Zeigt der Arbeitsmarkt in den USA weiterhin keine Anzeichen von Schwäche, bleibt der potenzielle Lohndruck vorhanden. Die Gefahr für eine hartnäckige Inflation und somit auch einen weiterhin straffen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank besteht dann weiter. Allerdings hatte Fed-Chef Jerome Powell diese Wochen durchblicken lassen, das die Zeit der Zinserhöhungen zu Ende sein könnte. Gleichzeitig erteilte er einer baldigen Zinswende eine klare Absage. Anders die EZB. Sie nahm zwar den Fuss vom Zinsgaspedal, könnte aber noch mindestens zwei weitere Zinsschritte vornehmen. Als Unsicherheitsfaktor sehen sämtliche Marktteilnehmer derweil den anhaltenden Stress im US-Bankenmarkt. "Haben Kunden erst einmal das Vertrauen in eine Bank verloren, können sie einen Bankensturm auch digital von zu Hause auslösen - so rasch wie nie zuvor", heisst es in einem Kommentar.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,24 Prozent hinzu auf 11'483,98 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, steigt um 0,41 Prozent auf 1787,75 Zähler und der breite SPI um 0,34 Prozent auf 15'155,91 Punkte. Im SLI stehen 25 Gewinnern fünf Verlierer gegenüber.

Nach dem zuletzt eher verhaltenen Lauf führen zum Wochenschluss Bankaktien das Gewinnerfeld an. So legen CS (+2,3%) UBS (+1,9%) und Julius Bär (+1%) überdurchschnittlich zu. Die Versicherer Zurich, Swiss Life und Swiss Re folgen mit Aufschlägen von bis zu 0,7 Prozent.

Erstmals in dieser Woche sind auch die AMS-Osram-Aktien (+2,3%) auf den Einkaufslisten der Investoren zu finden. Seit der Zahlenvorlage am Dienstag kannten die Aktien nur eine Richtung: abwärts. Logitech (+1,4%) und VAT (+0,9%) sind ebenfalls auf der Gewinnerliste zu finden. Beim Bankensoftware-Konzern Temenos (-1,0% oder -0,76 Franken) ist das Minus nur optisch, da die Titel ex Dividende (1,10 Franken/Aktie) gehandelt werden.

Für die freundliche Entwicklung machen Marktteilnehmer die Apple-Zahlen vom Vorabend verantwortlich, die gut ausgefallen sind. Der iPhone-Hersteller sei eines der Schwergewichte, die an der Börse immer unter besonderer Beobachtung stünden, so dass gute Zahlen doppelt wögen, meint ein Händler.

Mit Sika, Adecco oder auch Kühne+Nagel sind noch weitere Zykliker gesucht, wie Kursgewinne von bis zu 1,6 Prozent zeigen. Aufwärts geht es auch für Straumann und Sonova (beide +0,9%) . Bei Straumann hatten Investoren zur Wochenmitte bereits klar positiv auf die Aussagen zum chinesischen Markt reagiert.

Kursverluste von 0,3 Prozent bei Novartis und Roche bremsen den Gesamtmarkt etwas aus. Nestlé (+0,2%) bieten dazu ein leichtes Gegengewicht.

Abwärts geht es erneut auch für Swisscom (-0,4%). Bereits am Vortag hatten die Titel mit Abgaben auf die vorgelegten Zahlen reagiert.

Das Hauptgeschehen findet allerdings in den hinteren Reihen statt. Dort gewinnen Burckhardt Compression (+6,5%) nach einer positiven Gewinnwarnung. Datacolor (+4,7%) und Aluflexpack (+1,4%) überzeugen ebenfalls mit ihren jeweiligen Zahlen. Siegfried (+2,7%) sind nach einem Zukauf und ermutigenden Aussagen zum Geschäftsverlauf unter den Favoriten zu finden, während Evolva (+8,7%) mit einem Partner-Vertrag Käufer anlocken.

Dagegen wird Immobilienkonzern PSP Swiss Property (-2,3%) nach Zahlen gemieden. Beim Chemiekonzern Clariant (-0,4%) belastet die tiefere Marge im Startquartal und das Biotechunternehmen Kinarus (-13%) hat 2022 tiefrote Zahlen geschrieben.

hr/kw

(AWP)