CREDIT SUISSE/UBS I: Die Credit Suisse sei an den "vielen Skandalen und an Fehlentscheiden des Managements" gescheitert, sagt Finma-Präsidentin Marlene Amstad im Interview mit der "NZZ am Sonntag". Ihre Behörde habe schon sehr früh bei der Bank interveniert und zahlreiche Verfahren eingeleitet. Die Bank habe aber mangelhaft kooperiert und sich geweigert, die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Die Behörde prüft nun, die CS-Spitze zur Rechenschaft zu ziehen: "Wir loten die entsprechenden Möglichkeiten aus", sagt Amstad. Um künftig ähnliche Fälle zu verhindern, fordert sie zusätzliche Zwangsmittel: die Möglichkeit, Bussen zu verteilen, sowie die Verhängung von Zwangsmassnahmen gegen fehlbare Manager. "Im Bereich der Verantwortlichkeit einzelner Entscheidungsträger zeigt sich, dass es Lücken gibt, die zu schliessen sind", so Amstad. Die Misswirtschaft bei der CS halte bereits seit Jahren an. Ohne Namen zu nennen, macht Amstad damit klar, dass der Niedergang in der Ära von Urs Rohner und Tidjane Thiam eingeleitet wurde. Die Fusion mit der UBS sei die beste Option gewesen. Den Partner habe die CS am Schluss selber gewählt: "Wir sagten der CS nicht, wen sie anrufen soll. Als privates Unternehmen war das ihre Entscheidung." Eine Rekonstruktion der Ereignisse zeigt, dass sich die CS bis zuletzt mit allen Mitteln gegen ihr Ende wehrte. Sie will mit etlichen Vorschlägen an die Finma gelangt sein, wie die Bank das Vertrauen der Märkte und Kunden hätte zurückgewinnen können. Die Aufsicht habe diese abgelehnt. Am Ende soll die Credit Suisse selbst eine Verstaatlichung vorgezogen haben. Als deren CEO war gemäss Recherchen Ex-UBS-Chef Sergio Ermotti vorgesehen: (NZZaS, S. 23, siehe separate Meldung)

CREDIT SUISSE/UBS II: Als einzige Möglichkeit, eine Monopolstellung der UBS zu verhindern, bleibt derzeit nur die Postbank, die man mittels einer Banklizenz zum Konkurrenten der UBS aufbauen könnte. SP-Fraktionschef Roger Nordmann und Mitte-Präsident Gerhard Pfister wollen die Idee unterstützen, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Viele Alternativen gibt es nicht: Eine Woche nach dem Deal des Jahrhunderts steht der Schweizer Finanzplatz weiter unter Schock. Nur eines ist bereits klar: Die UBS wird nach der Übernahme der Credit Suisse so gross und unberechenbar, dass sie zur Monster-Bank wird. Die Schweizer Politik überschlägt sich mit Vorschlägen, wie man das Monster zähmen könnte. Besonders beliebt ist die Idee, die CS-Schweiz aus dem Deal herauszulösen und eigenständig zu machen. Doch Experten verwerfen den Vorschlag: Die Kosten der Operation wären zu hoch und die Restbank wäre schlicht nicht profitabel. (SZ S. 2)

CREDIT SUISSE/UBS III: Mit dem Kauf der Credit Suisse übernimmt die UBS auch die offenen Rechtsfälle der kollabierten Grossbank. Die potenziellen Strafzahlungen in Milliardenhöhe hatten auch Einfluss auf den Kaufpreis, wie die "SonntagsZeitung" erfahren hat. Will die Bank die Fälle rasch lösen, führt das potenziell zu höheren Kosten. Die UBS kann laut Steuerexperten bei einer Fusion alte Verluste der SC mit eigenen Gewinnen künftiger Jahre verrechnen. Das Gesetz erlaubt das im Grundsatz bei Zusammenschlüssen. Anerkennt die Steuerverwaltung die Verrechnung alle Verluste der Muttergesellschaft der CS, kann die UBS 24 Milliarden Franken von ihren künftigen Gewinnen abziehen. (SZ Seite 8)

