Dass sich die Industriestimmung im wichtigen Bundesstaat New York unerwartet deutlich aufhellte, hat dem hiesigen Markt auch nicht geholfen. Denn das könnten die US-Währungshüter in ihrer restriktiven Zinspolitik bestärken. Und auch die positiven Überraschungen vom Freitag aus dem US-Bankenmarkt sorgten laut Händlern nicht gerade für Freudensprünge. Denn wenn die Pleiten von US-Instituten nur Einzelfälle gewesen seien, könne "von einer Bankenkrise, die die US-Notenbank in ihrem geldpolitischen Straffungskurs vorsichtiger werden lässt, keine Rede mehr sein", so ein Experte.

Der SMI schloss 0,27 Prozent tiefer auf 11'311,76 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,46 Prozent auf 1764,55 Stellen ein. Der breite SPI schloss mit einem Minus von 0,16 Prozent auf 14'835,61 Punkten. Im SLI hielten sich bei Handelsschluss die Gewinner und Verlierer mit 15:15 genau die Waage.

Eine Sektorschwäche liess die Banken-Titel purzeln. Mit den grössten Verlusten im SLI gingen Julius Bär (-5,6% oder 3,58 Fr.) aus dem Handel. Die Titel wurden am Berichtstag allerdings Ex-Dividende von 2,60 Franken pro Aktie gehandelt. Aber auch die anderen Banken- und Finanztitel mussten starke Abgaben hinnehmen, wobei CS (-4,4%) und Swiss Re (-3,9%) zusammen mit Julius Bär das Schlusslicht-Trio bildeten. UBS büssten 3,8 Prozent ein, Partners Group 3,4 Prozent. Swiss Life (-1,7%) und Zurich (-1,2%) hielten sich vergleichsweise etwas besser.

Laut Händlern könnten Berichte zu einer schärferen Regulierung im EU-Bankensektor die Geldhäuser nach dem guten Lauf in der Vorwoche belastet haben. Hinzu kamen Medienberichte, wonach bei der CS seit Bekanntgabe der Übernahme durch die UBS Kundengelder in Höhe von 5 Milliarden Franken abgeflossen seien. So ganz konnten sich Börsianer die schlechte Performance des Finanzsektors dennoch nicht erklären. "Tiefere Zinsen würden diesen Titeln eher helfen", sagte ein Händler. Bei den Versicherungen erklärten Hinweise aus Handelshäusern auf möglicherweise schwache Quartalszahlen die Abgaben.

Gerüchte über Investitionseinschränkungen in der Chipbranche belasteten zudem die Aktien von Chipindustrieausrüstern weltweit. Im Sog dieser Berichte verloren VAT, die zudem von Baader Helvea auf 'Reduce' von 'Add' heruntergestuft wurden, 1,4 Prozent. Ams Osram (-0,3%) konnten die Einbussen im späten Handelsverlauf eingrenzen. Im breiten Markt standen zudem Comet (-7,3%) stark unter Druck. Dort sei die Kursschwäche nach den enttäuschenden Jahreszielen vom Freitag allerdings hausgemacht, relativierte ein Händler.

Gewinner unter den Blue Chips waren Kühne+Nagel mit einem Plus von 3,1 Prozent. Nachdem die Titel am Freitag noch unter Druck gestanden hatten, erfassten nun wieder Indexfantasien diese Aktien. Insbesondere im Hinblick darauf, dass die UBS auf einen schnellen Vollzug der CS-Übernahme dränge, erklärte ein Börsianer. Logitech (+1,5%) setzen den Erholungskurs vom Freitag fort.

Mit Adecco (+1,1%) landete nach Kühne+Nagel ein weiterer Zykliker oben an der Tabellenspitze. Auch Holcim (+1,0%) und Geberit (+0,8%) legten zu. Die Ängste vor einer globalen Rezession würden sich zunehmend verflüchtigen, erklärten Händler.

Dafür standen die in Krisenzeiten gefragten Defensiven nicht mehr zuoberst auf den Einkaufslisten. Novartis beendeten den Börsentag zwar noch mit einem Plus von 0,7 Prozent. Medienberichte, wonach das Unternehmen im Gilenya-Rechtsstreit vor dem oberstem US-Gericht abgeblitzt ist, nahmen dem Titel jedoch den Schwung, nachdem er im Handelstag sogar das 52-Wochenhoch egalisiert hatte. Nestlé legten 0,6 Prozent zu und Roche gingen 0,3 Prozent höher aus dem Handel.

In den hinteren Reihen zeigten sich die Händler von den Quartalszahlen von Cicor (+3,5%) überzeugt, während Sulzer (-0,2%) die anfänglichen Gewinne nicht halten konnte. Bossard legten nach Quartalszahlen 0,9 Prozent zu.

tv/mk

(AWP)