RAIFFEISEN: In der Wochenendpresse wird das Thema 'Raiffeisen' erneut relativ breit abgedeckt. Da der frühere Konzernchef Pierin Vincenz nun aber seit über zwei Wochen in U-Haft ist und die Behörden diesbezüglich die Beteiligten offenbar zu Stillschweigen verpflichtet haben, sind es eher Nebengleise, die zur Sprache kommen. So nimmt laut dem "TagesAnzeiger" (Samstag) Franco Taisch, Mitglied des elfköpfigen Raiffeisen-Verwaltungsrates derzeit nicht mehr an den Sitzungen teil, weil er im Ausstand ist (von Raiffeisen bestätigt). Hintergrund sind laut dem Bericht Vorgänge an der Uni Luzern, wo Taisch en 50%-Pensum als ordentlicher Professor hat. Daneben ist er aber auch Unternehmer. Taisch trenne diese Rollen aber nicht sauber, lauten Vorwürfe. (TA Samstag p. 9)

Die "Schweiz am Wochenende" berichtet ausserdem, dass ein internes Gutachten bei Raiffeisen, das kurz nach dem Rücktritt von Pierin Vincenz im März 2016 angestrengt worden sei, nicht freiwillig in Auftrag gegeben worden sei, sondern von der Finanzmarktaufsicht Finma angemahnt worden sei. Die Bank schweigt laut dem Bericht, wieso das Gutachten in Auftrag gegeben wurde. (Schweiz am Wochenende, p. 13))

Und in der "NZZ am Sonntag" nimmt der ehemalige Raiffeisen-Chef Felix Walker erstmals zu den Wirren aufgrund der Verhaftung seines Nachfolgers Pierin Vincenz Stellung. Gegenüber dem Blatt erklärt er, die Bank solle wieder zu ihren genossenschaftlichen Wurzeln zurückkehren. "Der Zweck der Raiffeisen ist die gemeinsame Selbsthilfe. Dieses genossenschaftliche Prinzip muss den Mitgliedern dienen und nicht den Führungsorganen." Walker führte Raiffeisen zehn Jahre bis 1999 und sass anschliessend bis 2006 für die St. Galler CVP im Nationalrat. Seiner Meinung nach sollte in der Bank auch eine Debatte über die Höhe des Gewinns geführt werden: "Auch eine Genossenschaft muss Gewinn erzielen. Doch dieser ist nicht das einzige Kriterium. Entscheidend ist ebenso der erzielte Nutzen für die Mitglieder." (NZZaS p. 25)

Zudem meldet der "SonntagsBlick", dass Vincenz neben Verwaltungsratsmandaten immer mehr Ämter verliere. So habe er bereits im Dezember 2017 seinen Sitz im Stiftungsrat bei Avenir Suisse verloren. Nun sollen auch Ämter an der Universität St. Gallen sowie bei der Organisation Pflege- und Adoptivkinder Schweiz fallen. (Sonntagsblick)

RAIFFEISEN II: Kunden der Genossenschaftsbank bezahlen laut der "NZZ am Sonntag" im Branchenvergleich hohe Gebühren. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Analyse des Online-Vergleichsdienstes moneyland.ch. Getestet wurden die Kosten für ein Bankpaket mit Debit- und Kreditkarte für einen Kunden, der 10'000 CHF auf dem Privatkonto und 50'000 CHF auf dem Sparkonto besitzt. Laut Moneyland.ch verrechnet Raiffeisen für einen solchen Durchschnittsnutzer jährliche Gebühren abzüglich Zinsertrag in der Höhe von 228 CHF. Damit liegt sie auf Rang 11 von 15 getesteten Banken. (NZZaS p. 25)

DKSH: Offenbar hat es unter den Grossaktionären des vor allem in Asien tätigen Handelskonzerns heftige Diskussionen im Zusammenhang mit der Entlöhnung des früheren Konzernchefs und jetzigen Verwaltungsratspräsident Jörg Wolle gegeben. Wie die "SonntagsZeitung" mit Bezug auf gut unterrichtete Quellen schreibt, hat die üppige Zahlung von 4,3 Mio CHF als Extralohn für die Einarbeitung des neuen CEO innerhalb der Familie Keller (Hauptaktionär Diethelm Keller Holding mit 45%) Kontroversen ausgelöst. Wie der Disput ausgegangen ist und wie er sich an der Generalversammlung vom 22. März auswirken wird, sei aber unklar, heisst es im Artikel. Diverse Aktionäre wie Ethos oder die Nachhaltigkeits-Ratingagentur Inrate wollen laut dem Blatt sicher Nein stimmen. (SoZ p. 35)

