"Viele Anleger erwarten noch dieses Jahr sinkende Zinsen", heisst es bei Raiffeisen weiter. Davon profitieren speziell zyklische Anlagen, wie ein Händler erklärt. Angesichts der hartnäckigen (Kern-)Inflation sowie der robusten Konjunkturdaten sei die Wahrscheinlichkeit dafür aber gering. Zudem schwele die Gefahr eines erneuten Aufflammens der Bankenkrise. Entsprechend blieben sichere Kapitalhäfen wie Gold gefragt. Mit den Zahlen von Givaudan wurde in dieser Woche zudem der Startschuss für die Berichtssaison abgefeuert. Investoren erhoffen sich Eindrücke darüber, wie stark die Zinswende die Geschäftsentwicklung womöglich ausgebremst hat. Angesichts der jüngsten Turbulenzen dürften am Nachmittag vor allem die Quartalsberichte namhafter US-Finanzkonzerne das Geschehen beeinflussen.
Der SMI gewinnt gegen 10.55 Uhr 0,40 Prozent hinzu auf 11'303,58 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,24 Prozent auf 1766,78 und der breite SPI um 0,59 Prozent auf 14'818,89 Zähler. Von den 30 Blue Chips im SLI ziehen 25 an und fünf geben nach.
Charttechnisch eröffnet sich laut BNP Paribas für den SMI derzeit Platz bis auf 11'454 Punkte - vorausgesetzt er kann sich nachhaltig von seinem 2020er Hoch bei 11'270 Punkten lösen. "Scheitert er dagegen weiter an der Marke von 11'270 Punkten, könnte ein Rücksetzer auf die aktuell bei 10'999 Punkten verlaufenden 38-Tage-Linie drohen", heisst es in dem Kommentar.
Das Gewinnerfeld wird von Julius Bär (+3,0%) und Logitech (+2,4%) angeführt. Bei der Privatbank ist es ein positiver Kommentar, der die Aktien anschiebt. Die Experten von Barclays haben die Papiere am Morgen hochgestuft. Die Experten gehen davon aus, dass der Markt die Herausforderungen der CS-Integration für die UBS deutlich unterschätze, sowohl in politischer als auch kultureller Hinsicht. Als grössten Profiteur davon erachten sie den Zürcher Vermögensverwalter.
Beim Computerzubehör-Spezialisten Logitech schürt eine aktuelle Analyse bei "The Market" Kursfantasie. Dort heisst es, dem Konzern stünden zwar ein paar magere Quartale bevor, die strategischen Trümpfe des Schweizer Technologieunternehmens seien aber nach wie vor intakt.
Aus der Technologiebranche sind zum Wochenschluss auch Temenos, VAT und AMS Osram gefragt, wie die Aufschläge von bis zu 1,3 Prozent zeigen. VAT hatten am Vortag nach Zahlen zeitweise klar nachgegeben. Zahlreiche Analysten erwarten nach dem schwachen Jahresauftakt nun eine stete Erholung. Auch die starke Entwicklung der US-Techbörse Nasdaq am Vortag sorge für einen gewissen Rückenwind, heisst es.
Im Vorfeld der Umsatzzahlen kommende Woche sind auch die Aktien der Bauchemie-Spezialistin Sika (+1,3%) erneut gefragt. Bereits am Vortag hatten sie zu den Favoriten gezählt. Dabei gehen Analysten gehen von einem eher verhaltenen Jahresauftakt aus.
Auch die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont (+1,6%) und Swatch (+0,6%) können auf die Vortagesgewinne aufbauen. Während am Donnerstag noch die starken Zahlen vom Branchenkollegen LVMH die Notierungen stützte, sind es zum Wochenschluss die Hermes-Zahlen. Analysten heben in beiden Fällen die optimistisch stimmenden Aussagen zum China-Geschäft hervor.
Als Stütze für den Gesamtmarkt erweisen sich auch die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis, die zwischen 0,8 und 0,3 Prozent steigen.
Die überschaubare Verliererliste wird zumindest optisch vom Rückversicherer Swiss Re (-7,2% oder -6,76 Fr.) angeführt, der an diesem Tag ex Dividende gehandelt wird. Diese liegt bei 6,40 US-Dollar oder umgerechnet 5,70 Franken. Auch die anderen Versicherer Zurich und Swiss Life weisen negative Vorzeichen auf. Europaweit werden Versicherungsaktien zum Wochenschluss gemieden.
Dem Logistiker Kühne+Nagel (-0,3%) setzt unterdessen eine Verkaufsempfehlung durch Exane BNP Paribas zu.
In den hinteren Reihen dämmen Comet (-1,6%) ihre anfänglich deutlichen Verluste nach Quartalszahlen klar ein.
hr/ra
(AWP)