Zwar könnte die Wirtschaftsleistung in Deutschland im dritten Vierteljahr 2022 nach Ansicht der Bundesbank noch "etwa unverändert geblieben sein". Doch die Aussichten sind trüb: "Im gerade begonnenen Winterhalbjahr werden die Abwärtskräfte voraussichtlich deutlich zunehmen." Das Fazit der Bundesbank-Volkswirte: "Insgesamt könnte die Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr deutlich sinken."
Für das Gesamtjahr 2022 sagen Prognosen dank Zuwächsen im ersten Halbjahr noch Wachstum für die deutsche Wirtschaft voraus. Der sich abzeichnende Konjunktureinbruch dürfte nach Einschätzung etlicher Ökonomen in Deutschland zwar heftiger ausfallen als in vielen anderen Ländern Europas, aber bei weitem nicht so schlimm werden wie im Corona-Krisenjahr 2020. Damals war das Bruttoinlandsprodukt der grössten Volkswirtschaft Europas um mehr als vier Prozent geschrumpft.
Ein Lichtblick ist der robuste Arbeitsmarkt. "In vielen Bereichen ist die Arbeitsnachfrage hoch", stellt die Bundesbank fest. "Über die Breite der Wirtschaft ist im Laufe des Winterhalbjahres also nicht von einer signifikanten Verschlechterung am Arbeitsmarkt auszugehen."
Ein Problem für Industrie und Verbraucher bleibt die Energieversorgung. "Eine Rationierung von Gas ist zwar aus heutiger Sicht eher nicht zu erwarten. Hohe Energiekosten können aber ähnlich wirken und dazu führen, dass insbesondere in der Industrie die Produktion sinkt", erklären die Bundesbank-Ökonomen. "Die erheblichen Kaufkraftverluste und die zurückhaltende Kauflaune der privaten Haushalte dürften zudem zu einem Rückgang des privaten Verbrauchs führen und auf die konsumnahen Dienstleistungen ausstrahlen."
Keine rasche Entspannung erwartet die Bundesbank bei den rasant gestiegenen Verbraucherpreisen: "In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate zweistellig bleiben, auch wenn einige neue Entlastungen in Kraft treten, beispielsweise die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf Gas und Fernwärme ab Oktober." Im September war die jährliche Teuerungsrate in Deutschland auf 10,0 Prozent gesprungen. Zweistellige Teuerungsraten gab es in Deutschland zuletzt im Jahr 1951. Hohe Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, sie können sich für einen Euro dann weniger leisten./ben/DP/ngu
(AWP)