Nach der Prüfung der "sehr umfangreichen Akten" der Vorinstanz, des Bezirksgerichtes Zürich, sei ein früherer Zeitpunkt für den Prozess nicht möglich, teilte das Obergericht am Mittwoch mit.

Die Vorbereitung des Verfahrens werde ausserordentlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Allein das schriftliche Urteil des Bezirksgerichts ist 1200 Seiten lang.

Vincenz schuldig gesprochen

Das Bezirksgericht sprach den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und den ehemaligen Aduno-Chef Beat Stocker im April 2022 schuldig. Vincenz wurde zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten sowie einer bedingten Geldstrafe von 280 mal 3000 Franken verurteilt.

Stocker kassierte gar eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und eine bedingte Geldstrafe von 160 mal 3000 Franken.

Das Bezirksgericht verurteilte die beiden, weil sie sich versteckt an Firmen beteiligt und danach dafür gesorgt haben sollen, dass diese Unternehmen durch die Raiffeisen respektive die Kreditkartenfirma Aduno aufgekauft wurden. Dabei sollen die beiden Gewinne in Millionenhöhe eingestrichen haben.

Spezielle "Beziehungspflege"

Gemäss dem erstinstanzlichen Urteil müssten Vincenz und Stocker einer geschädigten Firma zusammen 2,6 Millionen Franken zurückzahlen. Vincenz soll der Raiffeisen zudem die Auslagen für die "Beziehungspflege" rückerstatten, rund 300'000 Franken.

Am Prozess sorgten vor allem Details über diese "Beziehungspflege" für Aufsehen, etwa teure Besuche in Stripclubs, die über Spesen abgerechnet wurden oder, dass Vincenz ein Tinder-Date als "Bewerbungsgespräch" bezeichnete. Aus Platzgründen war der Prozess ins Volkshaus verlegt worden. Er dauerte acht Tage lang.

Von den Mitbeschuldigten, die Vincenz und Stocker bei illegalen Transaktionen geholfen haben sollen, wurden drei zu bedingten Geldstrafen verurteilt. Ein Mitbeschuldigter wurde freigesprochen. Ein weiterer Beschuldigter wurde wegen seiner Krankheit dispensiert. Er ist mittlerweile verstorben.

(AWP)