Q1 2023E
(in Mio Fr.)     AWP-Konsens   Q1 2022A   

Rohertrag            2297        2942            
EBIT                  516        1120         

(in %)
Konversionsrate      22,3        38,1         

FOKUS: Bei Kühne+Nagel hat sich die Lage eingetrübt. Im vierten Quartal 2022 lagen alle wichtigen Kennzahlen klar unter den Werten der Vorjahresperiode. Und Anfang März hiess es vom Management, dass eine Trendwende nicht in Sicht sei.

Zur Erinnerung: In den letzten beiden Jahren hatte das Unternehmen stark von den Pandemieturbulenzen profitiert. Denn Warenströme zu organisieren, war in diesem Umfeld aufwendiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeitenden von Kühne+Nagel mussten kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen - gegen gutes Geld, versteht sich.

Für das Startquartal 2023 wird nun konkret im Schnitt beim Rohertrag von einem Rückgang von fast 22 Prozent ausgegangen. Mit dieser Zahl wird ausgedrückt, wie viel Geld bei Kühne+Nagel bleibt, nachdem die oft schwankenden Frachttarife der Reeder und Fluggesellschaften beglichen wurden.

Dies wird laut den Analysten auch auf die Gewinnzahlen durchschlagen. Es werden klar tiefere Werte prognostiziert. Und die Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag beschreibt und für das Management eine wichtige Kenngrösse ist, dürfte laut Analysten nur noch bei rund 22,3 Prozent nach 38,1 Prozent zu liegen kommen.

ZIELE: Der offizielle Ausblick für 2023 ist vage. Die seit vielen Jahren anhaltende positive Wachstums- und Ergebnisentwicklung soll sich laut dem Management fortsetzen. Diese Vorhersage wurde allerdings mit einem wichtigen Zusatz versehen. Denn sie gelte "unter Ausklammerung der aussergewöhnlichen Geschäftsvolumina und Ergebnisse in den Geschäftsjahren 2021 und 2022", welche die Folge des coronabedingten Feuerwerks gewesen seien.

Mittelfristig will Kühne+Nagel gleichwohl nicht auf das Vor-Coronaniveau zurückfallen, wie im März angekündigt wurde. Die Konversionsrate soll demnach bis 2026 fast so hoch bleiben wie während des Coronabooms (25-30%). Für die Ende 2022 abgeschlossene Strategieperiode galt ein Ziel von 16 Prozent. In den beiden Spezialjahren 2021 und 2022 wurden derweil ausserordentlich hohe Werte von 30 Prozent und mehr erreicht.

Wie im März erläutert wurde, sollen vor allem die See- und die Luftfracht hohe Konversionsraten erreichen. Konkret wird von diesen beiden Sparten ein Wert von über 40 Prozent angepeilt. Die Sparten Landverkehre und Kontraktlogistik sollen derweil Werte von über 10 Prozent rsp. von 7-9 Prozent liefern.

Erreicht werden soll die höhere Ertragskraft mit der sogenannten "Roadmap 2026". Die neue Strategie sieht unter anderem Mehrumsätze mit E-Commerce in der Höhe von 500 Millionen vor. Geplant ist ausserdem der Einstieg in neue Märkte.

So will der Konzern künftig stärker mit Anbietern aus dem Bereich erneuerbare Energien sowie mit Halbleiterherstellern zusammenarbeiten. "Wir wollen 2026 mit der Chipindustrie einen Umsatz von 500 Millionen erzielen", sagte CEO Stefan Paul. Geografisch seien Kunden in Japan und Korea im Fokus, aber auch Afrika werde wichtiger.

PRO MEMORIA: In die Schlagzeilen geriet Kühne+Nagel wegen der Credit Suisse - allerdings sehr indirekt. Weil die CS-Aktien nach der Übernahme durch die UBS dekotiert werden, wird im Börsenindex SMI ein PLatz frei. Und Kühne+Nagel gilt als heissester Kandidat, diesen zu beerben.

Wie üblich vermeldete das Unternehmen ausserdem in den letzten Wochen neue Aufträge. Zudem wurde angekündigt, die Präsenz in Westafrika auszubauen.

AKTIENKURS: Die Aktien von Kühne+Nagel haben im bisherigen Jahresverlauf um gut einen Viertel ihres Werts zugelegt, während der Gesamtmarkt (SPI) einen Anstieg um beinahe 9 Prozent verzeichnet hat. Im vergangenen Jahr büssten die Titel gut einen Viertel ihres Werts ein.

Homepage: www.kuehne-nagel.com

sr/ab/rw

(AWP)