Q1 2023E
(in Mio Fr.)      AWP-Konsens    Q1 2022A  

Umsatz                1788          1780     
- Riechstoffe          829           810      
- Aromen               971           970     

                                 Q4 2022A
(in %)
Org. Wachstum          2,8           2,9    

FOKUS: Der Genfer Aromen- und Duftstoffhersteller dürfte im ersten Quartal wegen Lagerabbauten unter geringeren Absatzvolumen gelitten haben. Dazu gehen Analysten von einem negativen Wechselkurseinfluss auf die Umsätze aus. Preiserhöhungen zum Ausgleich der gestiegenen Rohstoffkosten dürften wiederum etwas Rückenwind gegeben haben.

Alles in allem ist sich die Analystengemeinde nicht ganz einig. Während die meisten von einem Umsatzanstieg ausgehen, erwarten einige auch einen Rückgang. Letzteres ist für den Branchenprimus, der in den letzten Jahren vom Wachstum verwöhnt wurde, nicht mehr üblich. Im Durchschnitt wird gemäss AWP-Konsens lediglich ein Zuwachs von 0,5 Prozent erwartet.

Auch beim organischen Wachstum sieht es weit weniger rosig aus als in den letzten Jahren. Schon im Schlussquartal 2022 lag dieses mit 2,9 Prozent unterhalb der vom Konzern angepeilten mittelfristigen Bandbreite von 4 bis 5 Prozent. Und für das Startquartal 2023 gehen die Analysten mit 2,8 Prozent im Durchschnitt gar noch von einem tieferen Wert aus. Dabei war es Givaudan die letzten Jahre gewohnt, problemlos die eigene Zielbandbreite zu erreichen oder darüber zu liegen, teilweise deutlich.

Für den weiteren Jahresverlauf gehen die Experten allerdings von einer Verbesserung der Volumenentwicklung aus. Auch dürfte der Druck durch höhere Rohmaterialkosten nachlassen. Gewinnzahlen publiziert Givaudan zum ersten Quartal jeweils nicht.

ZIELE: Einen quantitativen Ausblick auf den aktuellen Geschäftsgang gibt der Aromen- und Duftstoffkonzern jeweils ebenfalls nicht. Mittelfristig - d.h. innerhalb des noch bis 2025 laufenden Fünfjahreszyklus - peilt Givaudan aber ein organisches Wachstum von 4 bis 5 Prozent an. Zudem soll der freie Cash Flow bei mindestens 12 Prozent des Umsatzes liegen. Im Hinblick auf den Anstieg der Rohmaterialkosten ging Givaudan für das laufende Jahr zuletzt von 5 Prozent aus.

PRO MEMORIA: Im März geriet das Genfer Unternehmen in den Fokus wegen möglicher Preisabsprachen. Die Eidgenössische Wettbewerbskommission Weko hatte eine Kartelluntersuchung gegen die vier grössten internationalen Player der Duftstoffindustrie eingeleitet. Davon betroffen sind also auch der Genfer Konkurrent Firmenich sowie International Flavors & Fragrances aus den USA und die deutsche Symrise.

Es bestehe der Verdacht, dass die Unternehmen ihre Preispolitik koordiniert hätten, teilte die Weko mit. Sie hätten Konkurrenten möglicherweise daran gehindert, bestimmte Kunden zu beliefern und die Herstellung gewisser Duftstoffe beschränkt. Zur Klärung der Vorwürfe arbeitet die Weko mit den Wettbewerbsbehörden Grossbritanniens, der EU und den USA zusammen. An verschiedenen Standorten wurden auch bereits Hausdurchsuchungen durchgeführt. Für alle Beschuldigten gelte jedoch die Unschuldsvermutung, so die Weko weiter.

Analysten sahen in den Vorwürfen einen Rückschlag für die gesamte Duftstoffindustrie und damit auch für Givaudan. Was die Untersuchungen genau zu Tage bringen und welche Folgen - etwa in Form von Bussen - sie haben werden, bleibt derzeit aber ungewiss - zumal sich die Untersuchungen noch über Jahre hinziehen könnten. Abgesehen von möglichen Bussen besteht allerdings die Gefahr eines erheblichen Imageschadens und einer künftig schwächeren Position bei Preisverhandlungen, heisst es aus Expertenkreisen.

Anfangs April schloss der Genfer Konzern die im Februar angekündigte Übernahme eines Geschäftsbereichs für kosmetische Inhaltsstoffe des US-Unternehmens Amyris ab. Givaudan baut dadurch sein Active-Beauty Geschäft weiter aus. Auf pro-forma Basis hätte der Bereich den Angaben zufolge im Geschäftsjahr 2022 rund 30 Millionen US-Dollar zum Gruppenumsatz beigetragen. Ein Übernahmepreis wurde nicht genannt.

AKTIENKURS: Die im SMI gelisteten Givaudan-Aktien haben im laufenden Jahr um 9 Prozent zugelegt. Damit übertreffen sie den Gesamtmarkt klar (SMI +4,8%). Letztes Jahr gehörten Givaudan mit einem Minus von rund 41 Prozent jedoch zu den deutlichen Verlierern unter den Blue Chips.

jl/sr

(AWP)