Nach der SNB-Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt gerieten die Aktien noch etwas stärker unter Druck als zuvor schon, vor allem einige Finanzwerte. Die SNB hätte zwar Grund gehabt, nach der erzwungenen CS-Rettung das Tempo bei der Inflationsbekämpfung etwas zurückzufahren, nun habe sie aber ein klares Zeichen gesetzt, meint dazu etwa Lombard Odier in einem ersten Kommentar. Von anderer Seite heisst es indes auch, dass das Vorgehen wegen der gleichzeitigen Anhebung der BIP-Prognose nicht stimmig wirke.
Der SMI gibt bis um 11.15 Uhr um 1,01 Prozent auf 10'673,79 Punkte nach. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,03 Prozent auf 1692,07 Punkte und der breite SPI 0,86 Prozent auf 14'001,09 Punkte. Von den 30 SLI-Werten geben 24 nach und sechs legen zu.
Bereits die - mehrheitlich erwartete - Zinserhöhung durch das Fed um 25 Basispunkte führte zu unterschiedlichen Einschätzungen. Während die einen die Botschaften des Fed als "hawkish" bezeichneten, sahen andere das genaue Gegenteil, nämlich "dovish". Die US-Investoren haben letztlich die Aussagen des Fed-Chefs Jerome Powell und der US-Finanzministerin Janet Yellen, welche eine "pauschale" Einlagensicherung zur Stabilisierung des US-Bankensystems ablehnte, mit deutlichen Kursverlusten am Aktienmarkt quittiert. Am frühen Nachmittag steht nun die Bank of England mit ihrer Einschätzung im Fokus.
Die Einschätzung der SNB belastet derzeit vor allem Finanzwerte. Grösste Verlierer sind Swiss Life (-5,3%), aber auch UBS (-3,7%) haben ihre anfänglichen Verluste ausgeweitet. CS (-3,7%) geben ähnlich nach und notieren etwa in dem Bereich der dem Umtauschverhältnis von 22,48 CS-Aktien für eine UBS-Aktie entspricht. Ausnahme bilden - wie vermehrt in den letzten Tagen - die Titel der Privatbank Julius Bär (+0,7%), welche zulegen.
Deutlicher büssen auch Swiss Re (-2,0%) ein sowie Zykliker wie Holcim (-2,0%) oder ABB (-1,5%).
In der Schlussgruppe finden sich zudem Swatch (-3,2%) nach einer Abstufung durch Barclays auf "Underweight" von "Equal Weight". Der zuständige Analyst zeigt sich mittlerweile vorsichtiger, was die chinesische Nachfrage speziell für den Uhrenmarkt angeht.
Schwach sind auch Schindler PS (-2,2%). Die US-Bank Morgan Stanley hat das Rating für den Titel auf "Underweight" von "Equal Weight" gesenkt. Bei der aktuellen Bewertung befinde sich der Lift- und Rolltreppenhersteller zwar in einer Reihe mit den besten Unternehmen seiner Klasse, aber die zyklische Erholung werde nicht über Nacht eintreten, heisst es bei MS zur Begründung.
Keine Unterstützung kommt von den Schwergewichten, wobei sich Nestlé (-0,5%) und Novartis (-0,6%) noch etwas moderater abschwächen als Roche (1,0%).
Auf der Gegenseite sind Kühne+Nagel (+0,8%) gegen den Trend gesucht. Gut komme im Handel an, dass die Aktien die Gewinne auch in der jüngsten Korrekturphase verteidigt und am Berichtstag gar ein neues Jahreshoch markiert hätten, heisst es dazu. Ausserdem gilt der Titel als einer der Favoriten für die Nachfolge von CS im SMI.
Knapp im Plus notieren zudem Richemont (+0,1%), gestützt von einer positiven Einschätzung durch JPMorgan.
Im breiten Markt fallen Zur Rose (-7,0%) nach enttäuschenden Ergebnissen und der Ankündigung einer Umbenennung deutlich zurück.
Ebenfalls nach Zahlen klettern dagegen Meyer Burger um gut 12 Prozent und Hochdorf um knapp 11 Prozent in die Höhe.
cf/ys
(AWP)