Gleichzeitig erholt sich die chinesische Wirtschaft nur schleppend von den Folgen der Pandemie. Im Gegenteil: Zuletzt ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China im Mai wider Erwarten tiefer in den kontraktiven Bereich gerutscht. Der Index ist damit den zweiten Monat in Folge gesunken. Dass sich die Schweizer Börse am Berichtstag von ihren europäischen Pendants abhebt, ist nicht zuletzt den defensiven Pharma-Schwergewichten zu verdanken.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert gegen 11 Uhr 0,49 Prozent fester auf 11'337,28 Punkten. Gleichwohl steuert der Leitindex auf eine leicht negative Mai-Bilanz zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,40 Prozent auf 1770,81 und der breite SPI 0,33 Prozent auf 14'925,51 Punkte. Im SLI kommen auf 20 Gewinner 10 Verlierer.

Bei den Blue Chips stechen die hohen Verluste von Swatch (-3,6%) und Richemont (-2,2%) in Auge. Die Titel werden von den schwachen Konjunkturdaten aus China belastet, da für beide Luxusgüterhersteller das Land ein zentraler Markt ist. Blickt man auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn, haben insbesondere Richemont bereits sehr ordentlich zugelegt.

Auch andere zyklische Papiere landen im Lichte der sich eintrübenden Aussichten für die Weltwirtschaft auf den Verkaufszetteln. So geben Schindler 0,8 Prozent, Adecco 1,4 Prozent und Kühne+Nagel 0,7 Prozent ab. Im Gesundheitssektor werden Sonova (-0,6%) und Straumann (-0,2%) und bei den Techwerten VAT (-0,5%) und Logitech (-0,4%) verkauft.

Die Aktien des Bankensoftwareherstellers Temenos verteuern sich hingegen um 0,8 Prozent. Börsianer weisen darauf hin, dass der oppositionelle Aktionär Petrus Advisers den Anteil am Genfer Unternehmen auf 3,4 Prozent ausgebaut hat. Damit sei ein Verkauf an einen industriellen Interessenten oder einen Finanzinvestor "etwas wahrscheinlicher" geworden.

Nach oben gezogen wird der Gesamtmarkt insbesondere von Novartis (+1,0%) und Roche (+0,9%). Vor allem Novartis hatten in den letzten Wochen stark verloren. Nestlé (+0,4%) tendieren ebenfalls freundlich. Am Vortag hatte der Wechsel auf der CFO-Position dem Lebensmittelhersteller ein Minus von mehr als 3 Prozent beschert.

Auch mit einigen Finanzwerten geht es kräftiger nach oben. Die Versicherer Swiss Life (+0,8%), Swiss Re (+1,4%) und Zurich (+1,5%) etwa bauen ihre jüngsten Gewinne aus. Die Bankaktien Credit Suisse (+0,5%), UBS (+0,2%) und Julius Bär (+0,3%) hinken etwas hinterher.

Im breiten Markt verteuern sich Dottikon nach Zahlen um 2,2 Prozent. Der Pharmazulieferer ist deutlich gewachsen und konnte die Marge trotz gestiegener Inputkosten auf hohem Niveau halten.

Accelleron ziehen nach einer Akquisition um 1,0 Prozent an. Der Turbolader-Hersteller kauft einen italienischen Spezialisten für Schiffsmotoren und kommt damit auf einen Schlag zu 7 Prozent mehr Umsatz. Trotz der Übernahme soll es eine Dividende mindestens auf Vorjahreshöhe geben.

Oerlikon (-4,1%) werden von einer deutlichen Kurszielsenkung durch die UBS zurückgebunden. Die abebbende Konjunktur in China könnte vor allem in der auf den Textilmarkt ausgerichteten Sparte Spuren hinterlassen, heissz es in einer aktuellen Studie. Rieter, ebenfalls im Textilgeschäft tätig, büssen 0,7 Prozent ein.

Idorsia (-0,1%) finden noch keinen Boden. Das Biotechunternehmen hat seit geraume Zeit Mühe, mehr Umsatz mit seinem neuen Schlafmittel zu generieren, dem einzigen zugelassenen Präparat. Gleichzeitig steht die Frage nach einer neuen Mittelbeschaffung im Raum. "Die Uhr tickt", sagte ein Marktbeobachter.

ra/uh

(AWP)