Q1 2023E
(in Mio USD)            AWP-Konsens      Q1 22A  

Geschäftsertrag             8682          9382      
Geschäftsaufwand            6421          6634       
Konzernergebnis             1691          2136    

Gewinn vor Steuern          2206          2729       
- GWM                       1279          1362      
- Investment Bank            391           933        
- P&C Banking                538           428        
- Asset Management           138           175   
- Group Functions           -126          -112      

FOKUS: Der Zusammenschluss der Grossbanken UBS und Credit Suisse überstrahlt derzeit alles. Dennoch wird die UBS am kommenden Dienstag Zahlen zum ersten Quartal 2023 vorlegen. Diese dürften an dem Anlass aber eher zum Nebenschauplatz werden. Mit Blick auf die zahlreichen Unsicherheiten ist die Finanzgemeinde viel mehr an Aussagen zur geplanten Fusion interessiert.

Offene Fragen mit Blick auf den Zusammenschluss gibt es viele: etwa an welchen Bereichen und Standorten die UBS festhalten wird und natürlich wo und wie viele Stellen abgebaut werden. Dabei steht die Investmentbank bzw. die Abwicklungseinheit mit denjenigen Bereichen, die abgestossen oder zurückgefahren werden sollen, im Fokus. Eine Herausforderung hierbei ist etwa, dass die CS bereits Pläne für die Investmentbank hatte und diese bereits zum Teil umgesetzt hat, die UBS aber möglicherweise andere Pläne damit hat. So wollte die Credit Suisse etwa das Investment-Banking-Beratungsgeschäft abspalten, die UBS will nach ersten Aussagen aber daran festhalten.

"Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es viele Unbekannte. Der Markt unterschätzt die Herausforderungen der Integration signifikant - sowohl politisch als auch kulturell", meint etwa der zuständige Analyst der britischen Barclays Bank in einem Kommentar. Nicht einmal der Zeitpunkt des Transaktionsabschlusses sei bekannt, geschweige denn der Zustand der CS zum Zeitpunkt des Abschlusses. Der Analyst zählt als Beispiele für die vielen Unbekannten etwa Kosten für Rechtsstreitigkeiten, die Frage nach den staatliche Garantien für Verluste oder die möglichen Regulierungsvorschriften auf.

Ein Problem ist auch, dass die UBS und die Credit Suisse bis zum Abschluss der Übernahme weiterhin zwei eigenständige Institute sind und wie Konkurrenten agieren müssen. Viele Dinge kann das UBS-Management bis dahin also gar nicht entscheiden, geschweige denn umsetzen oder nur schon kommunizieren.

Auch beim Top-Management dürfte es noch zu weiteren Veränderungen kommen. Der neue und alte CEO Sergio Ermotti ist erst seit wenigen Wochen wieder im Amt und wird hier wohl noch Retuschen vornehmen. Spekuliert wurde etwa, Ermotti habe Gespräche mit einer Reihe ehemaliger UBS-Banker, unter anderem mit Tom Naratil, über eine mögliche Rückkehr geführt. Naratil war mehrere Jahre lang Finanzchef der UBS und hatte zuletzt gemeinsam mit Khan die Vermögensverwaltung der UBS geleitet.

Was abseits der anstehenden Übernahme den Geschäftsgang der UBS angeht, rechnen die Analysten für das erste Quartal mit einem Rückgang der Erträge und des Gewinns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zu beachten ist aber auch, dass das erste Quartal 2022 ein besonders starkes war - konkret das beste Quartalsergebnis seit der Finanzkrise vor 15 Jahren.

Ein Augenmerk legen Analysten bei den Zahlen auf Auswirkungen der gestiegenen Zinsen. Während sie von einer soliden Performance in der Vermögensverwaltung und einer überdurchschnittlichen im Schweiz-Geschäft ausgehen, dürfte das Investment Banking eher weiter unter den Unsicherheiten an den Finanzmärkten (US-Bankenkrise, Zinserhöhungen etc.) gelitten haben.

Das zeigt sich auch an den grossen US-Banken, die bereits über das erste Quartal 2023 berichtet haben. Im klassischen Investmentbanking, zu dem etwa die Betreuung von Firmen bei Börsengängen sowie Übernahmen und Fusionen zählt, herrschte wie schon im Vorquartal Flaute. Unter dem Strich starteten die meisten US-Finanzhäuser aber gut ins neue Jahr. Die Geldhäuser profitieren insbesondere von den Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation der US-Notenbank, was die Kreditvergabe deutlich lukrativer macht.

