Die Investoren hätten nach dem ernüchternden Jahr so kurz vor dem Jahresende zudem keine unnötigen Risiken mehr eingehen wollen. Käufe gab es in Werten, die im aktuellen Jahr über Gebühr abgestraft worden seien und denen die Marktteilnehmer im kommenden Jahr gute Chancen für eine Erholung einräumten. "Dagegen wandten sich die Investoren von den grössten Verliereraktien ab", meinte ein Börsianer. Aber auch das kommende Jahr dürfte nicht einfach werden, hiess es weiter. Aber wenigstens seien die Probleme für die erste Jahreshälfte bekannt: Inflation, Zins- und Konjunktursorgen sowie geopolitische Spannungen. Dafür stimme die Statistik eher zuversichtlich. "Nach einem so schlechten Jahr folge meist ein besseres", hoffte ein Händler.

Der SMI, der sich in einer engen Spanne von weniger als 50 Punkten bewegt hatte, schloss um 0,24 Prozent tiefer mit 10'812,67 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank um 0,23 Prozent auf 1650,22 und der breite SPI um 0,25 Prozent auf 13'822,30 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gaben 20 nach, acht legten zu und zwei (Alcon und Nestlé) waren unverändert.

Kurz vor dem Jahresende standen die Jahresverlierer weiter unter Druck. So führten einmal mehr die Aktien der krisengeschüttelten Credit Suisse (-2,9%) die Verlierer an. Die Grossbank hat im Jahresvergleich gut zwei Drittel ihres Werts eingebüsst und führen damit die Negativliste im SLI an. Dagegen schlugen sich die Anteile der Rivalin UBS (-0,6%) besser. UBS zählen zu den wenigen SLI-Werten mit Gewinn im Jahr 2022.

Hinter CS folgten die ebenfalls arg gebeutelten Aktien von AMS Osram (-1,1%). Der Technologietitel ist der zweitschlechteste Blue chip (-60%). Am Berichtstag notierten aber auch Aktien zyklischer Unternehmen wie Schindler (-0,5%), Adecco (-1,3%) und ABB (-1,0%) klar im Minus. Händler erwähnten dabei wieder die unsicheren Wirtschaftsaussichten.

Ein Teil der Kursschwäche des SMI könne mit den defensiven Pharmaschwergewichten Novartis (-0,4%) und Roche (-0,5%) erklärt werden, meinte ein Händler. Dagegen waren die Aktien von Nestlé, einem weiteren Schwergewicht, unverändert.

Gesucht waren derweil die übertrieben stark gefallenen Wachstumstitel Lonza (+0,7%), Givaudan (+0,6%), Sonova (+0,6%) und Straumann (+0,3%). Richemont (+0,6%) legten ebenfalls weiter zu. Sie hatten am Vortag bereits verstärkt von den Corona-Lockerungen Chinas profitiert. Die Titel von Konkurrent Swatch (-0,2%) waren leichter.

Auf den hinteren Reihen legten Pierer Mobility (+9,8%) nach einer Prognoseerhöhung deutlich zu. Der Zweiradhersteller stellte zudem eine höhere Dividende in Aussicht.

Bei den Aktien von GAM (+5,0%) dürften die Übernahmespekulationen vom vergangenen Wochenende nachgewirkt haben, hiess es. Leonteq (+2,1%) holten einen Teil der Vortagesverluste auf. Die Derivateboutique hatte eine Gewinnwarnung abgesetzt.

Die Aktien von Bobst (-2,8%) gaben dagegen am zweitletzten Tag an der SIX nach. Der Mehrheitsaktionär JBF Finance hatte bekanntlich den grössten Teil der Aktien in einem öffentlichen Übernahmeangebot vom Markt genommen. Morgen ist nun der letzte Handelstag an der SIX.

Die Aktien von Zur Rose (-4,5%) büssten ebenfalls Terrain ein. Die Aktie der Versandapotheke gehört mit einem Jahresverlust von 90 Prozent zu den grössten Verlierern im breit gefassten SPI.

pre/uh

(AWP)