H1 2022E
(in Mio Fr.)   AWP-Konsens    H1 2021A

Umsatz             5506         5583
EBITDA             2227         2317
EBIT               1056         1089
Reingewinn          830         1046

FOKUS: Analysten erwarten einen leichten Rückgang von Umsatz, während der Betriebsgewinn klar gesunken und der Reingewinn eingebrochen sein dürfte. Allerdings spielen hier mehrere Sonderfaktoren eine Rolle: Im ersten Quartal des Vorjahres hatten Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation der italienischen Tochter Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien für einen Einmalgewinn von 207 Millionen Franken gesorgt. Auf der anderen Seite hat die Swisscom im zweiten Quartal dieses Jahres eine Busse von knapp 72 Millionen Franken der Weko verbucht (s. Pro Memoria). Dies schlägt auf den Halbjahresgewinn. Zudem bekommt der grösste Telekomkonzern der Schweiz die Euro-Schwäche zu spüren, die das Resultat der italienischen Breitbandtochter Fastweb in Schweizer Franken drückt.

Operativ wird ein unspektakuläres Quartal erwartet. Preis- und Wettbewerbsdruck dürften in der Schweiz und in Italien angehalten haben. Auf der anderen Seite gibt die Swisscom Gegensteuer bei den Kosten.

Zudem kann man gespannt sein, welche Akzente der neue Konzernchef Christoph Aeschlimann setzen wird, der am 1. Juni sein Amt getreten hat. Der bisherige Firmenlenker Urs Schaeppi hat nach neun Jahren an der Spitze den Hut genommen (s. Pro Memoria). Zu Aeschlimanns dringenden Aufgaben zählt die Lösung des Glasfaserstreits mit der Weko (s. Pro Memoria). Hierzu erhoffen sich die Analysten Neuigkeiten.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2022 hielt der Konzern bei der Vorlage der Zahlen zum 1. Quartal an den bisherigen Zielen fest. Die Swisscom erwartet weiterhin einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken. Der EBITDA soll rund 4,4 Milliarden Franken erreichen und die Investitionen rund 2,3 Milliarden Franken. Die Dividende soll auch für das laufende Jahr bei 22 Franken bleiben, wenn die Ziele erfüllt werden. Weiterhin beabsichtigt die Swisscom wie in den Vorjahren auch 2022, die Kostenbasis um rund 100 Millionen Franken zu senken.

PRO MEMORIA: Die Swisscom hat Anfang Juni eine Niederlage gegen die Eidgenössische Wettbewerbsbehörde Weko erlitten. Das Bundesverwaltungsgericht hat die Busse der Weko aus dem Jahre 2016 in Höhe von 71,8 Millionen Franken gegen den Branchenprimus im Streit um Sportrechte bestätigt. Anfang Juli kündigte die Swisscom an, gegen den Entscheid Beschwerde vor Bundesgericht einzulegen. Die Busse hat der Konzern im zweiten Quartal 2022 verbucht.

Die Pannenserie bei der Swisscom ist weiter gegangen: Am 14. Juli kam es erneut zu einem teilweisen Ausfall der Notrufnummern wegen einer Störung im Mobilfunknetz. Bereits im vergangenen Jahr hatte es mehrere Netzausfälle gegeben, die sogar die Bundespolitik auf den Plan gerufen hatten. Bundesrätin Simonetta Sommaruga will angesichts der zahlreichen Pannen in der kritischen Infrastruktur Gegensteuer geben: Ihr Departement Uvek werde dem Bundesrat nächstens Bestimmungen zur Netzstabilität vorschlagen, hatte sie Ende Juni in einer Rede an einer Telekomtagung verkündet.

Der neue Swisscom-Verwaltungsratspräsident Michael Rechsteiner hat kürzlich in einem Interview davor gewarnt, dass die Schweiz beim Ausbau der 5G-Mobilfunktechnik den Anschluss zu verlieren drohe. Laut Rechsteiner ist die Schweiz bei 5G von einer Vorreiterposition ins hintere Mittelfeld abgerutscht. Aktuell seien in der Branche mehr als 3000 Baugesuche für Handyantennen hängig, was normalerweis mindestens drei Jahre zum Abarbeiten brauche. Aufgrund der stetig wachsenden Datenvolumen gebe es diese Zeit aber nicht.

Anfang Juni hat Christoph Aeschlimann das Amt des Konzernchefs von Schaeppi übernommen. Schaeppi hat nach neun Jahren an der Spitze den Hut genommen. Einen Nachfolger für Aeschlimann als Netz- und Technikchef hat die Swisscom noch nicht bekanntgegeben.

Derweil hat die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom) die bestehende Grundversorgungskonzession der Swisscom ohne Veränderungen um ein weiteres Jahr verlängert.

Darüber hinaus hat die Swisscom eine neue Abo-Familie lanciert, welche eine Reihe der bisherigen Abos ablöste.

Im Glasfaserstreit hat die Weko den Ausbau nach dem Einfasermodell mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht gestoppt. Rekurse der Swisscom gegen das Weko-Verdikt sind bis vor Bundesgericht gescheitert. Das Verbot hat die Partnerschaft mit Salt beim Glasfaserausbau auf Eis gelegt. Nun muss die Swisscom mit der Weko einen Ausweg aus der Sackgasse finden. Im schlimmsten Fall, wenn die Weko auf einem Ausbau mit vier Fasern beharre, hätte das Mehrkosten von 30 bis 40 Prozent zur Folge, erklärte die Swisscom. Bis Ende 2025 würde das 400 bis 600 Millionen Franken ausmachen. Zudem könnte man bis Ende 2025 nur noch 1 Million Haushalte mit den ultraschnellen Leitungen erschliessen. Das wären 500'000 Haushalte und Geschäfte weniger als geplant. Damit würde man nur noch 50 Prozent der Bevölkerung abdecken statt 60 Prozent.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie zählt zu den wenigen Titeln im SMI, die der Talfahrt der Börsen im laufenden Jahr weitgehend widerstanden haben. Aktuell notiert das Papier knapp unter dem Vorjahresschluss, während der Gesamtmarkt SMI um etwa 14 Prozent tiefer notiert.

jb/jg

(AWP)