konzernverantwortungs-Initiative. Sie greifen dabei auch auf vorgefertigte Gebete zurück. So wird auf einer Webseite eine Auswahl fertig formulierter Predigten angeboten. Darin werden namentlich die Konzerne Glencore, Syngenta und Nestlé kritisiert. Die Kampagne "Kirche für Konzernverantwortung" stosse auf grosses Interesse, zitiert die "NZZ am Sonntag" deren Sprecherin Katharina Boerlin. Bis jetzt hätten sich über 500 Kirchgemeinden daran beteiligt. Bereits im Februar hatten die Bischofskonferenz, die evangelisch-reformierte Kirche und Freikirchen ihre Unterstützung erklärt.

"SonntagsBlick":

John Shipton, der Vater von Julian Assange, hofft, dass sein Sohn in der Schweiz ein humanitäres Visum erhält. In einem Interview mit dem "SonntagsBlick" sagte Shipton, das sei die beste Option für Assange. Ein Spital in Genf sei auf die Behandlung von Folteropfern spezialisiert. Die Unterstützung aus der Schweiz sei enorm. Er habe auf informeller Ebene bereits Kontakt mit Schweizer Behörden. Die USA drängen auf die Auslieferung von Assange. Sie werfen dem Gründer der Wikileaks vor, geheime Informationen veröffentlicht zu haben. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten droht Assange eine Haftstrafe von bis zu 175 Jahren. Assange bestreitet die Vorwürfe. Am 7. September findet eine weitere Anhörung statt.

"NZZ am Sonntag":

Die Universität Zürich und die Eidgenössische Forschungsanstalt Empa haben in Zusammenarbeit mit dem Verband Swiss Cleantech und der Swissom untersucht, wie klimafreundlich die 5G-Mobilfunktechnologie ist. Das Ergebnis: Wird das Mobilfunknetz im Jahr 2030 mit 5G betrieben statt mit 4G, so verursacht das 86 Prozent weniger Treibhausgase pro übertragenem Gigabyte. Die Forscher gehen davon aus, dass sich der Datenverkehr bis 2030 ungefähr verachtfacht. Sie haben zudem das Klimaschutzpotenzial von 5G-Anwendungen wie flexibles Arbeiten oder digitale Landwirtschaft untersucht. Auch hier sind laut der Studie beträgtliche Einsparungen bei Treibhausgasen zu verzeichnen.

"Le Matin Dimanche":

Der Bundesrat hat laut Informationen der Westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche" beschlossen, den Druck auf die Autobranche zur Senkung des CO2-Ausstosses zu mildern. Bei der jüngsten Revision der CO2-Verordnung seien zwar die Grenzwerte für die CO2-Emissionen gesenkt worden. Die Autoimporteure können jedoch die grössten Luftverschmutzer aus der Kalkulation kippen. Die Verordnung schliesst für das laufende Jahr bei der Berechnung 15 Prozent der klimaschädlichsten Autos aus. Im nächsten Jahr sind es 10 Prozent. Zum Vergleich: In der EU betragen die Werte 5 und 0 Prozent.

(AWP)