Im laufenden Jahr will die Swisscom einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) von 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken einfahren. Das wären deutlich mehr als im vergangenen Jahr, als der operative Gewinn um 1,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Franken fiel.

Grund für den markanten Anstieg seien Sonderfaktoren, erklärte Finanzchef Eugen Stermetz am Donnerstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. So schlugen im vergangenen Jahr alleine die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten mit 157 Millionen Franken zu Buche. Darunter ist eine Busse der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko von knapp 72 Millionen Franken.

Ohne die Sondereffekte hätte die Swisscom 2022 einen EBITDA von 4,558 Milliarden Franken eingefahren, erklärte Stermetz. Zudem sinke im 2023 mit den steigenden Zinsen der Pensionskassenaufwand um 90 Millionen Franken.

Wenn man das alles zusammenzähle, komme die Swisscom alleine schon aus diesen beiden Gründen in die Zielspannbreite von 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken für den EBITDA im 2023, sagte Stermetz.

Schweizer Kerngeschäft leicht gewachsen

Gleichzeitig hat sich der Konzern operativ stabil gehalten. Der Umsatz sank im vergangenen Jahr lediglich um 0,6 Prozent auf 11,1 Milliarden Franken. Schuld daran ist die Schwäche des Euro, wegen dem das wachsende Geschäft in Italien bei der Umrechnung in Franken weniger wert ist. Bei einem konstanten Euro-Kurs wäre der Swisscom-Umsatz um 1 Prozent gestiegen.

"Besonders stolz bin ich auf unser Privatkundengeschäft", sagte der neue Konzernchef Christoph Aeschlimann, der seit Anfang Juni im Amt ist. "Wir konnten zum ersten Mal seit sieben Jahren den Telekomumsatz im Privatkundenbereich stabilisieren. Das ist eine tolle Leistung." Basis dafür sei der Mobilfunk, wo man 166'000 Abo-Kunden gewonnen habe. Gleichzeitig sei die Wechselbereitschaft der Kunden gesunken.

Im Schweizer Kerngeschäft stieg der Umsatz leicht um 0,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Franken. Das kleine Plus ist dem IT-Lösungsgeschäft mit Geschäftskunden zu verdanken, das die Erosion bei den Telekomdiensten kompensierte. In Italien wuchs der Umsatz der Mailänder Tochter Fastweb um 3,8 Prozent weiter.

Die Aussichten auf einen höheren Betriebsgewinn EBITDA freute die Anleger. Die Aktie schloss den Handeltag mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 565,360 Franken ab.

Viel weniger Grossstörungen

Zudem konnte die Swisscom ihre Pannenanfälligkeit verringern, nachdem in den Vorjahren grosse Netzausfälle landesweit für Schlagzeilen und rote Köpfe gesorgt hatten. 2022 habe es 40 Prozent weniger grosse Service-Ausfälle als 2021 gegeben. "Wir sind massiv besser geworden", sagte Aeschlimann.

Durch die Abschaltung von veralteten Plattformen will die Swisscom die Komplexität in den Netzen reduzieren. So soll die veraltete Mobilfunktechnik 3G bis Mitte 2025 eingestellt werden. Auch im Festnetz würden Plattformen stillgelegt.

Mobilfunk, Privat- und Geschäftskunden hatten früher alle ein eigenes Netz, wie Aeschlimann erklärte: Jetzt kommen die in den nächsten Jahren alle auf ein gemeinsames Netz. Bis 2025 soll die Swisscom 40 Prozent weniger Plattformen haben als heute.

Eine Grossbaustelle bleibt dem neuen Mann an der Spitze allerdings erhalten. Die Kehrtwende der Swisscom im Streit mit der Weko um den Glasfaserbau braucht Zeit. Die Zahl der durch die Weko blockierten Glasfaseranschlüsse ist weiter gestiegen.

Und auch noch 2025 kann die Swisscom noch 300'000 Anschlüsse nicht in Betrieb nehmen, weil die Bauweise mit einer Zuleitung für mehrere Haushalte nicht den Vorgaben der Wettbewerbshüter entspricht. Die Weko pocht auf Direktleitungen für jeden Haushalt.

jb/ra

(AWP)