"Die hohe Inflation und die Unsicherheit in Bezug auf die Energieversorgung und ihre Kosten beeinträchtigen dabei nicht nur die gas- und stromintensive Industrie sowie deren Exportgeschäfte und Investitionen, sondern auch den privaten Konsum und die davon abhängigen Dienstleister", erläuterten die Ökonomen der Bundesbank. Sie rechnen mit dem Beginn des Abschwungs im laufenden, dritten Quartal. In den letzten drei Monaten des laufenden Jahres dürfte die Wirtschaftsleistung dann merklich zurückgehen. "Dies dürfte wohl auch für das erste Quartal des kommenden Jahres gelten."

Im Frühjahr war Europas grösste Volkswirtschaft nach Daten des Statistischen Bundesamtes noch leicht um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Seitdem haben sich die Aussichten durch die Gaskrise deutlich eingetrübt. "Nachdem die russischen Gaslieferungen nach Deutschland weitgehend eingestellt wurden, ist die Lage bei der Gasversorgung in den kommenden Monaten äusserst angespannt", heisst es im Monatsbericht. Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Ifo Institut oder das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechneten zuletzt ebenfalls mit einer Rezession in Deutschland.

Die Menschen müssen sich nach Einschätzung der Notenbank in den nächsten Monaten auf zweistellige Inflationsraten einstellen. Die angekündigten Massnahmen des jüngsten Entlastungspakets, etwa zur Gasumlage oder Strompreisbremse, würden sich wohl erst Anfang des nächsten Jahres in den Verbraucherpreisen niederschlagen.

Preissprünge bei Energie infolge des Ukraine-Krieges und steigende Lebensmittelpreise heizen die Teuerung seit Monaten an. Tankrabatt und 9-Euro-Ticket, die bis Ende August befristet waren, sorgten zeitweise für eine leichte Abschwächung des Preisauftriebs. Zuletzt näherte sich die Inflation aber wieder der 8-Prozent-Marke. Im August stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,9 Prozent./mar/DP/bgf

(AWP)