Ob dies mehr als eine kurzfristige Beruhigung ist, werde sich aber noch zeigen müssen. Denn die Probleme der CS und auch die Nervosität an den Märkten dürften wohl noch eine Weile anhalten. Die Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008 seien wach. In diesem Kontext blickten die Anleger auch gespannt nach Frankfurt, wo die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinsentscheid publizierte. Sie beschloss eine weitere Anhebung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte. "Richtig so, EZB!" Das waren die lobenden Worte eines Börsianers zum Entscheid. In den USA beruhigte derweil Finanzministerin Janet Yellen die Märkte. Sie betonte, dass Amerikas Bankensystem weiterhin stabil und sicher sei.

Der SMI schloss nach einem Nachmittagsrallye schliesslich auf dem Tageshoch von 10'719,10 Punkten (+1,93%). Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 2,43 Prozent auf 1695,18 und der breite SPI um 2,39 Prozent auf 14'023,68 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legten 28 zu und zwei gaben nach.

Im Fokus standen die Aktien der Credit Suisse. Mit einem Plus von rund 19 Prozent bügelten sie den grossen Vortagesverlust von 24 Prozent teilweise aus. Anleger waren erleichtert über die Unterstützung der Bank durch die SNB. Die CS könne aufatmen, sagt etwa Caroline Hilb von der St. Galler Kantonalbank. "Entscheidend ist nun, dass das Vertrauen in die Bank zurückkehrt und die Kundschaft ihre Gelder nicht weiter abzieht."

Die kommenden Tage würden nun zeigen, ob dies tatsächlich der Fall sei und ob der Vertrauensverlust in die angeschlagene Grossbank überhaupt aufgehalten werden könne, ergänzte ein Börsianer. "Es wird auf jeden Fall Zeit brauchen, um das Vertrauen in die Marke Credit Suisse zurückzugewinnen", so der Tenor am Markt.

Ausgelöst wurde der Kurseinbruch am Vortag von einem Vertreter des CS-Grossaktionärs Saudi National Bank. Seine Bank werde kein weiteres Geld mehr in die CS stecken, sagte er. Darauf brach deren Aktienkurs zeitweise um mehr als 30 Prozent ein und riss auch diverse andere Geldhäuser in ganz Europa mit nach unten. Heute sprach der Bankenchef erneut und sagte, dass es sich am Vortag um eine unnötige Panikreaktion der Märkte gehandelt habe.

Nun aber konnten sich die am Vortag gebeutelten Aktien von Julius Bär (+7,6%), UBS (+3,4%) und Temenos (+3,0%) stark erholen. Zu den Gewinnern zählten zudem die Versicherer Swiss Re (+3,7%), Swiss Life (+2,8%) und Zurich (+2,1%).

Aber auch die defensiven Schwergewichte Nestlé und Novartis gewannen mehr als zwei Prozent. Roche waren um 1,5 Prozent bzw. 4,05 Franken schwächer. Dies lag aber daran, dass die Roche-Titel ex-Dividende von 9,50 Franken gehandelt wurden.

Am unteren Ende standen neben Roche noch die Papiere der Swatch-Group (-1,2%). Das Unternehmen hatte am Donnerstag zur Bilanzmedienkonferenz nach Biel geladen, wo Swatch-Chef Nick Hayek zum Besten gab, dass er keine Lust auf eine Rückkehr in den Leitindex SMI verspüre. "Was ist ein SMI? Swiss Minor Interest?", so sein Scherz vor der versammelten Presseriege.

Die Papiere des Logistikers Kühne+Nagel schlossen zwar im Plus (+0,8%), aber hinkten dem Gesamtmarkt etwas hinterher. Kepler Cheuvreux hegte gewisse Zweifel an der Erreichbarkeit der erst kürzlich vorgestellten neuen Mittelfristziele.

Auf den hinteren Rängen gingen Swissquote fast unverändert aus dem Handel. Der Reingewinn der Onlinebank ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent zurück auf 157 Millionen Franken. Die Aktionäre sollen aber immerhin eine stabile Dividende erhalten.

kw/tv

(AWP)