Die EZB hatte am Donnerstag den Leitzins um 75 Basispunkte angehoben - so stark wie noch nie in ihrer Geschichte. Zudem hatte sie ihre Inflationsprognosen erhöht und damit weitere Zinsschritte signalisiert. Und dies trotz der wachsenden Sorgen vor einem Absturz der Wirtschaft in eine Rezession. Diese hatte die Zentralbank noch geschürt, indem sie die Wachstumsprognosen gesenkt hatte. Sie müsse sie weitere Zinsschritte machen, um die hohe Inflation zu bekämpfen, heisst es in Händlerkreisen weiter. "Weitere Zinsschritte im Oktober und Dezember sind daher sehr wahrscheinlich", sagt Jörg Angelé vom Asset Manager Bantleon.

Der SMI steigt bis um 11.10 Uhr um 1,02 Prozent auf 10'900,67 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,06 Prozent auf 1666,27 und der breite SPI 1,03 Prozent auf 13'992,66 Zähler. Sämtliche 30 sämtliche SLI-Werte notieren fester.

Gefragt sind die seit einiger Zeit arg gebeutelten Technologietitel AMS-Osram (+4,1%), Logitech (+2,7%), VAT (+2,2%) und Temenos (+2,1%). Technologiewerte standen im Vorfeld der Zinserhöhungen seit einiger Zeit unter Druck, da für sie höhere Zinsen auch eine Verteuerung der Finanzierungskosten bedeutet. Bei Temenos kämen noch die immer wieder aufkeimenden Übernahmespekulationen als weiterer Kurstreiber hinzu, meint ein Händler.

Zu den grösseren Gewinnern zählen zudem die Bankaktien CS (+2,1%), UBS (+1,9%), Julius Bär (+1,5%) und etwas abgeschlagen Partners Group (+0,4%). Banken gelten als Profiteure in einem Umfeld steigender Zinsen, denn sie können im Geschäft mit Krediten oder Anleihen davon profitieren. "Das verbessert die Geschäftsaussichten im Finanzsektor massiv", sagt ein Händler.

Bei den Luxusgüterwerten entwickeln sich Richemont (+2,6%) klar besser als Swatch (+0,4%). Schuld daran dürfte wohl Barclays sein. Die Bank hat die Empfehlung für die Aktien des Uhrenkonzerns auf "Equal weight" von "Overweight" gesenkt. Dagegen hob sie das Kursziel für den Schmuckhersteller aus Genf auf 152 von 142 Franken an und bestätigte das Rating "Overweight". Allerdings hatten Richemont am Vortag auch deutlich mehr verloren.

Aber auch zyklische Werte schliessen sich dem Erholungstrend an. Adecco (+2,1%), Schindler (+1,3%), ABB (+1,1%) und Kühne + Nagel (+1,3%) ziehen klar an.

Im Kursmittelfeld bewegen sich die Versicherer Zurich und Swiss Life sowie Lonza, Givaudan und Sika. Sie werden um bis zu ein Prozent höher gehandelt.

Am unteren Ende der Kurstafel stehen dagegen Geberit, Alcon, Sonova, Swiss Re, Roche (+0,3%) und Swisscom mit Gewinnen von bis zu einem halben Prozent.

Novartis (+1,0%) können nach einem verhaltenen Start dank einer positiven Produktmeldung doch noch die Gewinne deutlich ausbauen. Der Pharmakonzern teilte anlässlich des Fachkongresses ESMO mit, die Brustkrebstherapie Kisqali verbessere die Überlebenserwartung von Patientinnen mit bestimmten Metastasen signifikant.

Am breiten Markt gewinnen Medacta nach Zahlen 0,5 Prozent. Stärker gefragt sind Zur Rose (+3,5%). Händler sprechen von Meinungskäufen. Nach dem starken Kursrückgang dürfe man durchaus auf eine Erholung wetten, heisst es weiter.

Bei den Aktien von der Onlinebank Swissquote (+4,8%) greifen die Anleger ebenfalls zu. Neben den steigenden Zinsen sorge auch die Hoffnung auf bessere Börsen und damit mehr Handel für steigende Nachfrage, meint ein Händler.

pre/ra

(AWP)