CREDIT SUISSE/UBS III: Die vom Bundesrat gewählte Lösung zur Credit Suisse lehnen zwei Drittel der Befragten einer Umfrage ab. Viel lieber hätten die Schweizerinnen und Schweizer gesehen, wenn der Staat die CS verstaatlicht und später verkauft hätte. Das zeigt eine repräsentative Sotomo-Umfrage im Auftrag von "SonntagsBlick" mit 7407 Teilnehmenden aus der französisch- und deutschsprachigen Schweiz. 61 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden hätten diese Variante bevorzugt. Eine Monster-UBS findet keine Unterstützung im Volk. Vier von fünf Befragten fordern, die UBS müsse die Inlandgeschäft der Credit Suisse wieder ausgliedern, um ein Klumpenrisiko zu vermeiden. Die Befragten sind nicht über allfällige politische oder regulatorische Versäumnisse wütend, sondern über das Verhalten der CS-Kaderleute: 77 Prozent kreuzten bei möglicher Mehrfachnennung das Missmanagement der CS-Führung als Anlass zum Ärger an. (SonntagsBlick Seite 6)

CREDIT SUISSE/UBS IV: Die Finanzmarktaufsicht (Finma) ist nach dem Debakel der Credit Suisse ins Visier der Parteien geraten, so "Le Matin Dimanche". Die Finma wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit, Integrität und Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes zu stärken und hat 550 Mitarbeiter. Ihr Direktor, ihre Präsidentin und drei Mitglieder des Verwaltungsrats haben alle bei der Bank Credit Suisse gearbeitet, so die Zeitung weiter. "Unsere Partei wird die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission unterstützen, um die Rolle der Finma zu beleuchten", sagte Thomas Aeschi, Präsident der SVP-Fraktion, in der Zeitung. "Die Finma ist dafür verantwortlich, dass sie die Krise nicht hat kommen sehen, obwohl ihre Rolle gerade das Risikomanagement ist", sagt Samuel Bendahan, Vizepräsident der SP. "Diese Angelegenheit muss geklärt werden." (Le Matin Dimanche)

CREDIT SUISSE/UBS V: Die Finanzmarktaufsicht Finma verlangt nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS mehr Kompetenzen. "Wir haben scharfe Instrumente, aber wir haben keine Kompetenz, Bussen auszusprechen", sagte Finma-Chef Urban Angehrn in einem Interview mit der SonntagsZeitung. Zudem sei die Finma in der Kommunikation der Fälle eingeschränkt. Derzeit seien die Hürden bei der Bestrafung von Einzelpersonen sehr hoch. "Wir können zwar die Gewähr entziehen, aber nicht jeder Manager ist ein Gewährsträger, und für ein Berufsverbot braucht es eine direkte, individuelle und kausale Verantwortung für eine schwere Verletzung von Aufsichtsrecht", sagte Angehrn. Sie könne auch bei "Boni" nur sehr begrenzt einschreiten. Die Finma habe alles getan, was sie im Rahmen ihres Mandats habe tun können, sagte Angehrn weiter. "Es gibt keine Vollkasko-Aufsicht, die jeden Unfall vermeidet." Die Finma führe eine Bank nicht. "Das ist Sache des Verwaltungsrats und des Managements der Bank." (SZ S. 17/18)

CREDIT SUISSE/UBS VI: Die Grösse der neuen UBS nach der Übernahme der Credit Suisse ist im Vergleich zur Schweiz überdimensioniert, warnt "Le Matin Dimanche". Ein Konkurs würde die Schweiz in eine Rezession stürzen. Die Einlagen der Sparer, die schnell abgezogen werden könnten, belaufen sich auf über 750 Milliarden Franken. Das entspricht fast dem, was in der Schweiz mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 800 Milliarden Franken jährlich produziert wird. Henry Peter, Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Genf, schlägt vor, das Investmentbanking drastisch zu reduzieren. "Diese Tätigkeiten sind sehr einträglich, können sich aber auch als ziemlich riskant erweisen." Jean-Pierre Danthine, ehemaliger Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), schlägt hingegen vor, die Bankenaufsicht zu stärken. (Le Matin Dimanche)