Ob sich die Situation bei der zu übernehmenden CS mittlerweile stabilisiert hat, dürfte sich derweil schon ein Tag vorher zeigen. Die Credit Suisse hatte sich kurzfristig entschieden, ihr Ergebnis zum abgelaufenen Quartal früher und zwar bereits am Montag offenzulegen. So sind die Informationen - etwa zu den Abflüssen von Kundengeldern - bereits auf dem Tisch, wenn sich die UBS-Führungsriege am Dienstag den Fragen von Investoren und Medien stellt.

ZIELE: Die finanziellen Ziele der UBS dürften nach dem Zusammenschluss mit der Credit Suisse obsolet sein. Mit Blick auf die neue kombinierte Bank hat die UBS folgende Kennzahlen kommuniziert:

. Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1):
  kurz- und mittelfristig beeinträchtigt von Integration/Umstrukturierung

. Gewinn je Aktie:
  Verbesserung ab Jahr 2027

. Kosteneinsparungen:
  >8 Mrd USD im Vergleich zum jetzigen Stand bis 2027

. Verwaltete Vermögen GWM, AM:
  rund 5 Bio USD

. Kapitalquoten am Tag 1:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote signifikant über Ziel von rund 13%
  - rund 56 Mrd USD Badwill (inklusive Abschreibung der CS-AT1-Anleihen) 
    anrechenbar auf CET1-Kapital

. Kapitalrückführung:
  - Steigende Bar-Dividende
  - Aktienrückkäufe vorübergehend ausgesetzt
  
. Buchwert des Anlagevermögens je Aktie (Tangible Book Value Per Share, TBVPS):
  74% Anstieg am Tag 1

Vor der Ankündigung der Übernahme hatte die UBS Anfang Februar 2022 ihre Mittelfristziele angepasst und diese zuletzt Ende Januar 2023 bestätigt. Diese lauteten wie folgt:

. Rendite auf hartem Kernkapital (RoCET1):
  15-18% (Q4: 14,7%; 2022: 17%)
  
. Kosteneffizienz: 
  - Cost-Income-Ratio 70-73% (Q4: 75,8%; 2022: 72,1%)

. Global Wealth Management (GWM):
  - Wachstum Vorsteuergewinn über den gesamten Zyklus 10-15%
  - Wachstum Nettoneugeldzufluss >5%
  
. Verwaltete Vermögen GWM, AM, P&C:
  >6 Bio USD (Ende Dezember: 3,96 Bio)

. Kapitalquoten:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote von rund 13% (2022: 14,2%)
  - CET1 Leverage Ratio von >3,7% (2022: 4,42%)

PRO MEMORIA: An einem Sonntag, dem 19. März 2023, kam es zur vom Bund orchestrierten Rettung der Credit Suisse: Die UBS erklärte sich auf Druck der Behörden bereit, die Erzrivalin zu übernehmen. Um die ins Straucheln geratene CS vor dem Zusammenbruch zu bewahren, hatten Vertreter des Bundes, der Aufsichtsbehörde Finma und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) über das Wochenende in einer Hauruckaktion diese Lösung ausgearbeitet.

Die SNB sprach eine Liquiditätshilfe von insgesamt 200 Milliarden Franken. Die UBS erhält zudem auch Garantien vom Bund. Diese gelten für einen bestimmten Teil des Portfolios im Zusammenhang mit der Abwicklung von verlustbringenden Teilen des CS-Investment-Banking. Allfällige Verluste bis zu einem Umfang von 5 Milliarden Franken muss die UBS selbst schultern. Danach übernimmt aber der Bund die nächsten 9 Milliarden.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie steht auf dem aktuellen Niveau (17,92 Fr., Freitag 11.30 Uhr) gut 4 Prozent höher als Ende 2022 (SMI +6%). Anfang März 2023 erreichten die Titel ein 52-Wochen-Hoch bei 20,85 Franken. Seit Bekanntgabe der CS-Übernahme sind sie aber relativ volatil mit eher sinkender Tendenz. Die CS-Aktie notiert derweil bei rund 0,78 Franken - dies entspricht in etwa dem Austauschverhältnis, welches für die Übernahme vorgesehen ist (22,48 CS-Aktien für 1 UBS-Aktie).

Homepage: www.ubs.com

sr/jl/ys/uh

(AWP)