Die Geschichte mit dem Zusammenbruch der Krypto-Bank Silvergate Capital und den Problemen beim Startup-Finanzierer SVB Financial habe natürlich der bereits angeschlagenen Stimmung nicht geholfen, meinte ein Händler in Zürich. Im Vordergrund blieben aber weiter vor allem die Themen Inflation und Zinserhöhungen. Diesbezüglich brachte der am Freitag publizierte US-Arbeitsmarktbericht aus den USA keine Entspannung. "Der US-Arbeitsmarkt brummt weiter", lautete das Kurzfazit etwa der deutschen Commerzbank. Der Arbeitsmarkt dürfte aus Sicht der amerikanischen Notenbank weiter nicht im Gleichgewicht sein, was eine Anhebung der Leitzinsen in der übernächsten Woche um 50 Basispunkte erwarten lasse. An anderer Stelle hiess es, dass über die Höhe des Zinsschritts erst die US-Inflationsdaten von kommender Woche definitiv entscheiden würden.

Der SMI schloss schliesslich 1,68 Prozent tiefer bei 10'765,26 Punkten und blickt auf die schwächste Woche seit September 2022 zurück; so ergab sich ein Wochenminus von 3,8 Prozent. Das am Nachmittag erzielte neue Jahrestief bei 10'720 lag gar unter dem Schlussstand von Ende 2022.

Der SLI gab am Freitag mit 2,2 Prozent auf 1715,62 Punkte noch deutlicher ab, was der beschränkten Gewichtung der defensiven Schwergewichte zu "verdanken" ist. Roche und Nestlé gehörten mit einem Minus von je 0,2 Prozent noch zu den stabilsten Werten in der aktuellen Unruhephase, was im SLI naturgemäss weniger zum Tragen kommt. Der breite SPI büsste 1,58 Prozent auf 13'989,47 Punkte ein.

Die grosse Verunsicherung unter den Finanzmarktakteuren äusserte sich auch in einem stark angestiegenen Volatilitäts-Index VSMI sowie in einem erstarkten Franken. Am Devisenmarkt fiel der US-Dollar vorübergehend unter die Marke von 92 Rappen und der Euro kurzzeitig unter 0,98 Fr.

Bei den Einzeltiteln waren es die Finanzwerte, welche wegen des Zusammenbruchs der Krypto-Bank Silvergate Capital sowie dem Kursabsturz bei den Aktien des auf kleine und mittlere Tech- und Biotech-Unternehmen spezialisierten Finanzierers SVB Financial unter die Räder gerieten. Diese Hiobsbotschaften zogen am Freitag auch ihre Kreise in Europa.

Die eh schon unter den hausgemachten Problemen leidenden Credit Suisse belegten mit einem Minus von 4,8 Prozent gemeinsam mit Partners Group (-6,2%), Julius Bär (-4,5%) und UBS (-4,5%) geschlossen die letzten vier Plätze unter den Blue Chips.

Grössere Einbussen verzeichneten zudem Wachstums- und Technologie-Aktien wie VAT (-4,2%), Straumann (-4,0%), ABB (-3,9%), AMS Osram (-3,5%) oder Logitech (-3,3%). Deutlicher waren zudem auch die Verluste der Versicherer Zurich, Swiss Re und Swiss Life.

Von auffälligen Derivatverkäufen sprach ein Händler mit Blick auf die schwachen Alcon (-3,7%). Als einziger Titel im Plus bei den 30 Top-Werten schlossen Adecco (+0,4%).

Im breiten Markt brachen Mobilezone nach schwachen Jahreszahlen um über 11 Prozent ein. Auch Bachem (-6,9%) gaben markant nach. Das Biotech-Unternehmen hat eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Die eingenommenen Mittel sollen in den Ausbau der Produktionskapazitäten fliessen.

Die Aktien des Halbleiter-Spezialisten U-Blox (+12%) erhielten dagegen von einem Jahresabschluss über den Erwartungen guten Rückenwind. Jeweils nach Zahlen waren zudem Starrag (+3,9%) gesucht, wogegen Orell Füssli (-0,7%) leicht zurückfielen.

cf/uh

(AWP)