Der Markt sei jetzt an einer entscheidenden Weggabelung angekommen, und das sei allen Beteiligten klar. Darum komme die Börse derzeit nicht recht vom Fleck, so der Händler weiter. Diese Abzweigung werde den Markt entweder auf neue Hochs befördern oder aber den Bullenmarkt der vergangenen sieben Monate erst einmal beenden. Entscheidenden Einfluss auf die Frage, welchen Weg der Index nimmt, dürfte da die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche haben. Die Anleger wollen sich bis dahin im Idealfall beide Seiten offen halten, um dann reagieren zu können. Während am heutigen Nachmittag erst einmal das US-BIP in den Fokus rückt, dürften zum Wochenschluss Inflationsdaten hierzulande, aus Deutschland und den USA das Geschehen beeinflussen.
Der SMI gewinnt gegen 11.15 Uhr 0,23 Prozent hinzu auf 11'390,80 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI steigt um 0,16 Prozent auf 1770,41 und der breite SPI um 0,14 Prozent auf 15'006,37 Zähler. Im SLI stehen 17 Gewinnern 13 Verlierer gegenüber.
Wie es in einem charttechnischen Kommentar von BNP Paribas heisst, hat der SMI seinen Höhenflug fürs Erste beendet. So habe sich das charttechnische Bild mit dem Unterschreiten des Januar-Hochs bei 11'454 Punkten kurzfristig wieder leicht eingetrübt. Die nächste wichtige Unterstützung tauche nun am Hoch vom Februar 2020 bei 11'270 Punkten auf. "Sollte der SMI darunter fallen, könnte es noch einmal ungemütlich werden." Aufgrund der aktuell bereits leicht überkauften Marktphase könnte auf der Oberseite kurzzeitig die Luft raus sein.
Dass sich der SMI am Donnerstagmorgen überwiegend im grünen Bereich bewegt, verdankt er vor allem den beiden Pharmaschwergewichten Roche (+1,2%) und Novartis (+0,5%). Nach Novartis am Dienstag hatte Roche am gestrigen Mittwoch Quartalszahlen vorgelegt. Gerade für Roche dürfte 2023 ein Übergangsjahr werden, in dem die rückläufigen Covid-19-Umsätze zu einem leicht verzerrten Bild führten, heisst es von Analysten. Generell seien die Zukunftsaussichten positiv.
Ausserdem hatten beide Konzerne am Vorabend mit positiven Empfehlungen des Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) aufgewartet. Dies ist meist die erste Hürde Richtung EU-Zulassung.
Mit Lonza (+0,8%) und Sonova (+0,4%) sind noch weitere Vertreter aus dem Gesundheitssektor im Gewinnerfeld zu finden.
Ansonsten sind es aber eher Vertreter zyklischer Branchen, die verstärkt gesucht werden. So führen mittlerweile Richemont-Aktien (+1,5%) die Gewinnerliste an. Swatch (+0,3%) folgen mit einigem Abstand. Bei beiden war es am Vortag nach Zahlen der Konkurrenz zu Gewinnmitnahmen gekommen. In den letzten Wochen aber hatten zahlreiche Vertreter aus der Luxusgüterbranche positiv überrascht und damit den Sektor gestützt.
Etwas uneinheitlich präsentieren sich die verschiedenen Vertreter der Technologiebranche. Während VAT (+2,6%) nach den Vortagesverlusten nun klar zulegen, geben AMS Osram, Logitech und Temenos bis zu 1,2 Prozent nach. Sowohl AMS Osram als auch Logitech werden kommenden Dienstag Zahlen vorlegen. Temenos hatte dies bereits am Dienstagabend gemacht und damit zur Wochenmitte ein Kursfeuerwerk ausgelöst.
Neben den Tech-Werten geht es noch für die meisten Finanzwerte abwärts. Swiss Life, Zurich, Swiss Re, CS und UBS geben zwischen 0,8 und 0,6 Prozent nach. Hier stehen die neu aufgeflammten Sorgen um die Branche guten Zahlen zahlreicher internationaler Konkurrenten gegenüber.
In den hinteren Reihen springen Kuros nach Angaben zum Quartalsumsatz um ein Fünftel hoch. Andere Biotechs wie Santhera (-5,9%) oder Idorsia (-1,6%) werden dagegen gemieden. Auch Ems Chemie (-5,3%) werden nach Zahlen gemieden. Analysten stören sich in erster Linie am Ausblick, den das Unternehmen aufgrund schlechter Marktaussichten der Branche gesenkt hat.
Beim Vermögensverwalters GAM (+7,0%) bringen sich neue Aktionäre in Position, was die Titel anschiebt.
hr/tv
(AWP)