Dazu könne auch die Berichtssaison beitragen, die weiter Fahrt aufnimmt. Allerdings sei ein klarer Trend nicht ersichtlich, monieren die Raiffeisen-Experten. "Weil die Zahlen gemischt ausfallen, verliert die Börse an Schwung." Und auch weiterhin bestimmen Konjunktur, Inflation und Erwartungen an den Zinsanhebungspfad der Zentralbanken das übergeordnete Geschehen. Hier machte etwa EZB-Präsidentin Christine Lagarde deutlich, dass sie noch lange auf der geldpolitischen Bremse bleiben werde. Gleiches Thema in den USA. "Die Hoffnung auf billiges Geld der Notenbanken ist wie eine Honigfalle, an der Anleger kleben bleiben," erklärt ein Händler. Zwar schüttelten die Verantwortlichen in Fed und EZB immer wieder daran und ein paar zu spekulative Anleger fielen runter. "Zwei, drei Tage später aber kleben sie wieder, weil sie sich durch schwächere Inflationsdaten bestätigt sehen."
Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,26 Prozent auf 11'288,38 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,39 Prozent auf 1748,89 Zähler und der breite SPI um 0,32 Prozent auf 14'493,54 Zähler. Im SLI legen 21 Titel zu und neun geben nach.
Gegen Mittag könnte der Markt dann nochmals in Bewegung geraten, betonen Marktteilnehmer. Dann kommt es nämlich zum ersten kleinen Verfall an den Terminbörsen in diesem neuen Börsenjahr.
Unter den Einzelwerten sind zum Wochenschluss vor allem Finanzwerte unter den grössten Gewinnern zu finden. Auch in Europa gehören Bank- und Versicherungsaktien zu den grössten Gewinnern. So verteuern sich Swiss Life um 1,7 Prozent, Partners Group, UBS, CS, Zurich, Swiss Re und Julius Bär gewinnen zwischen 1,4 und 0,6 Prozent hinzu. Händler verweisen auf die Aussicht auf weiter steigende Zinsen, die den Finanzwerten einen gewissen Schub verleihe.
Mit einem Plus von mehr als 2 Prozent führen allerdings AMS Osram die Gewinnerliste mittlerweile an. Nachdem die Titel in den vergangenen Tagen etwas zur Schwäche geneigt hatten, sei der bisher stärkste SLI-Wert in diesem Jahr wieder stärker gesucht. Eine gewisse Unterstützung für die Techbranche komme zudem aus den USA. Dort hat der Streaming-Dienst Netflix zwar bei den vorgelegten Zahlen die Erwartungen eher verfehlt, dafür aber deutlich mehr neue Kunden gewonnen als im Schnitt erwartet.
Im Gewinnerfeld sind auch verschiedene Industriewerte zu finden. ABB etwa gewinnen 1,1 Prozent hinzu und Holcim verteuern sich um 0,8 Prozent. Beim Bauzementkonzern stützen laut Händlern verschiedene Aspekte. Positiv würden auf jeden Fall die die Kommentare von CEO Jan Jenisch gegenüber der Agentur Bloomberg gewertet. Er kündigte an, die Akquisitionsbemühungen fortsetzen zu wollen und sich so vom traditionellen Zement abzuwenden. Holcim habe die "stärkste Bilanz aller Zeiten", was viele Möglichkeiten diesbezüglich eröffne, sagte Jenisch. ABB hat derweil den Verkauf seiner letzten im Schaufenster stehenden Einheit "Power Conversion" bekanntgegeben.
Bei dem Sanitärtechnik-Spezialisten Geberit (-0,6%) macht sich unterdessen eine Abstufung durch die Deutsche Bank negativ bemerkbar. Der Analyst sorgt sich um die Preissetzungsmacht bei Baustoffunternehmen. Ausserdem habe Geberit mit den Zahlen vom Vortag eher enttäuscht, heisst es bei Raiffeisen.
Auch die Gesundheitsbranche wird zum Wochenschluss gemieden. Sonova, Straumann, Lonza und Schwergewicht Roche sind mit Abgaben von bis zu 0,8 Prozent allesamt auf der Verliererliste zu finden.
In den hinteren Reihen sind Interroll (+9,1%) und SIG Group (+1,3%) nach Analystenkommentaren verstärkt gesucht. Zehnder (+4,4%), SFS (+2,5%), Coltene (+2,2%) und auch Huber + Suhner (+0,8%) gewinnen nach Zahlen ebenfalls hinzu, während Autoneum 2,2 Prozent verliert.
hr/tv
(AWP)