CREDIT SUISSE/UBS VII: Mitte-Präsident Gerhard Pfister hat eine höhere Eigenkapitalquote für Banken gefordert. "Es braucht eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent, das wird von diversen renommierten Fachleuten für vernünftig gehalten." Die mangelnde Eigenkapital-Ausstattung sei Kern des Problems. "Zu wenig Eigenkapital bringt Risiken, die wir den Steuerzahlenden nicht mehr zumuten können." Die Idee ist nicht neu und wurde bisher von der Linken gefordert. "Wir müssen in der Politik aufhören, eine Idee schon deshalb abzulehnen, weil sie vom politischen Gegner kommt", sagte Pfister im Interview mit dem "SonntagsBlick". (SonntagsBlick S. 10; siehe auch separate Meldung)

CREDIT SUISSE/UBS VIII; Swissmem sieht wegen der Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS keine Gefahr für den Werkplatz Schweiz. Wichtig sei, dass die Exportfinanzierung der CS aufrechterhalten werden, sagte der Chef des Industrieverbands, Martin Hirzel. Er hoffe, dass die UBS die aktuelle Situation nicht ausnutze, um der Industrie schlechtere Konditionen aufzudrücken. Während kleine und grosse Unternehmen das CS-Aus kaum spüren würden, sieht Hirzel die grössten Umstellungen auf mittelgrosse Exportfirmen zukommen. "Sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie nicht mehr alle Finanzgeschäfte im eigenen Dorf und in der Muttersprache aufgleisen können." (SonntagsBlick S.33; siehe auch separate Meldung)

FINANZPLATZ: Zürich liegt in der Liste der wichtigsten Finanzplätze nur noch auf Rang 20 Der Schweizer Bankenplatz verliert international an Bedeutung. Der Kollaps der Credit Suisse hat den Niedergang nochmals verstärkt. Just in der Woche danach ist die neue Rangliste der wichtigsten internationalen Finanzplätze erschienen. Zürich liegt darin gerade noch auf Rang 20 und Genf auf Platz 23, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. Vor zehn Jahren belegten die beiden Städte im Global- Financial-Centres-Index noch die Ränge 5 und 7. "Ein Finanzplatz profitiert davon, wenn er über einen grossen Heimmarkt verfügt", erklärt der Londoner Finanzexperte Mike Wardle, der den Index konzipiert hat. "Deshalb ist es für ein kleines Land wie die Schweiz generell schwieriger, einen Spitzenplatz zu erreichen." Der Index basiert auf der Einschätzung von 10'000 Finanzprofis sowie der Berechnung von 150 Messgrössen. Im jüngsten Ranking ist Zürich nun hinter die Finanzplätze von Frankfurt, Paris oder Sydney zurückgefallen. NZZaS S. 24)

ENERGIEWENDE: Das Parlament wollte möglich machen, dass innert drei Jahren Dutzende alpine Solaranlagen gebaut werden. Es wäre ein Meilenstein auf dem Weg zur Energiewende. Dazu hat es die Bewilligungsverfahren für Photovoltaikanlagen in den Bergen rigoros vereinfacht. Doch Stromversorger kritisieren nun, im neuen Gesetz gebe es einen Fehler, der viele Anlagen verhindern werde, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Der Grund: Für den Bau der Anlagen müsste vielerorts auch das Übertragungsnetz ausgebaut werden. Doch für diese gibt es keine verkürzten Bewilligungsverfahren. Die regulären Verfahren dauern in der Regel 10 bis 15 Jahre. Viele Standorte für alpine Solaranlagen fallen weg, weil die Übertragungsnetze bereits ausgelastet sind. (SZ Seite 43)

