Bei Evergrande bleibt die weitere Entwicklung ungewiss. Nachdem sich am Vortag die Lage zu entspannen schien, weil sich der Immobilienkonzern mit Gläubigern auf eine anstehende Zinszahlung einigen konnte, haben die Sorgen wieder etwas zugenommen. Denn eine weitere Fälligkeit soll das Unternehmen nicht bedient haben. Die Marktteilnehmer hoffen weiter, dass die chinesische Regierung Massnahmen ergreift, um die Auswirkungen eines möglichen Kollapses einzudämmen. Auch wenn die europäischen Banken von einem Zusammenbruch von Evergrande nur sehr wenig betroffen wären, könnte dies doch spürbare Folgen auf die Weltwirtschaft haben, denn der Immobiliensektor in China gilt als wesentlicher Faktor des Wirtschaftswachstums.
Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,70 Prozent tiefer auf 11'855,52 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,79 Prozent auf 1945,68 und der breite SPI 0,71 Prozent auf 15'384,57 Zähler. 25 SLI-Werte geben nach und fünf ziehen an.
Die stärksten Abschläge bei den Blue Chips verzeichnen die Aktien, die sich im bisherigen Jahresverlauf sehr gut entwickelt haben. So leiden vor allem die Medizintechnikwerte Straumann (-2,3%) und Sonova (-2,3%), der Pharmazulieferer Lonza (-1,8%) und die auf alternative Anlagen spezialisierte Partners Group (-2,0%) stark unter Gewinnmitnahmen. Beim Sanitärtechniker Geberit (-2,3%) kommt noch eine Verkaufsempfehlung von Exane hinzu. Auch die zyklischen Werte ABB (-1,3%), Sika (-1,0%) und SGS (-0,6%) geben nach.
Von Abgaben nicht verschont werden zudem die Schwergewichte Nestlé (-0,9%) und Roche (-0,7%). Dabei gibt es noch positive Nachrichten zu Roche. Die Weltgesundheitsorganisation hat erstmals ein Medikament als Vorbeugung gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung bei infizierten Risikopatienten empfohlen. Die WHO verweist dabei auf einen Corona-Cocktail von Roche und dem US-Partner Regeneron.
Die beiden Luxusgüterwerte Richemont (-0,7%) und Swatch (-0,5%) nehmen nach der Erholung an den Vortagen die Talfahrt wieder auf. "Die beiden bewegen sich fast analog zur Nachrichtenlage aus China", sagt ein Händler.
Dagegen reihen sich die Banken UBS (+0,1%) und CS (+0,5%) bei den Gewinnern ein. Das Exposure der UBS gegenüber Evergrande ist laut ihrem CEO Ralph Hamers "unwesentlich". Die Grossbank musste aber einige Nachforderungen an Kunden mit besicherten Krediten stellen, wie Hamers gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg an einer Konferenz der "Bank of America" erklärte. Auch bei der CS hält sich das Engagement der CS-Fonds in engen Grenzen.
Ebenfalls fester gehandelt werden Novartis (+0,1%). Die Qualitätsaktie rentiere auf dem aktuellen Kursniveau rund vier Prozent und sei auch bewertungsmässig eine der günstigeren Titel am Schweizer Markt, sagt ein Händler.
Auf den hinteren Rängen fallen Dufry (+0,7%) positiv auf. Dem Duty-Free-Shop-Betreiber kommt ein neues Gesetz in Spanien zugute, wonach auf spanischen Flughäfen die Höhe der Konzessionsgebühren an die Passagierzahlen gekoppelt wird, bis wieder das Passagierniveau von 2019 erreicht ist.
MCH Group gewinnen 5,7 Prozent. Der Messebetreiber stehe angesichts der erfolgreichen Messe Art Basel wieder etwas höher in der Gunst der Anleger, heisst es.
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(AWP)