Vor allen aber die steigenden Corona-Infektionszahlen in zahlreichen Ländern Europas und Asiens haben viele Investoren zuletzt verschreckt und die Sorgen um eine weitere Verschlechterung der Lieferketten geschürt. Mit dem am Abend anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed dürfte das Thema Ukraine-Krieg allerdings "etwas in den Hintergrund gedrängt werden", meint ein Händler. "Das Fed muss und wird auf die massiv gestiegene Inflation reagieren und den Leitzins anheben - dass eine Erhöhung kommen wird, ist also klar." Die Frage sei daher: wie stark hebt sie an?, so ein Analyst: "Eine Erhöhung um einen Viertel Prozentpunkt sind das Minimum, in der aktuellen Lage wären 50 Basispunkte allerdings eher angebracht."
Der SMI steigt um kurz nach 11.00 Uhr um 1,66 Prozent auf 11'876,48 Punkte. Das bisherige Tageshoch liegt leicht über der 10'900-Punkte-Marke, auf der er letztmals Anfang des Monats notiert hatte.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 2,21 Prozent auf 1878,61 Punkte und der breite SPI 1,77 Prozent auf 15'072,37 Punkte. Im SLI stehen 27 Gewinnern drei Verlierer gegenüber.
Unter diesen Verlierern sind auch die Aktien von Schwergewicht Roche (-0,3%) zu finden. Zusammen mit Konkurrent Novartis (+0,2%) sind die beiden Pharma-Aktien denn auch der Bremsklotz für den SMI und der Grund, dass der Leitindex seinen europäischen Pendants hinterherhinkt.
Exemplarisch für die teilweise deutlichen Schwankungen bei den einzelnen Werten sind die aktuellen Kursgewinne von 8,8 Prozent beim Uhrenhersteller Richemont. Konkurrent Swatch folgt mit +5,3 Prozent. Im Zuge des Ukraine-Krieges hatten die beiden stark Federn gelassen, zuletzt aber eine regelrechte Berg- und Talfahrt gesehen. In einer aktuellen Branchenstudie senken denn auch die Experten die Kursziele für beide Papiere, nennen gerade Richemont aber weiterhin einen der Favoriten. Preissetzungsmacht sei einer der Schlüsselfaktoren für Erfolg in diesem schwierigen Jahr.
Mit Kursgewinnen von 5,8 Prozent gehören auch Straumann zu den grossen Gewinnern im Vormittagshandel. Ein Blick auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn zeigt, dass der Liebling des Vorjahres im laufenden Jahr verstärkt unter Gewinnmitnahmen gelitten hatte. Damit bieten die gesunkenen Kurse im aktuellen Umfeld wieder attraktive Möglichkeiten, heisst es im Handel.
Auch AMS Osram (+5,0%) oder Partners Group (+4,2%) gehören in die Kategorie jener Werte, deren bisherige Kursverluste 2022 sie attraktiver für potenzielle Schnäppchenjäger machen. Neben AMS sind auch die anderen beiden Technologievertreter Temenos (+3,4%) und Logitech (+2,9%) auf den Einkaufslisten zu finden.
Zykliker erleben zur Wochenmitte ebenfalls kräftige Aufschläge. Schindler (+3,9%) erholen sich damit von den Vortagesverlusten, während Kühne+Nagel (+3,5%) weiter im Aufwind bleiben.
Auf der übersichtlichen Verliererliste sind neben Roche noch die Aktien von Übernahmekandidat Vifor (-0,2%) und Swisscom (-0,8%) zu finden.
Im breiten Markt wiederum zünden Investoren bei Leonteq ein kleines Kursfeuerwerk, wie das Plus von 8,2 Prozent zeigt. Die CS hat die Aktien mit einer Kaufempfehlung wieder in die Bewertung aufgenommen. Nach Zahlen sind auch die Anteilsscheine von Kuros (+5,1%) gefragt.
Dagegen sacken die Titel vom Branchenkollegen Molecular Partners (-2,4%) nach Zahlen weiter ab. Bereits am Vortag waren die Titel zweistellig eingebrochen.
hr/rw
(AWP)