Unmittelbarer Auslöser für die sich gegenüber dem Vortag wieder verschlechterte Stimmung war eine Rede eines US-Notenbankers. Angesichts der weiterhin sehr hohen Inflation seien deutlich mehr Zinserhöhungen nötig, sagte er am Vorabend. "Diese Äusserungen kamen zu keinem guten Zeitpunkt; die Marktteilnehmer sind eh schon angesichts der Rezessionsangst nervös und äussert schreckhaft", so ein Analyst. Weitere Hiobsbotschaften waren das deutsche Konsumklima, welches auf ein Rekordtief abgestürzt ist, und die Mutmassungen über Sabotage an den Gas-Ostseepipelines. Im Verlauf des Tages stehen in den USA noch einige Konjunkturdaten auf der Agenda, welche aber als zweitrangig gelte.

Der SMI verliert gegen 11.25 Uhr 0,34 Prozent auf 10'092,06 Punkte und der breite SPI 0,60 Prozent auf 12'926,98 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem das Gewicht der Schwergewichte stärker gekappt ist, fällt sogar um 1,41 Prozent auf 1501,72 Stellen. Das Minus des SLI hat damit ein vergleichbares Ausmass wie jenes der wichtigsten Indizes in London, Frankfurt und Paris.

Der Grund für das relativ gute Abschneiden des SMI und des SPI ist ein Kurssprung des Indexschwergewichts Roche, welches um 5,2 Prozent zulegt. Auslöser sind erste positive Daten aus einer zulassungsrelevanten Alzheimer-Studie der Konkurrenten Eisai/Biogen. Dieser verfolgt den gleichen Ansatz bei der Alzheimer-Therapie wie Roche. "Die Daten stärken eine seit langem bestehende Hypothese über die Behandlung der häufigsten Demenzursache", meint ein Börsianer. Studiendaten von Roche zum Wirkstoff Gantenerumab werden im Oktober oder November erwartet.

Abgesehen von Roche verzeichnen bei den Blue Chips nur noch die defensiven Novartis (+0,5%) und Lonza (+2,7%) Gewinne. Letzteres wird auch mit den Alzheimer-News begründet. Denn der Forschungsdurchbruch wird nach Ansicht von Analysten die Nachfrage nach biologischen Kapazitäten in der gesamten Zuliefererbranche erhöhen.

Alle anderen SLI-Titel geben nach - und zwar fast alle um mehr als 1 Prozent. Am stärksten erwischt es AMS Osram (-9,4%), die allerdings an den beiden Vortagen deutlich zugelegt hatten.

Mit VAT (-6,1%) kommt ein weiterer Technologietitel unter die Räder. Neben der allgemeinen Technologieschwäche sei ein Kommentar des Brokers Stifel ein Grund dafür, ist am Markt zu hören. Trotz Abgaben von 57 Prozent seit Anfang Jahr gebe es keinen Grund, die Aktien nun zu kaufen, heisst es darin. Denn es sei zu befürchten, dass die schwache Nachfrage der Chipindustrie nach neuen Anlagen noch einige Zeit anhalten werde.

Stark abwärts geht es auch mit den Grossbankentiteln UBS (-3,2%) und CS (-7,3%). Ein Grund dafür sind die saftigen Bussen in den USA für die ungeregelte Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp. Sowohl die US-Börsenaufsicht SEC als auch die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) verhängten Strafzahlungen für zahlreiche Finanzinstitute. Für UBS und CS summieren sich die Bussen insgesamt auf je 200 Millionen US-Dollar. Ein weiterer Grund für die Abgaben bei der CS seien aber nach wie vor auch Marktsorgen über eine mögliche Kapitalerhöhung, meinen Analysten.

Starke Einbussen erleidet ausserdem Swiss Re (4,6%), welche vom Hurrikan "Ian" belastet werden. Dieser könnte am Mittwochabend (Ortszeit) in Florida auf Land treffen. Titel, die mehr als 3 Prozent einbüssen, sind ausserdem noch Swiss Life, Julius Bär, Richemont, Straumann und Holcim.

Am breiten Markt gibt es ebenfalls kaum Gewinner. Zu den grössten Verlierern zählen SIG (-7,4%), Autoneum (-6,2%) und Comet (-5,5%).

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(AWP)