Es bestehe zwar noch immer die Hoffnung, dass es statt einer russischen Invasion zur Wochenmitte doch noch zu diplomatischen Fortschritten komme, dennoch seien viele Investoren gezwungen, sich wegen der steigenden geopolitischen Risiken von ihren Aktienbeständen zu trennen, heisst es etwa in einem Kommentar des Brokers CMC Markets. Und die Credit Suisse fasst die aktuelle Stimmungslage so zusammen: "Der Ukraine-Konflikt hat das Diktat über die Märkte übernommen." Weiterhin im Fokus bleiben aber auch die Inflations- und Zinsängste. Für Aufsehen sorgt zum Wochenbeginn Clariant mit einer kurzfristigen Verschiebung der Ergebnispublikation.
Der SMI fällt bis um 10.55 Uhr um 2,16 Prozent auf 11'968,06 Punkte zurück. Das Tagestief steht derzeit bei 11'925. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 2,40 Prozent auf 1909,54 Punkte ein und der breite SPI 2,16 Prozent auf 15'136,45 Punkte. Innerhalb des SLI gibt es nur Verlierer.
Tagesgespräch sind Clariant mit einem satten Minus von über 17 Prozent. Der Chemiekonzern hat die für Mittwoch geplante Publikation seines Zahlenkranzes für das Jahr 2021 aufgrund von internen Hinweisen über mögliche Falschbuchungen von Rückstellungen und Wertberichtigungen verschoben. Betroffen seien die Geschäftsabschlüsse der Jahre 2021 und 2020. Die Hinweise auf Unregelmässigkeiten werden in Börsenkreisen als "eher unschön" bezeichnet, sollten sich die Anschuldigungen seitens von Whistleblowern bestätigen.
Bei den Blue Chips stehen Titel aus der Finanzbranche am meisten unter Druck. So geben Julius Bär (-5,1%), Partners Group (-4,3%) und Swiss Life (-3,9%) mit am meisten nach.
Auch die Valoren von UBS (-3,5%) und Credit Suisse (-4,2%) geraten unter starken Verkaufsdruck. Händler berichten von einer Kursschwäche, die sich über sämtliche europäische Bankaktien hinweg ziehe. Der Grund dafür dürfte in den zuletzt sprunghaft gestiegenen Risikoaufschlägen für Anleihen minderer Schuldnerqualität zu suchen sein. Diese Entwicklung veranlasst nun die Strategen der Bank of America, ihre Einschätzung für europäische Bankaktien auf "Marketweight" von "Overweight" zu senken.
Darüber hinaus leiden auch konjunktursensitive Aktien wie ABB (3,8%), Logitech oder Richemont (je -3,5%) überdurchschnittlich.
SGS (-3,% auf 2551 Fr.) werden zusätzlich von einer deutlichen Kurszielsenkung durch Goldman Sachs auf 2585 Fr. etwas gebremst, wobei das US-Institut gleichzeitig die Empfehlung "Sell" bestätigt hat.
Am besten halten sich noch Swatch mit einem knappen Minus von 0,1 Prozent. Der Titel erhält Rückenwind von einer Aufstufung durch die Bank of America direkt auf "Buy" von "Underperform" mit einem markant erhöhten Kursziel.
Nur geringe Verluste weisen auch Vifor Pharma (-0,3%) auf. Etwas gegen unten abgesichert bleibt der Gesamtmarkt durch die defensiven Novartis (-1,0%) und Nestlé (-1,2%), welche sich vergleichsweise besser halten als der Gesamtmarkt. Dasselbe lässt sich für die Genussscheine von Roche (-2,0%) nicht sagen.
Im breiten Markt fallen SNB (-13%), Spexis (-9,3%) oder GAM (-7,0%) mit hohen Abschlägen auf. Die Titel der SNB sind allerdings in den drei Wochen davor um über 2000 Franken auf ein Jahreshoch bei 7900 Punkten nach oben geschossen. Insofern ist hier das Potential für Gewinnmitnahmen auch relativ gross.
cf/rw
(AWP)