Samstag: Nur zu CREDIT SUISSE/UBS

NZZ: Die Schweizer "Too big to Fail"-Regelung ist laut Finanzministerin Karin Keller-Sutter nicht ohne weiteres für die Abwicklung einer global tätigen systemrelevanten Bank geeignet. "In der Praxis wären die volkswirtschaftlichen Schäden [...] beträchtlich", sagte sie. Auch wenn eine Abwicklung gemäss "Too big to fail" rein rechtlich möglich gewesen wäre, sei bei der Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS "klar nicht der Moment für Experimente" gewesen. Beim Übernahmeentscheid sei zudem kein Druck auf die Schweiz ausgeübt worden. "Es drängte uns niemand in eine bestimmte Richtung", sagte Keller-Sutter in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". Der Forderung, der UBS aufzuerlegen, den Schweizer Teil der CS als eigenständige Bank abzuspalten, erteilte sie eine Absage. (siehe separate Meldung)

SCHWEIZ AM WOCHENENDE: Die Rettung der Credit Suisse dürfte noch teurer werden als bisher bekannt. Zu den von Bundesrat, Nationalbank und Finanzmarktaufsicht am vergangenen Sonntag für die Übernahme der CS durch die UBS zugesicherten Liquiditätshilfen von 200 Milliarden Franken müssen laut Recherchen der Zeitung noch einmal 50 Milliarden Franken dazugerechnet werden, die bei der Präsentation der Übernahme laut Schweiz am Wochenende "vergessen" worden seien. Es seien nämlich weitere 50 Milliarden zusätzliche Liquiditätshilfen der Kategorie ELA+ bewilligt worden. Dies habe die SNB auf Anfrage der Zeitung bestätigt. Auch die Verlustgarantie des Bundes für die UBS von neun Milliarden Franken seien womöglich nicht alles. Denn wer bei weitergehenden Verlusten der UBS gerade stehe, müsse erst noch geklärt werden.

TAGES-ANZEIGER: Bei den Anlegern, die mit Aktien der Credit Suisse Geld verloren haben, ist der Bedarf an Informationen sehr gross. Perica Grasarevic, der hauptberuflich Richter beim Zivilkreisgericht Basel ist, hat als CS-Kleinaktionär rund 3000 Franken verloren und hat darum die Website Notrecht.com aufgeschaltet. Sie sei eine Antwort darauf, dass in der Schweiz keine Sammelklagen möglich sind und so Kleinanlegern quasi der juristische Weg aus finanziellen Gründen versperrt ist. Die Plattform will informieren und künftig auch Musterklagen und damit eine Automatisierung ermöglichen. Die Seite werde förmlich überrannt von Anfragen, heisst es. Im Raum stehen eine Verantwortlichkeitsklage gegen die Chefs der Credit Suisse und/oder eine Staatshaftungsklage. Bei beiden Varianten sind Juristen eher skeptisch, ob sie zum Erfolg führen.

RADIO SRF1: Die Credit Suisse hat am vergangenen Wochenende bereits einen grossen Milliardenbetrag von der von Bund und Nationalbank gewährten Garantie beansprucht. Dies sagte Bundesrätin Karin Keller-Sutter in der "Samstagsrundschau" von Radio SRF. Die genauen Zahlen seien ihr nicht bekannt. Keller-Sutter bestätigte zudem den Bericht der CH Medien vom Samstag über die "vergessen gegangenen 50 Milliarden Franken". Demzufolge soll sich das gesamte Risiko auf nunmehr 259 Milliarden Franken und nicht bloss auf 209 Milliarden Franken belaufen. (siehe separate Meldung)

SRF: Gemäss einer Umfrage der SRG ist die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer wütend und nicht einverstanden, wie die CS-Übernahme ablief. Vollständig hinter dem Entscheid steht fast niemand. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht aus der vergangenen Woche gemäss Umfrage als glaubwürdigste Akteurin hervor. Dagegen ist das Vertrauen in die Schweizerische Finanzmarktaufsicht (Finma) deutlich tiefer. Zudem bemerkenswert: Das Management der UBS liegt auf dem zweiten Platz und erscheint damit glaubwürdiger als der Bundesrat.

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(AWP)