Fed-Chef Jerome Powell hat sich bei der halbjährlichen Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats eine energische Bekämpfung der Inflation in Aussicht gestellt. Dies bedeute steigende Zinsen, bis sich eine Senkung der Inflation definitiv eingestellt habe. Gleichzeitig bemühte sich Powell, allfällige Rezessionsängste zu zerstreuen. Seiner Ansicht nach sei die US-Wirtschaft stark genug aufgestellt, die anstehenden Zinsschritte zu verkraften. Eine Rezession schloss er aber auch nicht aus. Im Anschluss an die Rede drehten die US-Märkte deutlich ins Plus und zogen auch den Schweizer Markt mit nach oben.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,46 Prozent stärker bei 10'528,34 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte dagegen um 0,12 Prozent auf 1619,71 Punkte zu und der breite SPI stieg um 0,49 Prozent auf 13'575,73 Zähler. Von den SLI-Titeln schlossen 17 im Minus und 13 im Plus.

Der SMI schloss deutlich besser als die grossen europäischen Börsen. Der DAX gab 1,1 Prozent nach und CAC wie auch FTSE 100 schlossen rund 0,8 Prozent tiefer. Getragen wurden die Zuwächse in der Schweiz vor allem durch die defensiven Schwergewichte Nestlé (+1,8%) und Roche (+1,5%). Novartis schlossen hingegen 0,3 Prozent im Minus, was vor allem auf eine Niederlage in einem Patentprozess vom Vorabend zurückzuführen war.

Mit den positiven Vorgaben aus den USA drehten auch zahlreiche SLI-Firmen ins Plus, nachdem frühen Nachmittag noch die roten Zahlen überwogen. Die Papiere von Temenos (+3,3%) vollzogen am späten Nachmittag sogar eine regelrechte Kursrally. Zählten sie am Mittag noch zu den schwächsten Werten, schossen sie zwischenzeitlich auf über 6 Prozent hoch. Befeuert wurde die Rally durch Übernahmegerüchte. Händlern zufolge sollen die Abu Dhabi Investment Authority und das Canadian Pension Plan Investment Board Gespräche mit Investmentfirmen über den Kauf von Temenos geführt haben.

Ebenso eine Kurswende machten die Papiere des Hörgeräteherstellers Sonova. Gleich zu Handelsbeginn lagen die Valoren noch mehr als 2 Prozent im Minus. Im Verlauf des Handelstages stiegen sie kontinuierlich und drehten am späten Nachmittag bis über 3 Prozent ins Plus. Aus den Handel gingen sie mit einem Zugewinn von 2,6 Prozent.

Schlusslicht im SLI waren die Papiere des Logistikers Kühne+Nagel, die 2,8 Prozent einbüssten. Ebenso deutliche Verluste fuhren die Industriefirmen Schindler (-2,6%) und ABB (-2,2%) ein. Bei ABB wirkte sich vor allem eine neuerliche Reduktion des Aktienanteils durch die Capital Group negativ aus.

Die unter den steigenden Zinsen besonders leidenden Technologiefirmen standen auch heute unter Druck. Logitech (-1,9%) und AMS Osram (-1,8%) schlossen daher teils deutlich im Minus. VAT konnte sich mit leichten Abgaben von 0,1 Prozent deutlich besser halten.

Bei den Bankentiteln zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Die Valoren der UBS lagen mit Zugewinnen von 0,3 Prozent in etwas im Marktdurchschnitt. Konkurrent Credit Suisse wurde hingegen 0,5 Prozent tiefer gehandelt. Julius Bär gaben sogar 1,8 Prozent nach und zählte zu den schwächsten Titeln am heutigen Tag.

Im breiten Markt stechen die Papiere von Wisekey mit einem Zugewinn von 9,0 Prozent hervor; zwischenzeitlich notierten sie sogar zweistellig im Plus. Grund für den deutlichen Anstieg waren positive Verkaufszahlen im Halbleitergeschäft.

Am Ende des SPI standen die Valoren von Addex (-6,1%). GAM und Blackstone gaben je -5,9 Prozent nach. Auch Zur Rose wurde wieder deutlich abgestraft (-3,7%). Grund waren erneut Verzögerungen bei der Einführung des E-Rezepts in Deutschland und eine Herabstufung durch die Credit Suisse.

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(AWP)