Während der Preisauftrieb in Europa noch nicht aufgehalten werden konnte, hat er in der Schweiz etwas nachgelassen. Allerdings bleibt die Grosshandels-Jahresinflation (Produzenten- und Importpreise) mit 5,5 Prozent auch weiter überdurchschnittlich hoch. Bevor am Nachmittag die US-Daten kommen, sind zunächst ZEW-Konjunkturerwartungen in Deutschland schwächer als erwartet ausgefallen. Der entscheidende Marktimpuls werde aber von der US-Inflation ausgehen, betont ein Experte. "Bleibt die Inflation in den USA auch im August insgesamt rückläufig und signalisiert vor allem die Kernrate, aus der Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden, ebenfalls einen bevorstehenden Abwärtstrend, dürften viele weitere Investoren gezwungen sein, auf den fahrenden Zug aufzuspringen." Andernfalls wäre hier wohl erst einmal Schluss mit der Rally im Bärenmarkt.  

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,48 Prozent hinzu auf 11'043,84 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,37 Prozent auf 1693,23 und der breite SPI um 0,44 Prozent auf 14'170,88 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 19 hinzu, neun geben nach. Roche und Logitech sind unverändert.

Stark gefragt sind vor allem Zykliker und einige Vertreter der Finanzbranche. So verteuern sich die beiden Uhrenhersteller Swatch (+2,1%) und Richemont (+1,4%) überdurchschnittlich stark. Sie setzen damit ihre Aufwärtstendenz der vorangegangenen zwei Handelstage fort.

Auch VAT (+0,7%) sind erneut gesucht. Mit einigem Abstand folgen AMS Osram (+0,2%). Technologiewerte haben in den vergangenen Tagen im Zuge der allgemeinen Markterholung immer wieder zu den gefragtesten Titeln gehört. Mit Kursverlusten von teilweise mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn sind die Titel auch stark zurückgekommen.

Aus der Finanzbranche sind vor allem die Aktien der Grossbank UBS (+1,1%) gesucht, nachdem die Grossbank ihren Aktionären höhere Ausschüttungen in Aussicht gestellt hat. Als Dividende für das Geschäftsjahr 2022 etwa werde man 0,55 US-Dollar pro Aktie vorschlagen (Vorjahr 0,50 Dollar). Analysten zeigen sich überrascht von dem Update zur Kapitalrückführung, bewerten die Neuigkeiten jedoch allesamt als positiv.

Daneben sind noch die Anteilsscheine von Versicherer Zurich (+0,9%), Partners Group und Swiss Life (beide +0,4%) auf der Gewinnerliste zu finden. Swiss Re (-0,4%) geben einige der Kursgewinne vom Vortag ab. Aussagen vom Branchentreff in Monaco hatten gestützt. Abwärts geht es für die CS (-0,6%) und Julius Bär (-0,4%), die beide in den letzten Tagen aber auch kräftig zugelegt hatten.

Dass sich der SMI am Dienstag etwas besser schlägt als seine europäischen Pendants, verdankt er vor allem aber auch den beiden Schwergewichten Nestlé (+1,0%) und Novartis (+0,5%), die den Markt stützen. Roche hinken mit einem unveränderten Kurs dem Markt hinterher. Nach dem Investorentag am Vortag fallen die Analystenkommentare zwar wohlwollend aus, euphorisch allerdings nicht. Der Konzern verfüge nach wie vor über eine der breitesten Forschungspipelines, so der Tenor.

Kursverluste verzeichnen am Vormittag vor allem die Anteilsscheine von Sika (-1,9%), die denn auch die rote Laterne tragen. An sich zählen die Titel zu den grossen Lieblingen der Analysten, gehören mit einem Kursverlust von um die 40 Prozent seit Jahresbeginn dennoch zu den grössten Verlierern unter den Blue Chips. Eine frische Abstufung durch JPMorgan drückt aktuell auf den Kurs.

Ebenfalls schwach sind Straumann (-1,4%), Adecco (-0,5%) und Holcim (-0,3%). Bei Adecco und Holcim sind ebenfalls Analystenkommentare mit für die Kursschwäche verantwortlich.

Dagegen ziehen in den hinteren Reihen Werte wie Comet (+2,5%) nach positiven Experten-Kommentaren an. Crealogix (-5,3%) werde nach Jahreszahlen dagegen gemieden.

hr/rw

(AWP)