Laut dem Konsens der Nachrichtenagentur AWP erwarten die Analysten 32,015 Milliarden Franken Umsatz im ersten Halbjahr, gegenüber 30,713 Milliarden Franken im ersten Halbjahr 2021. Der Core-Ebit dürfte gemäss der Schätzung von 11,652 Milliarden Franken auf 12,053 Milliarden gestiegen sein. 

Im Schnitt erwarten die Experten beim Pharmakonzern Roche damit keine grossen Überraschungen. Der Pharmakonzern dürfte in etwa im Rahmen der eigenen Ziele gewachsen sein und dieses Tempo auch für den Rest des Jahres in Aussicht stellen. Gleichwohl stellen Themen wie Inflation, strikte Corona-Massnahmen in China, die Nutzung von Coronatests sowie der Ukraine-Krieg auch für den Pharmakonzern mögliche Einflussfaktoren dar.

Nachdem in den vorangegangenen Quartalen ein Grossteil des Wachstums durch die Diagnostik-Sparte getragen wurde, gehen die Analysten nun davon aus, dass sich das Geschäft mit den Corona-Tests abgeschwächt haben dürfte. Das Pharmageschäft hingegen, das unter dem geänderten Patientenverhalten während der Pandemie etwa in der Onkologie eher gelitten hatte, dürfte sich nach Ansicht des zuständigen Vontobel-Analysten langsam wieder normalisieren.

Bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal hatte Roche den bisherigen Ausblick bestätigt. So peilt das Management um CEO Severin Schwan zu konstanten Wechselkursen ein Verkaufswachstum im stabilen bis niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Der Kerngewinn je Titel soll etwas stärker - nämlich im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich - zulegen. Ausserdem bleibt die Gruppe bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

Gleichzeitig wiederholte das Management die Erwartung, dass die Verkäufe von Covid-19-Medikamenten und -Diagnostika um rund 2 Milliarden auf etwa 5 Milliarden Franken sinken werden. Die Verkaufsrückgänge durch Biosimilars wiederum dürften sich 2022 auf rund 2,5 Milliarden belaufen. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2021 gingen dem Konzern wegen Nachahmerprodukten 4,5 Milliarden verloren.

Mehrere Probleme bei Produkte-Entwicklungen

Mit einem Kursverlust von derzeit um die 15 Prozent haben sich die Roche-Bons im bisherigen Jahresverlauf in etwa mit dem Markt entwickelt. Vor allem Studienrückschläge hatten den Papieren zeitweise klar zugesetzt. Konkurrent Novartis hat sich mit einem nahezu unveränderten Kurs in diesem Jahr damit deutlich besser gehalten.

Mit Blick auf die Pipeline hat Roche im Zeitraum April bis Juni einige Schlappen einstecken müssen. Schon die Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal war überschattet durch den Misserfolg mit dem Brustkrebskandidaten Giredestrant. Besonders verschnupft hat der Markt dann aber auf den Rücksetzer mit der neuartigen Lungenkrebstherapie Tiragolumab reagiert.

Etwas positiver sehen Analysten die EU-Zulassungen für Polivy und Tecentriq. Auch dass die SMA-Therapie Evrysdi in den USA nun bei Säuglingen eingesetzt werden darf, sei tendenziell positiv.

Interessant dürfte auch die Absatzentwicklung des Augenmittels Vabysmo sein, das mittlerweile in den USA und auch der Schweiz zugelassen ist. Es wird zwar auch ins Auge gespritzt, wie die derzeitige Standardtherapie, ermöglicht aber aufgrund seiner Wirkung längere Intervalle zwischen den einzelnen Behandlungen.

Unter dem Strich bleibe es aber dabei, dass sich das Hauptaugenmerk nun auf das Jahresende richte. Dann werden die Daten aus der Alzheimer-Studie mit dem Kandidaten Gantenerumab erwartet. Viele Analysten sehen sie zwar als eine Hoch-Risiko-Studie, rechnen aber dennoch mit einer starken Kursreaktion, egal wie die Daten ausfallen.

(AWP/cash)