EMS/MARTULLO: SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher hat laut einer Meldung der "NZZ am Sonntag" ihren Weg nach Bern von langer Hand geplant. So baute sie etwa ihre Nähe zum Bündner Stimmvolk gezielt auf. Wie die Zeitung berichtet, habe die Ems-Chemie der Klosterkirche in Disentis grosszügige Spenden zukommen lassen und 1,6 Mio CHF für die Orgel in der Kathedrale Chur gezahlt. Rechtzeitig auf die Nationalratswahlen 2015 habe Martullo-Blocher zudem ein Ferienhaus in Lenzerheide gekauft. Die Ems-Chemie weist allerdings einen Zusammenhang zwischen Sponsoringaktivitäten der Firma und der politischen Karriere Martullo-Blochers zurück. Das Unternehmen sponsere seit vielen Jahrzehnten unzählige Veranstaltungen und Vereine. Diese Engagements seien reine Spenden und Unterstützungsprojekte, hiess es von der Firma. (NZZaS p. 8)

GUCCI: Italien ermittelt laut einer Meldung der "SonntagsZeitung" gegen die Luxusmarke Gucci. Sie soll dank einem Konstrukt im Tessin enorme Steuersummen gespart haben. Dokumente der Mailänder Staatsanwaltschaft würden belegen, dass die Luxusmarke Gucci ein Steuermanöver im Tessin durchführte. Guccis Mutterhaus, der französische Mode- und Luxuskonzern Kering, unterhält in der Tessiner Gemeinde Cadempino eine Firma. Ein Grossteil des Gewinns, den Gucci weltweit erzielt, fällt bei dieser Gesellschaft in der Schweiz an. Dank dieses Konstrukts spare Gucci Hunderte Millionen Euro. Solche Konstrukte seien nach internationalen Regeln zwar erlaubt - die Ableger im Tessin müssten aber auch tatsächlich von der Schweiz aus geführt werden. Mailänder Staatsanwälte glauben allerdings, dass zwanzig Topmanager nur zum Schein im Tessin angestellt worden seien und eigentlich von Mailand aus arbeiteten. (SoZ p. 33)

TAMEDIA: Eine allfällige Übernahme der "Basler Zeitung" durch den Tamedia-Konzern muss laut einer Meldung der "NZZ am Sonntag" durch die Wettbewerbskommission begutachtet werden. Dies bestätigte die Weko der Zeitung. Hauptgrund dafür sei, dass Tamedia in der Westschweiz bereits über eine marktbeherrschende Stellung verfüge und Übernahmen auf benachbarten, vor- oder nachgelagerten Märkten daher der Weko gemeldet werden müssten. Offen liess die Behörde allerdings, ob sie bereits über eine solche Transaktion informiert wurde. (NZZaS p. 10)

FIFA: Der Weltfussballverband zahlte seinem Präsidenten Gianni Infantino im vergangenen Jahr laut einer Meldung der "SonntagsZeitung" eine Gesamtvergütung von 1,9 Mio CHF. Das Blatt stützt sich dabei auf den neuesten Finanzbericht, den die Fifa in der Nacht auf Samstag veröffentlichte. Gegenüber dem Vorjahr zahlte die Fifa an Infantino rund 26% mehr. Damals hatte er 1,5 Mio erhalten - war allerdings auch nur zehn Monate im Amt gewesen. Im Vergleich mit seinem Vorgänger Sepp Blatter verdient Infantino allerdings deutlich weniger: Blatter habe 2015 noch gut 3,6 Mio erhalten. (SoZ p. 38)

POST: Die Zahl der Krankentage bei der Schweizerischen Post hat sich laut Meldungen der "Ostschweiz am Sonntag" und der "Zentralschweiz am Sonntag" in den vergangenen vier Jahren um rund 10% erhöht. Post-Mitarbeiter fehlten demnach im Jahr 2013 im Durchschnitt 11,6 Tage. Im vergangenen Jahr waren es dagegen bereits 12,9 Tage. Als Hauptursache für diese Entwicklung vermuten Gewerkschaften die Unsicherheiten der Belegschaft aufgrund der Umwälzungen bei der Post.

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(AWP)