Die Expertengruppe des Bundes prognostiziert für 2023 denn auch ein leicht höheres Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Vor drei Monaten war sie noch von einem Plus von 0,7 Prozent ausgegangen.

Auch die Prognose für das sporteventbereinigte BIP wurde angehoben, und zwar auf 1,1 von 1,0 Prozent. Weil Sportverbände wie Fifa, Uefa oder IOC ihren Hauptsitz in der Schweiz haben, wirken sich Fussball-Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele wegen der hohen Lizenzeinnahmen auf das hiesige BIP aus.

Weniger holprig

Seco-Konjunkturchefin Felicitas Kemeny begründet die minimal höheren Prognosen mit einer besser als erwarteten Entwicklung im ersten Quartal. "Indikatoren zeigen ein solides BIP-Wachstum an", sagte sie. Bislang war ein holprigerer Start ins Jahr 2023 vorhergesagt worden.

International präsentiere sich die Wirtschaftslage derzeit etwas positiver als noch in der Prognose von Dezember angenommen. In China etwa habe nach dem Ausstieg aus der Null-Covid-Politik eine deutliche Konjunkturerholung eingesetzt. Daneben hat sich die Energielage in Europa in den vergangenen Monaten entspannt.

Konsum steigt trotz Teuerung

Auf der negativen Seite hat sich laut den Bundesökonomen allerdings die Kerninflation in den grossen Industrieländern zuletzt weniger günstig entwickelt als erwartet. Und auch hierzulande sei mit zunächst verhältnismässig hohen Teuerungsraten zu rechnen. Konkret wird für 2023 eine Teuerung von 2,4 nach 2,2 Prozent vorhergesagt, für 2024 dann aber nur noch von unverändert 1,5 Prozent.

Der Konsum als wichtiges BIP-Element wird laut der Prognose gleichwohl nicht einbrechen, sondern im Gegenteil im Rahmen des langfristigen Durchschnitts von plus 1,5 Prozent zulegen. Die Kaufkraftverluste seien wegen der gewährten Lohnerhöhungen im Rahmen geblieben, so Kemeny. Ausserdem sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt für die Arbeitnehmer wegen der anhaltend starken Nachfrage nach Arbeitskräften positiv.

Tatsächlich wird deswegen die Arbeitslosigkeit im laufenden Jahr auch nur noch bei 2,0 statt 2,3 gesehen. Erst 2024 dürfte die Quote dann wegen der konjunkturellen Abkühlung auf 2,3 Prozent steigen.

Alles in allem sei für das Jahr 2023 weiterhin mit einem klar unterdurchschnittlichen Wachstum zu rechnen. Im Durchschnitt wächst die Schweizer Wirtschaft um rund 1,7 Prozent, sagte Kemeny. Das Seco erinnert daran, dass das BIP im Schlussquartal 2022 stagnierte. Damals bremste das internationale Umfeld insbesondere die Exportindustrie.

Für 2024 erwartet das Seco dann wieder Wachstumsraten nahe am Durchschnitt. Für 2024 lautet die BIP-Prognose auf 1,8 Prozent, sportevent-bereinigt auf 1,5 Prozent.

Keine Energiemangellage

Wie üblich werden die Risiken für die Prognose erwähnt. Insbesondere könnte sich die Inflation als noch nachhaltiger erweisen, hiess es in der Mitteilung. Zudem blieben Risiken wegen der Energieversorgung und der Energiepreise insbesondere mit Blick auf den kommenden Winter bestehen.

Die aktuellen Prognosen gingen davon aus, dass es auch im nächsten Winter nicht zu einer Mangellage komme. In einem solchen Fall wäre auch für die Schweiz mit einer Rezession und gleichzeitig hohem Preisdruck zu rechnen, so das Seco.

rw/ra

(AWP)