Ende Mai waren insgesamt 98'004 Personen bei den RAVs als arbeitslos gemeldet, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Mittwoch mitteilte. Das war verglichen mit April ein Minus von 6387 und gegenüber dem von Corona belasteten Vorjahreswert ein Rückgang um 44'962 Personen.

Die Aufhellung am Arbeitsmarkt lässt sich auch an der Entwicklung der Arbeitslosenquote ablesen: Die lag vor Jahresfrist noch bei 3,1 Prozent, sank dann bis Ende 2021 auf 2,6 Prozent und notiert mittlerweile noch bei 2,1 Prozent (April 2,3%).

Die Arbeitslosenquote hatte letztmals im September 2019 bei 2,1 Prozent gelegen. Um einen noch tieferen Wert zu finden, muss man bis zum November 2001 zurückblättern (2,0%).

Saisonale Gründe

Die Arbeitsmarktlage habe sich im Mai vor allem aus saisonalen Gründen verbessert, sagte Oliver Schärli, Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung beim Seco, an einer Telefonkonferenz. Die um saisonale Faktoren bereinigte Arbeitslosenquote verharrte verglichen mit April wie von Ökonomen erwartet bei 2,2 Prozent.

Die Arbeitslosenquote ist üblicherweise saisonalen Schwankungen unterworfen, weil es in den Wintermonaten etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in der Gastronomie weniger Arbeit gibt. Im Frühling werden in den genannten Branchen wieder vermehrt Arbeitskräfte gesucht.

Der Schweizerische Arbeitsmarkt befinde sich in einer "hervorragenden" Verfassung, sagte Schärli und verwies darauf, dass auch die um saisonale Schwankungen bereinigte Arbeitslosenquote unter dem Vor-Corona-Niveau liege. Die Zahl der Arbeitslosen sei erstmals seit Mitte 2019 wieder unter die "magische" Schwelle von 100'000 gefallen.

Gute Aussichten

An den guten Beschäftigungsaussichten habe sich zuletzt nichts geändert, sagte Schärli. Das Seco als auch die Mitarbeitenden auf den RAVs schätzten daher die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten "vorsichtig optimistisch" ein.

Gleichwohl bleibe das Umfeld mit angespannten Lieferketten, dem Ukraine-Konflikt sowie der anziehenden Inflation anspruchsvoll. Der Schweizer Arbeitsmarkt habe sich aber in den letzten zehn Jahren als sehr widerstandsfähig erwiesen, der sehr gut mit Krisen umgehen könne.

Ukrainer kommen in Gastronomie unter

Mit dem Krieg in der Ukraine verändert sich auch das Umfeld am Schweizer Arbeitsmarkt. Bis dato haben fast 53'000 Flüchtlinge aus der Ukraine den Schutzstatus S erhalten, der auch dazu berechtigt, einer Arbeit nachzugehen.

Aber nur eine kleine Minderheit hat sich bisher an die regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gewandt. Bis Ende Mai haben sich 1173 Personen aus der Ukraine bei einem RAV angemeldet.

Schärli geht davon aus, dass die meisten Ukrainer bisher im Gastgewerbe untergekommen sind. "Die Branche sucht händeringend Mitarbeitende und das Gastgewerbe ist traditionell eine gute Einstiegsgewerbe", sagte er.

Der zweite Schwerpunkt liege im Sektor Informatik, Planung und Beratung. "Viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben gute Informatikkenntnisse", sagte Schärli.

ra/rw

(AWP)