Wie ein Händler hervorhebt, haben die Banken in den USA die zweite Woche in Folge mehr Notkredite bei der US-Notenbank aufgenommen, was die anhaltende Belastung des Finanzsystems nach der ersten Welle der Insolvenzen im März unterstreicht. Dem standen zum Teil sehr starke Quartalszahlen gegenüber. Bevor sich der Markt nun in ein verlängertes Wochenende verabschiedet, stehen Konjunkturdaten in Mittelpunkt. So ist etwa das KOF Konjunkturbarometer - ein wichtiger Frühindikator der Schweizer Wirtschaft - erneut gesunken. Eine regelrechte Zahlenflut gilt es mit Inflations- und BIP-Daten aus Europa zu bewerten. In den USA wird dann am Nachmittag ein von der US-Notenbank Fed besonders beäugter Inflationsindikator veröffentlicht.

Der SMI gewinnt gegen 11.20 Uhr 0,38 Prozent hinzu auf 11'405,49 Punkte. Für den Leitindex zeichnet sich damit auf Wochensicht zwar ein kleines Minus ab, für den April aber ein Plus von etwa 2,6 Prozent.

Der 30 Titel umfassende SLI steigt um 0,19 Prozent auf 1772,40 und der breite SPI um 0,31 Prozent auf 15'015,30 Zähler. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer die Waage.

Wenn die Börsen dann ab dem kommenden Dienstag wieder eröffnen, starten sie in eine saisonal gesehen schwierige Zeit, wie ein Marktteilnehmer hervorhebt. "Der Mai ist seit Jahren ein heikler Monat, der nach dem 'Flash Crash' vom 6. Mai 2010 seinen wohlverdienten Ruf geniesst." Früher gehörte der Mai im Tandem mit dem Juni zu den Katastrophenmonaten an der Börse. Ob es diesmal genauso komme, dürfte nach den Big-Tech-Quartalszahlen in der kommenden Woche vor allem vom Fed abhängen, das auf der Sitzung die Weichen für die zweite Jahreshälfte stellen werde, so der Experte.

Dass sich der SMI knapp im Plus hält, verdankt er Roche (+1,1%), Nestlé (+0,7%) und Novartis (+0,7%). Die drei Titel haben im bisherigen Wochenverlauf den Gesamtmarkt immer wieder massgeblich in die eine oder andere Richtung geschoben. Mit dem bevorstehenden langen Wochenende sei es nicht unüblich, dass Investoren Risiken in ihren Portfolios abbauten und auf "Nummer Sicher" gingen, heisst es im Handel. Dazu passe denn auch der Griff nach den defensiven Schwergewichten.

Von den hiesigen Technologiewerten vermögen nur Logitech (+1,5%) und VAT (+0,6%) von den Zahlen der grossen US-Techkonzerne wie Meta oder Ebay zu profitieren. AMS Osram (-0,1%) und Temenos (-0,4%) sind mittlerweile im Verliererfeld zu finden. Sowohl Logitech als auch AMS Osram werden kommende Woche ihre Zahlen vorlegen. Dabei hatte AMS Osram aber bereits bei der Vorlage der Jahreszahlen im Februar gewarnt, dass die Zahlen im ersten Quartal eher auf der schwachen Seite ausfallen dürften.

Grössere Kursavancen sind auch bei Partners Group (+1,1%) und Zurich (+0,8%) auszumachen. Der Versicherer bestätigt die deutliche Verbesserung seiner finanziellen Position. Per Anfang 2023 belief sich die Quote des Schweizer Solvenztests (SST) auf 267 Prozent verglichen mit 212 Prozent im Jahr davor. Der Anstieg widerspiegle die steigenden Zinssätze in allen Währungen sowie eine starke zugrunde liegende Kapitalbildung, so die Gruppe.

Auf den hintersten Plätzen sind unterdessen die beiden Uhrenhersteller Richemont (-1,7%) und Swatch (-0,9%) zu finden. Auch Schindler, Holcim oder Kühne+Nagel geben jeweils um mindestens 1 Prozent nach. Sie alle haben im bisherigen Jahresverlauf deutlich zugelegt, so dass die aktuellen Verluste eine Mischung aus Gewinnmitnahmen und Zurückhaltung nach den teilweise schwächeren Konjunkturdaten aus der Eurozone sein dürften.

In den hinteren Reihen stehen Kursverlusten von jeweils mehr als 4 Prozent bei Kudelski, Evolva und Valartis Kursgewinne zwischen 25 und 8 Prozent bei den Pennystocks Igea Pharma, Talenthouse und Addex gegenüber.

hr/tv

(AWP)